Manische Syndrome

Zusammenfassung

Die Behandlung manischer Patienten stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Krankheitseinsicht aufgrund der gehobenen Stimmung und Selbstüberschätzung begrenzt ist. Die neuronalen Korrelate der Symptomatik und die damit einhergehenden neuropsychologischen Beeinträchtigungen werden dargestellt. Hypernomisches Verhalten und Ambiguitätsintoleranz sind charakteristische Dimensionen der Primärpersönlichkeit bipolarer Patienten. Diese lassen sich in einer neuropsychodynamischen Perspektive als Bewältigungsversuch einer labilen Selbstwertgefühlregulation auffassen. Neuropsychodynamisch orientierte Psychotherapie legt den Fokus auf persönlichkeitsstrukturelle Faktoren, die Dysfunktionalität interpersoneller Bewältigungsversuche, berücksichtigt das hohe affektive Arousal und zielt – u. a. durch Bearbeitung der Scham – auf die Rückfallverhütung.

„Bei manchen tritt die Manie als Lustigkeit auf, sie lachen, spielen, tanzen Tag und Nacht, sie flanieren auf dem Markt, bisweilen mit Kränzen auf dem Kopf, als ob sie aus einem Wettspiel als Sieger hervorgegangen wären; solche Patienten bereiten den Angehörigen keine Sorgen. Andere aber rasten vor Zorn aus … Die Erscheinungsformen sind unzählig. Manche, die intelligent und gebildet sind, beschäftigen sich mit Astronomie, ohne es jemals gelernt zu haben, mit Philosophie autodidaktisch, betrachten Poesie als ein Geschenk der Musen …“

(Aretäus von Kappadokien, Übersetzung durch Marneros 2004)