Zusammenfassung
Aufrufe zum Kulturwandel häufen sich gegenwärtig in Wirtschaft und Politik. Was genau damit gemeint ist, bleibt dabei oft unklar. Vernachlässigung der Unternehmenskultur gilt aber auch als einer der häufigsten Gründe, warum der Wandel von Organisationen misslingt. Im folgenden Beitrag wird ein Vorschlag unterbreitet, wie Unternehmenskultur gemessen und gestaltet werden kann. Unter Kultur werden gemeinsame Überzeugungen, Werte und Regeln verstanden, die in mehr oder weniger tief empfundenen Gefühlen der Billigung oder Missbilligung verankert sind. Behandelt werden Beiträge zur Konzeptualisierung von Kultur, wie sie in den Sozialwissenschaften und der Neuroforschung diskutiert werden. Ihre „soziale Natur“ motiviert Menschen, nach Bindung und Anerkennung durch Mitglieder ihrer Spezies zu streben. Kultur prägt dieses Bedürfnis, allerdings auf sehr vielfältige Weise. Je besser die Kultur einer Organisation mit den erworbenen Überzeugungen, Werten und Regeln ihrer Mitglieder übereinstimmt oder zumindest mit ihnen vereinbar ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass sie die emotionale Bindung fördert, die Gesundheit und das Betriebsergebnis. Diese These wird auf Basis einer Stichprobe aus 17 Organisationen (6750 Fälle) überprüft.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in: B. Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2016, DOI 10.1007/978-3-662-49413-4_7
- 2.
Einen Überblick über den Einfluss der „Gesundheitskultur“ auf das Bewegungs-, Ernährungs- und Rauchverhalten geben Aldana et al. (2012). „Gesundheitskultur“ bleibt dabei allerdings undefiniert. Und die Autoren verweisen selbst in ihrem Fazit auf erheblichen Forschungsbedarf zum Zusammenhang zwischen „Gesundheitskultur“, „gesünderem Verhalten“ und „Betriebsergebnissen“ (Aldana et al. 2012, S. 418).
- 3.
ProSoB ist ein Akronym für Produktivität von Sozialkapital in Betrieben.
- 4.
df = Degrees of Freedom (Freiheitsgrade)
- 5.
- 6.
Die aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellten Faktorladungen der einbezogenen latenten Merkmale sind durchweg signifikant (p < 0,001) und ausreichend hoch > 0,500 bzw. bei zwei Indikatoren ∼0,500.
Literatur
Adolphs R (2003) Cognitive neuroscience of human social behavior. Nat Rev, Neurosci 4:165–178
Aldana SG, Anderson DR Adams TB, Whitmer W, Merrill RM, George V, Noyce J (2012) A review of the knowledge base on healthy worksite culture. Am Coll Occup Environ Med 54(4):414–419
Backhaus K, Erichson B, Weiber, R (2011) Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung. Springer, Heidelberg
Backhaus K, Erichson B, Weiber R (2013) Fortgeschrittene Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung, 2. Aufl. Springer Gabler, Berlin
Badura B (2013) Auf der Suche nach den Wurzeln von Gemeinsinn und Solidarität. In: Badura B, Greiner W, Rixgens P, Ueberle M, Behr M (Hrsg) Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg, 2. Aufl. Springer Gabler, Berlin, S 1–18
Badura B (2017) Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. Mitarbeiterbindung durch Kulturentwicklung. Springer Gabler, Berlin
Badura B, Walter U (2014) Führungskultur auf dem Prüfstand. In: Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg) Fehlzeiten-Report 2014. Erfolgreiche Unternehmen von morgen – gesunde Zukunft heute gestalten. Springer, Berlin, S 139–161
Badura B, Greiner W, Rixgens P Ueberle M, Behr, M (2013) Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg, 2. Aufl. Springer Gabler, Berlin,
Becker TE, Klein HJ, Meyer JP (2009) Commitment in organizations: Accumulated wisdom and new directions. In: Klein HJ, Becker TE, Meyer JP (eds) Commitment in organizations. Routledge, New York, pp 419–452
Brücker H, Bock-Rosenthal E, Rixgens P (2004) Fragebogen zu interprofessionellen Arbeitsstrukturen im Krankenhaus: 10 Instrumente für die schriftliche Befragung von Führungskräften und Mitarbeitern in 5 verschiedenen Berufsgruppen. Forschungsprojekt „Interprofessionelle Arbeitsstrukturen im Krankenhaus“, Fachbereich Pflege, Fachhochschule Münster, Münster
Cameron KS, Quinn RE (2011) Diagnosing and changing organizational culture. Jossey Bass, San Francisco
Christ O, Schlüter E (2012) Stukturgleichungsmodelle mit Mplus: eine praktische Einführung. Oldenbourg, München
Damasio AR (1994) Descartes‘ Irrtum. List, München
Durkheim E (1965) Die Regeln der soziologischen Methode. Luchterhand, Neuwied
Durkheim E (1984) Die elementaren Formen des religiösen Lebens. Suhrkamp, Frankfurt
Ehresmann C (2017) Burn-out und das Sozialkapital von Organisationen – auf die Bindung kommt es an. Eine quantitative Analyse zu Sozialkapital, emotionaler Bindung und psychischer Erschöpfung am Beispiel von Mitarbeitern in medizinischen Rehabilitationskliniken. Dissertation an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
Elias N (1976) Über den Prozess der Zivilisation, Bd I. Suhrkamp, Frankfurt
Felfe J, Wombacher J (2016) Commitment und Mitarbeiterbindung. In: Badura B, Ducki A, Schröder H, Klose J, Meyer M (Hrsg) Fehlzeiten-Report 2016: Unternehmenskultur und Gesundheit - Rahmenbedingungen, Einflüsse, Potenziale. Springer, Heidelberg, S 129-138
Freud S (1974) Kulturtheoretische Schriften. Fischer, Frankfurt
Freud S, Breuer J (1973) Studien über Hysterie. Fischer, Frankfurt
Geiser C (2010) Datenanalyse mit Mplus. Eine anwendungsorientierte Einführung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Graham JW (2012) Missing data. Analysis and design. Springer Science+Business Media, New York
Han S, Northoff G, Vogeley K, Wexler BE, Kitayama S, Varnum MeW (2013) A cultural neuroscience approach to the biosocial nature of the human brain. Ann Rev Psychol 64:35–359
Hartnell CA, Ou AYO, Kinicki A (2011) Organizational culture and organizational effectiveness: a meta-analytic investigation of the competing values framework´s theoretical suppositions. J Appl Psychol 96(4):677–694
Hauser F, Schubert A, Aicher M (2008) Unternehmenskultur, Arbeitsqualität und Mitarbeiterengagement in den Unternehmen in Deutschland. Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Bonn
Hoelter JW (1983) The analysis of covariance structures. Goodness of fit indices. Sociol Meth Res 11(3):325–344
Insel TR (2003) Is social attachment an addictive disorder? Physiol Behav 79:351–357
Jahoda G (2012) Critical reflections on some recent definitions of „culture“. Cult Psychol 18(3):289–303
Kandel E (2014) Das Zeitalter der Erkenntnis. Die Erforschung des Unterbewussten in Kunst, Geist und Gehirn von der Wiener Moderne bis heute. Pantheon, München
Klein HJ, Molloy JC, Cooper JT (2009) Conceptual foundations: construct definitions and theoretical representations of workplace commitments. In: Klein HJ, Becker TE, Meyer JP (eds) Commitment in organizations. Routledge, New York, pp 3–36
Lükermann S (2013) Sozialkapital und Qualität von Produkten und Dienstleistungen. In: Badura B, Greiner W, Rixgens P et al (Hrsg) Sozialkapital. Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg, 2., erweiterte Aufl. Springer Gabler Verlag, Berlin, S 211–230
MacDonald K, MacDonald TM (2010) The peptide that binds: a systematic review of oxytocin and its prosocial effects in humans. Harv Rev Psychiatr 18(1):1–20
Meyer JP, Maltin ER (2010) Employee commitment and well-being: a critical review, theoretical framework and research agenda. J Vocation Behav 77:323–337
Meyer JP, Stanley DJ, Herscovitch L et al (2002) Affective, continuance, and normative commitment to the organization: a meta-analysis of antecedents, correlates, and consequences. J Vocation Behav 61(1):20–52
Morgan G (1997) Images of organization, Sage Publications, Thousand Oaks
Napier AD, Ancarno C, Butler B, Calabrese J, Chater A, Chatterjee H et al (2014) Culture and health. Lancet 384:1607–1639
Parsons T (1951) The social system. Free Press, Glencoe
Pettigrew AM (1979) On studying organizational cultures. Admin Sci Q 24(4):570–581
Pfaff H, Pülhofer F, Brinkmann A et al (2004) Der Mitarbeiterkennzahlenbogen (MIKE): Kompendium valider Kennzahlen. Kennzahlenhandbuch. Klinikum der Universität zu Köln, Abteilung Medizinische Soziologie (Hrsg), Köln
Portes A, Vickstrom E (2011) Diversity, social capital and cohesion. Ann Rev Sociol 37:461–479
Riemann M, Udris I (1997) Subjektive Arbeitsanalyse: Der Fragebogen SALSA. In: Strohm O, Ulich E (Hrsg) Unternehmen arbeitspsychologisch bewerten: Ein Mehr-Ebenen- Ansatz unter besonderer Berücksichtigung von Mensch, Technik und Organisation, Zürich, vdf Hochschulverlag AG an der ETH, S 281–298
Rixgens P (2010) Messung von Sozialkapital im Betrieb durch den „Bielefelder Sozialkapital-Index“ (BISI). In: Badura B, Macco K, Klose J et al (Hrsg), Fehlzeiten-Report 2009. Arbeit und Psyche: Belastungen reduzieren – Wohlbefinden fördern. Springer, Berlin, S 263–274
Schein EH (2003) Organisationskultur. Edition Humanistische Psychologie, Bergisch Gladbach
Schein EH (2010) Organizational culture and leadership, 4th edn. Jossey Bass, San Francisco
Taylor AB (2008) Two new methods of studying the performance of SEM fit indexes. Dissertation. Arizona State University. http://gateway.proquest.com/openurl?url_ver=Z39.88-2004&res_dat=xri:pqdiss&rft_val_fmt=info:ofi/fmt:kev:mtx:dissertation&rft_dat=xri:pqdiss:3318439.Gesehen 10 Feb 2016
Van der Meer T, Tolsma J (2014) Ethnic diversity and its effects on social cohesion. Ann Rev Psychol 40:459–478
Weber M (1965) Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Herausgegeben von Johannes Winkelmann. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen
Weiber R, Mühlhaus D (2014) Strukturgleichungsmodellierung. Eine anwendungsorientierte Einführung in die Kausalanalyse mit Hilfe von Amos, SmartPLS und SPSS, 2. Aufl. Springer, Berlin
Weick KE, Sutcliffe K (2003) Das Unerwartete Managen. Klett-Cotta, Stuttgart
Zerssen D von (1976) Klinische Selbstbeurteilungs-Skalen (KSb-S) aus dem Münchner Psychiatrischen Informationssystem (PSYCHIS München). Die Beschwerdenliste. Beltz, Weinheim
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Badura, B., Ehresmann, C. (2017). Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und Gesundheit. In: Badura, B. (eds) Arbeit und Gesundheit im 21. Jahrhundert. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53200-3_10
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-53200-3_10
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-53199-0
Online ISBN: 978-3-662-53200-3
eBook Packages: Business and Economics (German Language)