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Mystifizierung der Quantenmechanik und Trivialisierung der Teilchenphysik

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Kohärenz im Unterricht der Elementarteilchenphysik
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Zusammenfassung

Darstellungen der modernen Physik in der Schule bewegen sich häufig im Spannungsfeld zwischen den Polen der Mystifizierung und Trivialisierung. Ersteres charakterisiert viele populäre und didaktische Darstellungen der Quantenmechanik. Hier wird also gleichsam ihre „Unverstehbarkeit“ insinuiert. Kurioserweise scheinen viele Darstellungen der Teilchenphysik zum anderen Extrem zu neigen, d. h. ihren Gegenstand zu trivialisieren. Ein „Verstehen“ im anspruchsvollen Sinne erscheint dann überflüssig, denn die Erklärungsmuster nutzen vertraute und klassische Modelle. Dieser Beitrag beschreibt diesen Sachverhalt, ordnet ihn lerntheoretisch ein und macht Vorschläge für ein „mittleres Register“ zwischen den beiden Polen.

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Notes

  1. 1.

    Nur am Rande sei angemerkt, dass die Gegenüberstellung von „klassischer“ und „moderner Physik“ nicht unproblematisch ist. Sie betont nicht nur den Bruch zwischen beiden, sondern unterstellt auch jeweils ihre Einheitlichkeit (Staley 2005; Gooday und Mitchell 2013).

  2. 2.

    Man beachte, dass zur zusätzlichen Steigerung des Effekts nicht bloß das Schicksal zweier (zufällig) gleich alter Menschen betrachtet wird, von denen einer auf der Erde verbleibt und der andere eine Raumfahrt mit hoher Geschwindigkeit absolviert.

  3. 3.

    Bekannte Beispiele für solche Alltagsvorstellungen sind die Stromverbrauchsvorstellung, die Vorstellung „Wolle wärmt“, „Luft ist nichts“ oder „etwas Schweres schwimmt nicht“; siehe etwa Müller et al. (2004).

  4. 4.

    Ein solcher experimenteller Befund ist etwa die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Aus diesem Postulat zusammen mit dem Relativitätsprinzip folgt im Wesentlichen die gesamte Konzeption.

  5. 5.

    Die Online-Ausgabe des Duden gibt für „Mystifizieren“ folgende Bedeutungsübersicht: „Einer Sache ein geheimnisvolles, undurchschaubares Gepräge geben, sie mystisch betrachten“. Als Synonyme werden die Begriffe „irreführen“ und „täuschen“ vorgeschlagen. Im Bedeutungshorizont von „mystisch“ finden sich die Begriffe „nicht zu begreifen, unfasslich, unheimlich, unklar, unverständlich“ (Dudenredaktion(o. J.) 2018).

  6. 6.

    Bei LEIFI-Physik handelt es sich um ein deutschsprachiges Webportal, dass von zwei inzwischen pensionierten Physiklehrern gegründet wurde. Die Materialien sollen für Schülerinnen und Schüler verständlich sein, werden aber sicherlich auch häufig von Physiklehrenden zur Unterrichtsvorbereitung genutzt. Im Jahr 2011 wurden Ernst Leitner und Ulrich Finckh für dieses Projekt mit dem Georg-Kerschensteiner-Preis der DPG ausgezeichnet.

  7. 7.

    Die klassische Referenz für diese Position ist die Arbeit von Ballentine (1970). Das glänzende Lehrbuch dieses Autors beruht ebenfalls auf diesem Ansatz (Ballentine 1998). Innerhalb der Didaktik der Quantenmechanik wird eine ähnliche Position im milq-Projekt vertreten (Damaschke et al. 2010). Allerdings finden sich im Material des Münchner Konzepts immer noch Hinweise auf das Messproblem der Quantenmechanik, die vor dem Hintergrund einer Ensemble-Deutung unverständlich erscheinen.

  8. 8.

    Man mag an dieser Stelle einwenden, dass die Quantenmechanik ja genau dies sei, nämlich ein letztlich (noch?) unverstandener Formalismus. Für einen sehr elaborierten Begriff von „Verstehen“ mag dies in der Tat zutreffen. Ich glaube jedoch, dass für die realistischen Ziele von schulischen Bildungsprozessen in der Quantenmechanik sehr viel „verstanden“ werden kann und muss, bevor z. B. die offenen philosophischen Grundlagenfragen in Reichweite kommen.

  9. 9.

    Die „Reifizierung“ (von lat. res = Sache, Ding oder Gegenstand; d. h. mit „Verdinglichung“ zu übersetzen) betrachtet David Mermin als „schlechte Angewohnheit der Physiker“ (Mermin 2009). Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die zahlreichen Leserbriefe, die dieser Beitrag in Physics Today provoziert hat.

  10. 10.

    Das Wuppertaler Curriculum der Elementarteilchenphysik, das in Kap. 8 vorgestellt wird, konkretisiert diese Eckpunkte genauer.

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Passon, O. (2020). Mystifizierung der Quantenmechanik und Trivialisierung der Teilchenphysik. In: Passon, O., Zügge, T., Grebe-Ellis, J. (eds) Kohärenz im Unterricht der Elementarteilchenphysik. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-61607-9_5

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