Zusammenfassung
Der Beitrag zeichnet auf der Grundlage der Daten des European Social Survey der Jahre 2006 und 2018 kohortenspezifische Veränderungen des Übergangs in das Erwachsenenalter in Deutschland nach. Neben dem Timing zentraler Lebensereignisse werden Altersnormen untersucht, darüber hinaus vertiefend die beruflichen und familialen Erfahrungen der Generationen X und Y verglichen. Die Analysen verweisen weniger auf für die Generation Y spezifische Muster oder strukturelle Brüche zwischen Generationen, als auf längerfristige kohortenübergreifende Entwicklungen.
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Notes
- 1.
An dem gesellschaftlichen Generationenkonzept wurde die begriffliche Nähe zum genealogischen Generationsbegriff kritisiert, der sich auf die Abstammung von (familialen) Generationen bezieht. Ryder (1965) hat daher vorgeschlagen, den Generationenbegriff nur im letzteren Sinne zu verwenden und für ersteren den Kohortenbegriff zu verwenden. Jedoch hat sich der Generationenbegriff in der Soziologie im Mannheimschen Sinn etabliert (insbesondere in wissenssoziologischen Kontexten, vgl. Sackmann 2004). Die analytische Trennung von Geburtskohorte und genealogischer Generation ist nicht zuletzt für die Erforschung intergenerationaler Mobilität bedeutsam, da die in intergenerationalen Mobilitätstabellen erfassten Angehörigen der Vätergenerationen einem empirisch relativ breiten Spektrum an Geburtskohorten entstammen, sodass Generationendifferenzen nur schwach mit Kohortendifferenzen korrelieren. Umgekehrt kann sich die Kindergeneration (besonders im Fall der Männer/Väter) auf ganz unterschiedliche Geburtskohorten verteilen.
- 2.
„Generations lack specific boundaries and are meaningful in their distinctiveness largely as subpopulations” (Alwin und McCammon 2003: 42).
- 3.
Mit dieser Hypothese sind keine kausalen Annahmen verbunden. Zu testen ist lediglich das schlechtere Abschneiden der jüngsten Kohorte in Bezug auf verschiedene Indikatoren der Arbeitsmarktage.
- 4.
Die Analyse zum erreichten Status bzw. der beruflichen und familialen Lebenserfahrungen der 25- bis 37-Jährigen umfasst die Jahrgänge 1969 bis 1994, während die Auswertungen des Timings und der Age Norms auch 1995 Geborene einschließt.
- 5.
Hier ist ferner zu beachten, dass die Messung der Altersnormen zum Befragungszeitpunkt impliziert, dass die befragten Kohorten in ganz unterschiedlichem Lebensalter befragt wurden. Die geäußerten Normen sind daher nicht als handlungsleitend für den eigenen Lebenslauf zu betrachten, sondern sie reflektieren allgemeine normative Vorstellungen.
- 6.
Der Begriff „Eltern“ schließt jede Art von gesetzlichem Vormund wie etwa Pflege-, Stief- und Adoptiveltern ein. Gemeint ist zudem, ob die befragte Person in einer eigenen Wohnung lebt, d. h. einer Unterkunft mit eigenem Eingang. Dies gilt auch für Studenten, die schon einmal zwei Monate oder länger getrennt von ihren Eltern gelebt haben, selbst wenn sie gelegentlich wieder bei ihren Eltern wohnen (European Social Survey ERIC (ESS ERIC) 2007, 2019).
- 7.
Ehe umfasst hier ausschließlich die gesetzliche Ehe und keine anderen Formen von rechtlich anerkannten Lebenspartnerschaften (ebd.).
- 8.
siehe Fußnote 6.
- 9.
Der ESS erfasst für das Ereignis „Verlassen des Elternhauses“ ausschließlich das subjektiv akzeptierte Höchstalter (normatives Alter).
- 10.
Nur die Werte des ESS für den Auszug der Männer der Jahrgänge 1969 bis 1980 liegen anderthalb Jahre unter denen anderer Datensätze (Konietzka und Tatjes 2018).
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Konietzka, D., Hensel, T. (2021). Neue Generationen in der Sozialstruktur? Eine empirische Analyse der Fußabdrücke der Generation Y im Übergang in das Erwachsenenalter. In: Hoffmann, R., Knabe, A., Schmitt, C. (eds) Ungleichheit, Individualisierung, Lebenslauf. Sozialstrukturanalyse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-34223-4_6
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