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Else Torge, Das Urteil des Salomo

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König, Weiser, Liebhaber und Skeptiker

Part of the book series: Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion ((STLIRE,volume 4))

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Zusammenfassung

Die Geschichte vom sprichwörtlich gewordenen salomonischen Urteil (1 Kön 3,16–28) dient im biblischen Kontext als Illustration der Weisheit König Salomos, die ihm im vorhergehenden Abschnitt auf seinen Wunsch hin von Gott verliehen wurde (1 Kön 3,5–15) – der Schlussvers der Erzählung über Salomos Urteil sagt dies ausdrücklich: „Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten.“ (1 Kön 3,28). Da Salomo sich „ein hörendes Herz“ erbat, „damit er das Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist“ (1 Kön 3,9), bot es sich an, einen schwierigen Rechtsfall darzustellen, den Salomo in der königlichen Funktion als oberster Richter entscheidet.

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Notes

  1. 1.

    Da Salomo in der Erzählung namentlich nicht genannt wird, besteht in der Exegese die Vermutung, dass eine ursprünglich vom Kontext unabhängig umlaufende Episode über einen weisen königlichen Richter sekundär auf Salomo bezogen wurde.

  2. 2.

    Brecht, Der Augsburger Kreidekreis. Vgl. dazu Schöpflin, Die Bibel in der Weltliteratur, 153–155. Brecht dramatisierte wenig später den Stoff in dem Drama Der kaukasische Kreidekreis (1944/1945) in den USA entstanden, deutsche Uraufführung 1954) und stellte das Geschehen in eine Rahmenhandlung, die in der Sowjetunion angesiedelt ist und die Aufführung der Kreidekreisgeschichte kommentiert.

  3. 3.

    Vgl. Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten, 203; Art. Torge, Else. Deutsches Literatur-Lexikon, Sp. 225–226; Hacker, Lucia, Schreibende Frauen um 1900, 2007.

  4. 4.

    Torge, Das Urteil des Salomo, 1911.

  5. 5.

    Dieser Gesangstext ist ein Zitat, nämlich Hld 1,7a.

  6. 6.

    Ps 143,2 zitiert in I 11, 40.

  7. 7.

    Zur Institution der Schwager- oder Leviratsehe vgl. Dtn 25,5–10.

  8. 8.

    Vgl. in ihrem Monolog: „Wenn Ihr wüßtet, wie sehr es mich dürstet nach einem Mann! So, – daß es mich brennt und kann’s kaum noch ertragen!“ (I 9, 35)

  9. 9.

    Welch hohen Stellenwert die Verwirklichung der Beziehung zu Ben Hassan für sie besitzt, drückt sie wenig später gegenüber Hiram aus: „Sag, daß ich mich einmal satt essen darf, daß ich nicht sterben muß, wie Moses, – im Angesicht des heiligen Landes!“ (II 6, 61). Sie nimmt darin das biblische Motiv auf, dass Gott Mose den Einzug in das Gelobte Land verwehrt (Dtn 1,37; 4,21; 32,52) und es ihn nur von ferne sehen lässt (Dtn 34,1); damit bleibt Mose nach Jahrzehnte langen Mühen die eigentliche Erfüllung versagt.

  10. 10.

    Als Beispiel für die ideale männliche Haltung hat Basmath Hiram vor Augen, der den Cheruben das Antlitz seiner verstorbenen Frau gab (vgl. I 4, 19), und damit seine dauerhafte Liebe und Wertschätzung für diese ausdrückte.

  11. 11.

    Für dies Motiv mag Conrad Ferdinand Meyers (1825–1898) Novelle Gustav Adolfs Page (1882) Pate gestanden haben.

  12. 12.

    Dabei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Zitaten: Hld 5,10–11; 1,13; 6,3a; 7,11a//2,16a; 8,3.

  13. 13.

    Das blaue Band, welches das tote Kind am Handgelenk trägt, ist als Identitätsnachweis unbrauchbar; denn es kann vertauscht worden sein – vgl. dazu I 5, wo dies spielerisch geschah.

  14. 14.

    „Herr, mein Gott, du hast mich zum König gemacht an meines Vaters David statt. So wollest du deinem Knecht geben ein gehorsames Herz, daß er dein Volk richten möge und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag ein mächtiges Volk zu richten?“ (Zwischenakt 2, 98).

  15. 15.

    Ps 55,2–3.5.

  16. 16.

    „Er hat mich gequält jede Stunde des Tages und der Nacht, — das haben keines anderen Menschen Augen gesehen! Bis ich mich der Gemeinschaft mit ihm schämte vor mir selbst!“ (IV 2, 107).

  17. 17.

    Laut Szenenanweisung deckt er Basmath mit seinem Mantel, eine Geste, die sich in Rut 3,9 und Ez 16,8 findet und dort auf die eheliche Verbindung von Mann und Frau verweist. Möglicherweise handelt es sich um ein Element, das Bestandteil des Eheschließungsrituals war.

  18. 18.

    Zu bedenken ist, dass Basmath schon in jungen Jahren einerseits ihr Emanzipationsbestreben zeigte, indem sie als Speerknabe verkleidet mit den Männern in den Krieg zog, andererseits auch bereits ihren Hang zu romantischer Idealisierung besaß, wenngleich sie seinerzeit eine ernüchternde Erfahrung machte.

  19. 19.

    Eine ausführliche Darstellung der herrschenden Normen, Konventionen und Einstellungen, die in der Gesellschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert herrschten, und deren Veränderungen innerhalb des deutschen Kaiserreiches bietet – differenziert nach sozialen Milieus – Nipperdey, Deutsche Geschichte, in den Kapiteln „Familie“ (43–73), „Frauen“ (73–95) und „Sexualität“ (95–112). Für Else Torge ist dabei jeweils die bürgerliche Ausrichtung relevant.

  20. 20.

    Nipperdey, Deutsche Geschichte, 75. Dies gilt insbesondere auch für die sozialdemokratische Frauenbewegung: „Die Familie blieb auch für Sozialistinnen selbstverständlich, ja ideal; was man erstrebte, war mehr Partnerschaft, aber nicht eine unbedingte Einebnung der Rollen, nicht die Berufsarbeit der verheirateten Frauen.“ Ebd., 93.

  21. 21.

    Nipperdey, Deutsche Geschichte, 107. Er beschreibt das normgerechte Sexualverhalten der Zeit: „Nur die beherrschte Sexualität entsprach der Überwindung der triebhaften Natur durch den Willen des Menschen, der Überwindung des Egoismus und des Hedonismus durch Altruismus und Pflicht, der Einfügung in die Gemeinschaft.“ (Ebd., 96). Es gab „den Natur- und Vitaltatbestand Sexualität, Sexualität als Trieb und Drang. Das war aber vor allem eine Sache der Männer. Frauen wurden zuerst von ihrer Rolle als Mutter her definiert, hütend und beschützend, gleichsam von Natur auf Ordnung und Tugend aus, und dann von der Rolle des jungfräulichen, des ‚unschuldigen‘ Mädchens. Die Frau war von Natur Wächter der Respektabilität gegen alle Übersexualität und Untreue der Männer.“ (Ebd., 97).

  22. 22.

    Bei der Gerichtverhandlung spricht Basmath die sexuelle Qual an, die sie in ihrer Ehe erlitten hat: „Er hat mich gequält jede Stunde des Tages und der Nacht, – das haben keines anderen Menschen Augen gesehen! Bis ich mich der Gemeinschaft mit ihm schämte vor mir selbst!“ (IV 2, 107).

  23. 23.

    Nipperdey, Deutsche Geschichte, 107–108. Literarische Beispiele dazu finden sich auch von Männern, so z. B. Frank Wedekind (1864–1918), beginnend mit Frühlings Erwachen (1891).

  24. 24.

    Man mag fragen ob sich im Verhältnis Basmaths zum Mann, nach dem sie sich sehnt und dem sie sich zu unterwerfen bereit ist, die Maßgabe widerspiegelt, der Gott die Frau in Gen 3,16 unterwirft: „Und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“

  25. 25.

    Bemerkenswert ist, dass die Königin eine gewisse Analogie zu Basmath bildet – sie will Salomo haben, erreicht ihr Ziel aber ebenso wenig, weil Salomo aus Staatsräson König von Israel bleiben will (vgl. Zwischenakt, 96). Obwohl die Königin emanzipiert ist – sie übt Herrschaft in ihrem Reich aus, was Frauen in der alten Welt unter bestimmten Umständen möglich war, und sie zeigt Salomo ihr Interesse an ihm –, bleibt auch ihr das angestrebte Glück mit einem Partner versagt, der ihrem Ideal entspricht.

Literatur

  • Bertolt Brecht. Der Augsburger Kreidekreis. In: B. Brecht, Kalendergeschichten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1953, 5–22.

    Google Scholar 

  • Franz Brümmer. Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 7. Leipzig: Reclam 61913.

    Google Scholar 

  • Art. Torge, Else. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-Bibliographisches Handbuch, begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Carl Ludwig Lang, Dritte, völlig neu bearbeitete Auflage. 23. Band: Tilka – Trugstedt, Zürich / München 2003, Sp. 225–226.

    Google Scholar 

  • Lucia Hacker. Schreibende Frauen um 1900. Rollen – Bilder – Gesten. Münster: LIT Verlag 2007.

    Google Scholar 

  • Conrad Ferdinand Meyer. Gustav Adolfs Page. Leipzig: H. Haenel 1882.

    Google Scholar 

  • Thomas Nipperdey, Deutsche Geschichte 1866–1918. Band I: Arbeitswelt und Bürgergeist. München: Beck 21991.

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  • Karin Schöpflin. Die Bibel in der Weltliteratur. Tübingen: Mohr Siebeck 2011 (UTB 3498).

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  • Else Torge. Das Urteil des Salomo. Schauspiel in vier Akten und einem Zwischenakt. Berlin: Paetel 1911.

    Google Scholar 

  • Frank Wedekind. Frühlings Erwachen. Zürich: Jean Groß 1891.

    Google Scholar 

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Schöpflin, K. (2022). Else Torge, Das Urteil des Salomo. In: Deinhammer, E., Gillmayr-Bucher, S., Krainer, A., Rohrbacher, I. (eds) König, Weiser, Liebhaber und Skeptiker. Studien zu Literatur und Religion / Studies on Literature and Religion, vol 4. J.B. Metzler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-63588-9_14

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