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Der Blick in die Zukunft: Bildung

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Geschichte und Gegenwart der Erziehungsphilosophie

Part of the book series: Ethik und Bildung ((ETHBI))

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Zusammenfassung

Wenn Bildung das Thema ist, geht es aus erziehungswissenschaftlicher und gesellschaftspolitischer Sicht immer um ein Projekt, das auf die unbekannte Zukunft gerichtet ist, auch wenn Bildungs- und Sozialisationsprozesse im Hic et nunc stehen und auf die Anforderungen der Gegenwart reagieren. Insofern ist Bildung ein Gegenwartsprojekt, auch wenn die Zukunft ihr Inhalt ist, denn wir können das Erziehen und Bilden nicht in die Zukunft verschieben, wenn wir von heute aus einen rationalen Einfluss auf die Zukunft ausüben wollen. So selbstverständlich und theoretisch unkompliziert dieser normative Bildungsanspruch auftritt, so schwierig erscheint seine praktische Umsetzung angesichts einer Gegenwart, die immer im Fluss ist.

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Notes

  1. 1.

    Das Konzept der Selbstsorge, auch wenn es im Sinne Foucaults als Konzept der Freiheit oder Selbstbefreiung von der Triebnatur gedacht wird, um in angeblich symmetrische Machtbeziehungen eintreten zu können (Foucault 1989), ist ohne Moralität. Der moralische Reflexionshorizont ist nämlich nicht das Resultat eines sogenannten ‚gesunden Egoismus‘, der sich aus Verstandesgründen zügelt und deshalb fundamentale Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens einhält. Der moralische Reflexionshorizont wird erst erreicht, wenn persönliche Vorteilsnahme – wie gemäßigt auch immer – bei der Entscheidungsfindung überhaupt keine Rolle spielt und stattdessen der reine Vernunftstandpunkt eingenommen wird, der laut Kant prinzipiell von allen vernünftigen Wesen eingenommen werden kann. Denn der ‚Grund der Verbindlichkeit‘ des (moralischen) Gesetzes liege nicht in der um sich selbst besorgten, egoistischen „Natur des Menschen“ oder den „Umständen der Welt“, sondern in den „Begriffen der reinen Vernunft“, d. h. in der Anerkennung seiner „absoluten Notwendigkeit“ (Kant, Grundlegung, BA IX).

  2. 2.

    Vgl. Buber 1979, S. 37. Buber erwähnt aber auch: „In bloßer Gegenwart läßt sich nicht leben, sie würde einen aufzehren, wenn da nicht vorgesorgt wäre, daß sie rasch und gründlich überwunden wird. Aber in bloßer Vergangenheit läßt sich leben, ja nur in ihr läßt sich ein Leben einrichten. Man braucht nur jeden Augenblick mit Erfahren und Gebrauchen füllen und er brennt nicht mehr.“ (Buber 1979, S. 38).

  3. 3.

    Das gilt auch für die Annahme eines Evolutionsprozesses, der ja in der Regel als ein natürlicher Prozess aus der Sache selbst heraus verstanden wird. Der damit erhobene, vermeintlich objektive Geltungsanspruch gegenüber einer bloß subjektiven Idee bildungsgeschichtlicher Höherbildung erweist sich aber auch als ein Konstrukt der Vernunft, dem das Prinzip der Entwicklung zu Grunde liegt, von der die Natur selbst aber gar keine Kenntnis hat und auch nicht zu haben braucht, um zu sein, was sie ist: Leben in Raum und Zeit.

  4. 4.

    Zum dialogisch diskursiven Unterricht vgl. Reitemeyer 2005.

  5. 5.

    Vgl. Oelkers 1992, S. 12.

  6. 6.

    Oelkers 1992, S. 12.

  7. 7.

    Entsprechend dünn ist die Forschungslage, so dass neben der einzigen deutschsprachigen Monographie von Oelkers (1992) nur ganz vereinzelte Aufsätze erschienen sind (Wigger 1990, Hügli 1998, Drerup 2019), die den Begriff „pädagogische Ethik“ im Titel tragen.

  8. 8.

    Oelkers 1992, S. 12.

  9. 9.

    Die Kritik des ‚heimlichen Lehrplans‘ bezieht sich vor allem darauf, dass er Zielsetzungen des offiziellen Lehrplans konterkariert. Vgl. Jäger und Gürber 2012.

  10. 10.

    Vgl. Rousseau 2019, S. 116.

  11. 11.

    Vgl. Meyer 2004.

  12. 12.

    Vgl. Gruschka 2007.

  13. 13.

    Vgl. Bacon 2001, S. 29, 43–45, 46–48.

  14. 14.

    Trotz des eschatologischen Hintergrunds (Gründung des Reichs Gottes) muss diese Welt erst einmal untergehen. Von ihr bleibt nichts Menschengemachtes übrig. Der Messias (auch Menschensohn genannt) muss wieder bei Null anfangen. Das Reich, das entstehen wird, ist dann nicht mehr von dieser Welt, ebenso wenig wie der Messias von dieser Welt ist. Er repräsentiert den neuen, moralischen Menschen, den diese Welt, die unter den Gesetzen der Natur, d. h. des physikalischen, chemischen und biologischen Lebens, steht, selbst nicht hervorbringen kann. Insofern hat die Hoffnung auf das Reich Gottes immer etwas Vergebliches, das in der Vorstellung eines ihm vorausgehenden Weltuntergangs unmissverständlich zum Ausdruck kommt. Denn diese Welt, an die wir Menschen uns klammern, weil wir keine andere haben, kann offenbar nicht gerettet werden. – Der Gedanke des notwendig kommenden Weltuntergangs hat seinen Ursprung in der jüdischen Mystik/Prophetie (vgl. z. B. Jes. 65,17, achtes Jahrhundert v.Chr.), wird aber erst in den späten biblischen Schriften (Dan. 11,40–12,13, 2. Jahrhundert v.Chr. Joh. 10, 1–11 u. 20,1–22,21, 1. Jahrhundert n.Chr.) ausgearbeitet. Vgl. dazu: Mahlmann 1971, S. 439 f. sowie Bloch 1980, S. 63.

  15. 15.

    Vgl. Link 1971, S. 1430.

  16. 16.

    Vgl. Reitemeyer 2019, S. 32 f.

  17. 17.

    Vgl. Feuerbach 1982. Vgl. auch Feuerbach 1843 sowie Feuerbach 1845. Siehe dazu Polcik et al. 2018. Als Online-Publikation steht zur Verfügung: Reitemeyer 2015.

  18. 18.

    Vgl. Marx 1969, S. 42, 69 f.

  19. 19.

    Vgl. Benjamin 1991, S. 702.

  20. 20.

    Schleiermacher 2000, S. 9.

  21. 21.

    Vgl. Platon, Nomoi, 923a.

  22. 22.

    Schleiermacher 2000, S. 9. Insofern der Altphilologe Schleiermacher nicht nur die platonischen Dialoge übersetzt, sondern auch einen Paradigmenwechsel innerhalb der Platonforschung ausgelöst habe (vgl. Rohls 2006), erscheint die Annahme der platonischen Wurzeln der schleiermacherschen Generationentheorie wohl nicht zu weit hergeholt. Damit kann die These, dass Schleiermacher das (moderne) Generationenverhältnis als erster entdeckt habe (vgl. Brüggen 1998, S. 273 ff.), so nicht aufrechterhalten werden.

  23. 23.

    Rousseau 2019, S. 287 ff.

  24. 24.

    Buber 1986, S. 44.

  25. 25.

    Buber 1979, S. 10.

  26. 26.

    Stellvertretend für viele andere Philosophen wären in diesem Zusammenhang als herausragende Vertreter eines „realen Humanismus“ (Marx und Engels 1962, S. 7) in ihrem jeweiligen Jahrhundert etwa Michel de Montaigne, Immanuel Kant, Ludwig Feuerbach und Max Horkheimer zu nennen.

  27. 27.

    Vgl. Reitemeyer 2007, S. 15–17.

  28. 28.

    Buber 1986, S. 10.

  29. 29.

    Buber 1986, S. 10.

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Reitemeyer, U. (2023). Der Blick in die Zukunft: Bildung. In: Bähr, M.E., Sölch, D. (eds) Geschichte und Gegenwart der Erziehungsphilosophie. Ethik und Bildung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67561-8_5

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