Zusammenfassung
Wie Steffen Mau in seinem Buch Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen diagnostiziert, hat sich in gegenwärtigen Gesellschaften eine „allgemeine Kultur“, ja sogar „ein Regime der Quantifizierung“ herausgebildet. Wichtige Antriebskräfte für diese Entwicklung sind ihm zufolge einerseits technologisch bedingte Prozesse der fortschreitenden digitalen Datenerzeugung und -verarbeitung, andererseits aber auch die Bereitschaft gesellschaftlicher Akteure
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Notes
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Zur „Soziologie der Bewertung“ zählen selbstredend die Beiträge in diesem Band sowie grundlegend z. B. Lamont (2012). Davon nicht immer ganz trennscharf abzugrenzen sind z. B. Zillien (2017), Diaz-Bone und Didier (2016), Rottenburg et al. (2015), Heintz (2012, 2010), Vormbusch (2012), Espeland und Stevens (2008) oder Mennicken und Vollmer (2007) für die „Soziologie der Quantifizierung“.
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Als Forschungsfelder und -vertreter*innen, die den oben aufgeführten, aktuelleren Autor*innen gewissermaßen den Boden bereitet haben, können die ursprünglich in den Wirtschaftswissenschaften beheimateten Critical Accounting Studies (z. B. Hopwood und Miller 1994), die historische und soziologische Wissenschaftsforschung (z. B. Desrosières 2005 [1993]; Knorr-Cetina 1984) sowie die Wirtschafts- und Finanzmarktsoziologie (z. B. Callon 1998) genannt werden.
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Relativ gut zugänglich ist das Feld des Profifußballs in dem Sinne, dass über die interessierenden Bereiche in den Medien gern und vergleichsweise viel berichtet wird, sodass sie – anders als weniger publik gemachte und publizistisch aufbereitete Objektbereiche wie z. B. wirtschafts- oder gesundheitspolitische Indikatoriken – über diesen Materialbestand bereits zu einem gewissen Grad soziologisch erschließbar werden. Diese öffentliche Zugänglichkeit soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der „Rapport“ (Breidenstein et al. 2013, S. 60–65) gegenüber bestimmten Akteuren, die in Abschn. 3 aufgeführt werden, zuweilen nicht weniger schwierig gestaltet als in anderen, vermeintlich „geschlosseneren“ sozialen Feldern. Diese Zögerlichkeit, Außenstehenden Einblicke in die Entstehungs- und Verwendungsprozesse numerischer Größen zu gewähren, stellt per se aber bereits einen wichtigen Aspekt solcher „(e)valuative practices“ (Lamont 2012, S. 4) im Profifußball dar, die oft von privatwirtschaftlichen Organisationen durchgeführt und mitunter als Geschäftsgeheimnisse behandelt werden.
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Birk Grülings Titel steht stellvertretend für eine ganze Reihe von Artikeln aus der Fußballberichterstattung, die dieses „Mess- und Zählparadigma“ nicht nur in der deutschen Bundesliga thematisiert. Dass der Autor dennoch der Meinung ist, dass „die beliebteste Sportart der Welt dadurch trotzdem nicht [berechenbar wird]“ (Grüling 2015), deutet bereits auf die weiter oben angesprochenen, kritisch und kontrovers geführten Debatten zum Thema hin.
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Zwar gehe ich von einem vergleichsweise engen, technikorientierten Medienbegriff aus, von Medien als „technische Vermittlungsinstanz von Kommunikation“ (Hepp 2013, S. 3). Angesichts der aktuellen Entwicklung von Medien, in der sie zunehmend digital vernetzt sind und nicht länger sinnvoll als „Einzelmedien“ konzeptionalisiert werden können, ist jedoch auch ihre Eingebundenheit in und ihre Verfassung als „Konstellationen von Kulturtechniken“ (Schüttpelz und Gießmann 2015, S. 8) zu berücksichtigen. Dass durch sie ein doppelter Prozess der Vermittlung und Erzeugung angestoßen und etwas anderes zugänglich gemacht wird, darauf hat nicht nur Eva Schürmann (2010) aufmerksam gemacht. Auch Nicole Zillien (2017, S. 37) beschreibt diesen indirekten Zugang zum vermittelten Objekt, das nie an sich, sondern immer nur durch Einschreibungsgeräte und ihre zeichen- und zahlenhaften Abbildungen medial verfügbar gemacht wird, im Rückgriff auf Vertreter*innen der neueren Wissenschaftsforschung wie Bruno Latour, der zusammen mit Steve Woolgar für die Darstellungen der „Einschreibungsgeräte“ 1979 den Begriff „Inskriptionen“ prägte.
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Zu den jeweiligen Zielsetzungen der einzelnen Quantifizierungsstrategien siehe auch Hodek (2018).
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Diese Methode der zeitlichen Codierung von Ereignissen und ihre Kopplung an Videoaufnahmen, die bis zur beschriebenen „Computerisierungswelle“ in den 1990er Jahren noch über den VHS-Recorder liefen, bildet im Grunde bis heute die Arbeitsgrundlage von Video- bzw. Spielanalyst*innen, die für (professionelle) Fußballclubs arbeiten.
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Zu den verschiedenen Inhaberschaften und Kosten der Bundesligarechte seit 1965 bis heute siehe https://matchplanmag.de/bundesliga-rechte (Zugegriffen: 16. März 2018).
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Spielanalyseverfahren werden in Anwender*innenkreisen aktuell in drei Kategorien eingeteilt: Neben videobasierten, bildverarbeitenden Verfahren gibt es derzeit GPS-gestützte sowie radar- bzw. mikrowellenbasierte Systeme. Alle Systeme haben den Expert*innen zufolge je nach Einsatzzweck Vor- und Nachteile: GPS-gesteuerte, sogenannte „Wearables“, die die Spieler*innen in Form eines Transponders direkt am Körper tragen, sind beispielsweise relativ einfach zu handhaben, liefern neben Positionsdaten auch physiologische Daten wie Herz- oder Atemfrequenzen und werden daher gerne zur Trainingssteuerung verwendet. Die Messung der Positionsdaten, die für die taktische Analyse ausschlaggebend sind, gilt dabei jedoch als ungenau, weshalb dafür vor allem Kamerasysteme zum Einsatz kommen, die jedoch im Vergleich zu GPS-Messgeräten wiederum unflexibler im Umgang sind (Memmert und Raabe 2017, S. 62–68). Ich konzentriere mich in meinem Beitrag auf videobasierte Verfahren.
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Der Ligaverband vertritt die Interessen der 36 Clubs der 1. und 2. Bundesliga, gleichzeitig ist dessen Tochtergesellschaft, unter der nochmals mehrere Unternehmen firmieren, für den operativen Bereich tätig, wozu u. a. die Organisation und Vermarktung der Ligaspiele zählen.
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Zur Zeit der Feldphase im Frühjahr 2016 existierten nach eigenen Angaben 75 verschiedene Kategorien für Spielevents, z. B. „Header“ (Kopfball), „Goal kick“ (Abstoß), „Throw in“ (Einwurf) usw., von denen pro Spiel und Mannschaft bis zu 1000 vergeben werden.
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Dies galt seit der Bundesligasaison 2011/2012, als der Verband erstmals einen Auftrag zur Ermittlung der offiziellen Spieldaten an Spielanalysefirmen (die im Gegenzug die produzierten Daten vermarkten durften) ausschrieb. Zur Saison 2017/2018 gründete er für die Datenermittlung eine eigene Gesellschaft, an der immer noch ein Analyseunternehmen beteiligt ist. Der Verband stellt seinen Mitgliedsvereinen die ermittelten Daten nach jedem Bundesligaspieltag zur freien Verfügung.
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Die Erläuterungen in Klammern sind Kurzzusammenfassungen der für die Ereignisse geltenden Definitionen, die im Original viel umfangreicher sind und meist Wenn-Dann-Regeln enthalten.
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Für eine künftige tiefergehende Analyse und Systematisierung dieser virulenten Praktiken des Kritisierens im Profifußball könnte sich Luc Boltanskis und Laurent Thévenots (2014 [1991]) Konzept der „Rechtfertigungsordnungen“ als nützlich erweisen.
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Hodek, F. (2021). Von der Handnotation zum „Live-Scouting“ am Bildschirm. Quantifizierung, (Be)Wertung und Medialität im Profifußball. In: Berli, O., Nicolae, S., Schäfer, H. (eds) Bewertungskulturen. Soziologie des Wertens und Bewertens. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-33409-3_8
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