Zusammenfassung
Diese Einleitung zum Sammelband „Regionalentwicklung in Ostdeutschland“ gibt einen kurzen Überblick über die bisherige Forschung zu Ostdeutschland, deren Erkenntnisse oft an der westdeutschen Realität als Vergleichsgröße gemessen werden. Dazu zählen Befunde zu Abwanderung, demographischem Wandel und wirtschaftlicher Strukturschwäche. Es wird argumentiert, dass der Blick über vereinheitlichende und stereotype Bilder von Ostdeutschland hinaus gehen muss. Der Beitrag der Geographie zu dieser Diskussion wird darin gesehen, Ostdeutschland nicht als feststehende Raumkategorie, sondern als „gewordene Region“ zu betrachten. Eine geographische Perspektive fokussiert auf die Einbettung Ostdeutschlands in überregionale und internationale Entwicklungen, sowie auf die kleinräumigen Differenzierungen und Ungleichheiten, die auch innerhalb Ostdeutschlands bestehen. Letztlich ist Ostdeutschland als politische Raumkategorie zu verstehen, die gleichzeitig Ausdruck und Ort der Aushandlung verschiedener politischer Interessen ist.
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Becker, S., Naumann, M. (2020). Regionalentwicklung in Ostdeutschland – Geographien einer Transformation. Zur Einleitung. In: Becker, S., Naumann, M. (eds) Regionalentwicklung in Ostdeutschland. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60901-9_1
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