Zusammenfassung
Kliniker und Forscher stehen immer wieder vor der Aufgabe, in möglichst kurzer Zeit die Probleme des Patienten für die weitere Therapieplanung, Gutachten oder die Zusammenstellung einer bestimmten klinischen Gruppe diagnostisch einzuordnen. Wie etwa Wittchen und Fichter (1980) belegten, nimmt die Diagnostik einen bedeutenden Stellenwert bei der praktischen Arbeit Klinischer Psychologen ein. Für Psychiater dürfte dies kaum anders sein, und auch in der Forschung liegt die Bedeutung einer sorgfältigen Diagnostik auf der Hand. Durch die immer weiter fortschreitende Differenzierung und Operationalisierung der gängigen Klassifikationssysteme ist die Diagnostik psychischer Störungen in den letzten Jahren deutlich aufwendiger geworden. Dies gewährleistet einerseits eine solidere Diagnostik im Hinblick auf Reliabilität und Validität, bewirkt andererseits aber auch einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand. Besonders deutlich wurde diese Entwicklung bei der dritten Auflage des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-III)“ der American Psychiatric Association (APA 1980) bzw. seiner Revision DSM-III-R (APA 1987), die auch die kommende zehnte Auflage der International Classification of Diseases, Injuries and Causes of Death (ICD-10, WHO 1989) stark beeinflußt haben. Die nunmehr deutlich gewachsenen Anforderungen an die diagnostische Befunderhebung können mit Hilfe strukturierter Interviews für Kliniker und Forscher erheblich erleichtert werden. Gut strukturierte Leitfäden machen es möglich, in kurzer Zeit die für die Diagnosestellung wichtigsten Informationen zu erheben. Weiterhin beseitigen sie eine der Hauptursachen für mangelnde Reliabilität, nämlich das Stellen sehr unterschiedlicher Fragen (Beck et al. 1962). Darüber hinaus erleichtern strukturierte Interviews die Anwendung der teilweise komplizierten Algorithmen zur Berücksichtigung der Symptome bei der Erstellung einer Diagnose. Dies alles hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, daß sich strukturierte Interviews in der klinischen Forschung und im klinischen Alltag zunehmend mehr etablieren konnten.
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Margraf, J., Schneider, S., Ehlers, A. (1994). Einleitung. In: DIPS: Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-06753-6_1
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