„…auf einmal systemrelevant…“ – Pandemieerfahrungen von intensivmedizinisch tätigen Pflegefachpersonen: Ergebnisse einer longitudinalen qualitativen Studie in der COVID-19-Pandemie

Zusammenfassung

Die COVID-19-Pandemie stellte Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt vor bisher nicht dagewesene Herausforderungen. Insbesondere Pflegefachpersonen rückten in den Fokus medialer und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit. Sie sahen sich nicht nur der eigenen professionellen Verantwortung und persönlichen Fürsorge verpflichtet, sondern auch hohen gesellschaftlichen Ansprüchen. In der Studie „COVID-19-HCP“ untersuchten wir, wie Gesundheitsprofessionen die Vorbereitungsphase auf die COVID-19-Pandemie in ihrem beruflichen Kontext wahrnahmen und welche Erfahrungen sie im Laufe der Pandemie machten. Im Setting der intensivmedizinischen Versorgung von COVID-19 Patient:innen führten wir mit insgesamt 39 Studienteilnehmenden in zehn Bundesländern themenzentrierte Interviews (Baseline: März–Juli 2020, Follow-up: November 2020–März 2021) durch. Auf Basis der Grounded Theory nach Kathy Charmaz konnten wir im tentativen Vorgehen die Schlüsselkategorie „Ambivalenz“ herausarbeiten. Die in diesem Beitrag gegenübergestellten kontrastierenden Fallbeispiele von Pflegefachpersonen greifen beispielhaft zwei der im Rahmen der Interpretation generierten Bearbeitungsmuster von erlebter Ambivalenz, den Typus „der:die Macher:in“ und den Typus „der:die Enttäuschte“, auf. Unser Beitrag zeichnet nach, wie Anpassungsleistungen in den unterschiedlichen pandemischen Phasen mit dem Phänomen der Ambivalenz verbunden waren und Interaktionen und Handlungen beeinflusste. Ziel muss sein, erlebte Ambivalenz konstruktiv zu nutzen. Pflegefachpersonen sollten daher in ihrer Resilienz gestärkt und in die Lage versetzt werden, Veränderungsprozesse und Innovationen aus sich selbst heraus anzustoßen.