Zusammenfassung
Nachfolgend wird unter Technik „die Gesamtheit derjenigen kreativ und kunstfertig hervorgebrachten Verfahren und Einrichtungen […] verstanden, die in Handlungszusammenhänge als Mittler eingebaut werden, um Tätigkeiten in ihrer Wirksamkeit zu steigern, um Wahrnehmungen in ihrem Spektrum zu erweitern und um Abläufe in ihrer Verlässlichkeit zu sichern“. In diesem Sinn verstandene Technik umfasst sowohl instrumentell einsetzbare materielle Artefakte als auch handlungspraktische Kunstfertigkeiten, die dazu eingesetzt werden, in einer Umwelt „intendierte Zustände zu erzielen und unerwünschte zu vermeiden“. Anthropologisch betrachtet arbeiten Techniken einerseits an der kompensatorischen Vervollkommnung der anthropologischen Grundausstattung sowie an der Endlichkeit, Sterblichkeit und Kontingenz menschlicher Existenz, andererseits an gesellschaftlich und ökonomisch bestimmten Handlungszwängen sowie schließlich auch an der spielerischen Weiterentwicklung menschlicher Möglichkeiten. Techniken stehen daher immer auch in Spannung zur anthropologischen Grundausstattung – und zwar sowohl in positiver, bereichernder wie in negativer, schädigender oder gar zerstörerischer Spannung.
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Dederich, M., Zirfas, J. (2024). Einleitung: Technische Kompensationen und Erweiterungen. In: Dederich, M., Zirfas, J. (eds) Optimierung. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67307-2_41
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