Zusammenfassung
Lehramtsstudierende haben zum Zeitpunkt der Aufnahme ihres Studiums bereits eine Vielzahl an Erfahrungen gemacht, die mit Erwerb und Gebrauch von Sprache zu tun haben. Diese Erfahrungen können während des Studiums subjektive Theorien, Überzeugungen bzw. beliefs, Einstellungen und Erwartungen prägen und deren Entwicklung beeinflussen. Im vorliegenden Beitrag werden diese Zusammenhänge in den Blick genommen und dabei das Potenzial von Erfahrungen als Ressource für die Professionalisierung von Lehrkräften in Bezug auf die Anforderungen durchgängig sprachbildenden Unterrichts diskutiert.
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Notes
- 1.
Das diesem Beitrag zugrunde liegende Vorhaben wurde im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JA1805 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin und dem Autor.
- 2.
Oesterhelt et al., (2012, S. 31) bezeichnen Schulerfahrungen als „teilnehmende Erfahrung“.
- 3.
„Professionelle Kompetenzen angehender Lehrkräfte im Bereich Deutsch als Zweitsprache“, ein Projekt der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Leuphana Universität Lüneburg (Ehmke et al., 2018); N = 496 Lehramtsstudierende an zwölf Universitäten, 76 % der Studierenden zum Zeitpunkt der Durchführung in ein Lehramtsstudium eingeschrieben (Ehmke & Lemmrich, 2018, S. 204).
- 4.
Die erfragten Bereiche waren Unterrichtspraktikum, Forschungsexperimente, außerschulische Praktika, außerunterrichtliche Schulpraktika, Nachhilfe, fachbezogene Sprachförderung, Förderunterricht und Sonstiges (Ehmke & Lemmrich, 2018, S. 209).
- 5.
Modulare Schulpraxiseinbindung als Ausgangspunkt zur individuellen Kompetenzentwicklung (Hoch & Wildemann, 2021, S. 97).
- 6.
Alle Teilnehmenden studieren zum Zeitpunkt der Befragung das Lehramtsfach Deutsch. Zweit- und Drittfächer sind: Politik und Wirtschaft (n = 6), Geschichte (n = 3), evangelische Theologie (n = 2), Mathematik (n = 2), je einmal Musik, Biologie und Philosophie. Mit einer Ausnahme (Angabe „Sonstiges“, ohne Präzisierung) bereiten sich die Studierenden auf das Lehramt an Gymnasien (n = 9) und Haupt- und Realschulen (n = 5) vor und befinden sich im Fach Deutsch mindestens im dritten und höchstens im zwölften Fachsemester.
- 7.
ST4 ist ein projektinterner Code, der (mit entsprechend angepasster Zahl) für alle Angaben, die Studierende in der Befragung gemacht haben, verwendet wird.
- 8.
„Mehrsprachige Schülerschaft“ (n = 13), „Schüler*innen, die Deutsch als Zweitsprache erwerben“ (n = 13), „Sprachliche Besonderheiten der Fachinhalte“ (n = 14).
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Aguado, K., Schiffel, H. (2022). Erfahrungen als Ressource für die Vorbereitung angehender Lehrkräfte auf durchgängig sprachbildenden Unterricht – konzeptionelle und empirische Perspektiven. In: Heinzel, F., Krasemann, B. (eds) Erfahrung und Inklusion. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-36609-4_12
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