Zusammenfassung
Der Prozess der Digitalisierung ist in nahezu alle Lebensbereiche vorgedrungen. Die Grenzen zwischen digitalen und analogen Räumen sind fließend. Damit betrifft sie unser gesellschaftliches Zusammenleben, im Positiven wie im Negativen. Einerseits sind wir dank Digitalisierung mit Menschen verbunden, die nicht am selben Ort leben. Ebenso ermöglichen digitale Formate mehr Menschen Zugang zu Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Andererseits hat Digitalisierung einen Einfluss darauf, wie wir Konflikte aushandeln. Diese eskalieren online oft schneller und heftiger und es bilden sich neue, digitale Gewaltformen. Um dem entgegenzutreten und neue, ermutigende Perspektiven aufzuzeigen, ist eine digitale Friedenspädagogik gefragt, die sowohl „im Digitalen“ stattfindet als auch eine „Friedenspädagogik über das Digitale“ ist. Am Beispiel des Projekts #vrschwrng – Ein interaktives Toolkit gegen Verschwörungstheorien soll die Möglichkeit der praktischen Umsetzung bezogen auf das Schwerpunktthema Verschwörungstheorien im Kontext schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit erläutert werden.
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Notes
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Nach der vorsichtigen „demokratischen“ Öffnung Myanmars ab 2011 wurde im Land unter anderem auch die freie(re) Kommunikation über das Internet ermöglicht. Facebook war dabei auf vielen neuen Mobiltelefonen (dem primären Zugriffsmittel auf das Internet) vorinstalliert und durch Absprachen mit den Mobilfunkanbietern hatte Facebook zunächst den Zugriff auf seine App ohne Kosten im Datentransfer ermöglicht – damit erreichte Facebook zeitweise eine fast monopolartige Stellung in der Internetnutzung. Diese Stellung wurde durch die sich dort schnell und relativ unkontrolliert verbreitenden Nachrichten auch vom myanmaresischen Militär für eine Hasskampagne gegen die gesellschaftliche Minorität der Rohingya genutzt, mit fatalen Folgen. Die unabhängige Untersuchungskommission der UN benannte 2018 klar die zentrale Rolle Facebooks in der Hasskampagne und ihrer Organisation. (Vgl. Miles 2018; Mozur 2018).
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„Mr. Guterres dubbed hate speech a „precursor“ to the genocide in Rwanda, Bosnia, Cambodia and recent mass-violence directed at places of worship, in Sri Lanka, New Zealand and the United States“ (United Nations News 2019).
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Mit „Peace Tech“ ist eine globale Bewegung gemeint, die versucht, mittels digitaler Tools Friedensprozesse bzw. Friedensunterstützung zu ermöglichen. Stark beeinflusst von Entwickler*innen am Massachusetts Institute for Technology (MIT) setzt die Bewegung starke Hoffnungen in die Erweiterung und Ergänzung bisheriger Instrumente der Friedensschaffung bzw. -konsolidierung durch digitale Instrumente. Die Skepsis gegenüber Tools wie z. B. zu Automatisierungen von Filterprozessen zur Deeskalation oder dem Einsatz von Bots speist sich aus der vordergründig naiven Hoffnung dieser Entwicklungen, damit „an sich“ zum Frieden beizutragen. Der Bewegung fehlt in größeren Teilen die Einsicht, dass die Entwicklung einer (kritischen) Haltung und die Vermittlung von Wissen jeweils elementare Bestandteile für jegliches friedliche Handeln sind – und ersetzt diese Elemente durch einen naiven Glauben an die vermeintlich generelle Friedfertigkeit technologischer Lösungen.
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So wuchs laut einer Analyse des ISD der größte Telegram-Kanal der QAnon-Bewegung in diesem Zeitraum um 560 % (von 18.000 auf 120.000 Follower*innen) (Guhl und Gerster 2020).
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www.actionbound.de (Zugegriffen am 12.05.2022).
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Das Projekt „Streitkultur 3.0: Lernräume und -medien für junge Menschen zur Auseinandersetzung mit Hass und Gewalt im Netz“ wurde im Zeitraum von September 2017 bis Dezember 2019 im Rahmen von Demokratie leben! aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
https://berghof-foundation.org/work/projects/streitkultur-30, https://www.digitale-streitkultur.de/
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Um die Peers als Expert*innen für ihre eigenen Lebensrealitäten auch tatsächlich anzuerkennen und wertzuschätzen, und um inklusive Teilhabebedingungen zu ermöglichen, wurden sie im Rahmen eines Honorarauftrags für ihre Mitarbeit im Projekt entsprechend entlohnt.
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Rieber, N., Articus, J., Scheuing, D., Sokele, C. (2022). Verschwörungstheorien und Digitaler Gewalt entgegentreten. Erste Ansätze einer digitalen Friedenspädagogik in der Praxis. In: Neumann, A., von Bilavsky, J. (eds) Geschichte vor Ort und im virtuellen Raum . ars digitalis. Springer Vieweg, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-37983-4_6
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