Zusammenfassung
Prozessberatung, sei es Coaching, Supervision oder Organisationsberatung, ist eine Profession, die mit Beziehungen arbeitet. Es ist ein fließendes Geschäft, denn Beziehungen ändern sich im Zuge eines Beratungsprozesses. Die Beziehungen in einem Beratungsprozess sind widersprüchlich und ambivalent. Beratung (Wenn in diesem Text von Beratung die Rede ist, so bezieht sich diese auf Prozessberatungen. Fachberatung, Komplementärberatung, Ratgeberei wird hier ausgenommen.) besteht darin, Balancen herzustellen und zu halten. In dem folgenden Artikel werden einige der Beratungswidersprüche und –balancen beschrieben. Widersprüche sind immer und überall. Beratung setzt in diesem Kontinuum Anfänge und Enden, wissend, dass der Prozess dort nicht angefangen hat und da auch nicht endet.
Beratung basiert auf Reflexion; der Analyse von Situationen, Ereignissen und Entwicklungen. Reflexion kann nicht angehalten, wohl aber durch eine Beratung professionalisiert werden.
Die in diesem Text dargestellten Aporien betreffen die beschränkte Wirksamkeit von methodischen Haltegriffen, das Verhältnis von Distanz und Nähe zwischen Klient/-innen und Berater/-innen, die Dependenzumkehr in der Beratungsbeziehung von Kund/-innen zu Klient/-innen, von Anbieter/-innen zu Berater/-innen. Das Spannungsfeld zu ‚managen‘, in welchem die Person der Berater/-innen die eigene Potenz dazu zu nutzen, um andere – die Klient/-innen – potent zu machen und sich am Höhepunkt des Beratungsengagements überflüssig gemacht zu haben und sich zu verabschieden, gehören zu den Herausforderungen dieser Profession.
Balancieren bedeutet in diesem Kontext auch, die Möglichkeit des Beratungsflows in einem sicheren räumlichen und zeitlichen Rahmen, die Appetenzspannung im Suchen und Finden von Lösungen, das Wissen und die Aufrechterhaltung der Neugier in einem Angst – Lust Milieu des Unbekannten einer Beratungssituation zu entdecken und zu nutzen, und dabei die Balance von Beratungsüberschuss und Beratungsmangel als Maß für eine erfolgreiche Intervention zu finden.
Beratung kann nicht scheitern, weil in einem Widerspruch immer beide Positionen ‚richtig‘ sind, weil Reflexion niemals ‚falsch‘ ist, wenngleich die Ergebnisse der Reflexion nicht immer nachvollziehbar sind.
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Literatur
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Lackner, K. (2016). Scheitern in der Beratung. In: Kunert, S. (eds) Failure Management. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-47357-3_8
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