Skip to main content

The Tripods

Eine Trilogie auf zwei Beinen: Vom ‚chockierenden‘ Ende der Dreibeinigen Herrscher

  • Chapter
  • First Online:
Serienfragmente
  • 468 Accesses

Zusammenfassung

Weltende, Serienende – selten entsprachen sich diese beiden Zäsuren so sehr ie bei der unerwarteten Absetzung der auf drei Staffeln geplanten BBC-Serie Tripods (Die Dreibeinigen Herrscher, 1984/1985). Der Beitrag geht von der persönlichen Zäsurerfahrung des Autors als jugendlichem Rezipienten aus. Aus heutiger Sicht stellt er sich die Frage, wie die mittelalterlich gezeichnete postapokalyptische Welt der Serie und das verfrühte Ende ihres Erzählens es ermöglichten, den zweibeinigen Tripods eine beinahe existenzialistische Bedeutung zu verleihen. Nach dieser wird der Abbruch als Erfahrung des ‚Chocks‘ (W. Benjamin) zur eigentlichen bedeutungstragenden Einheit einer idealiter unendlichen Serialität.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Subscribe and save

Springer+ Basic
$34.99 /Month
  • Get 10 units per month
  • Download Article/Chapter or eBook
  • 1 Unit = 1 Article or 1 Chapter
  • Cancel anytime
Subscribe now

Buy Now

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Im englischen Original wird dieser Vorgang als capping bezeichnet, weil den Jugendlichen eine Metallkappe in die Kopfhaut gesetzt wird, die sie fortan die Befehle der außerirdischen Herrscher empfangen lässt. Im Englischen könnte eine Konnotation mit der bei der IRA verbreiteten Bestrafungsmethode von Abtrünnigen, dem kneecapping − Schüsse in die Kniekehlen, die den so Bestraften auf längere Zeit immobil machten – bestehen; ich danke den Herausgeber_innen für diesen Hinweis. Ich aber halte die deutsche Übertragung mit ‚Weihe‘ aufgrund der religiösen und zugleich der Konnotation mit der DDR-Jugendweihe für äußert gelungen, weswegen ich sie zumindest beim Nachzeichnen meiner damaligen Rezeptionshaltung beibehalten möchte.

  2. 2.

    Diese Rekonstruktion der Rezeption bezieht sich primär auf die TV-Serie; die Romane von John Christopher kennen diesen Polizeiapparat nicht.

  3. 3.

    Als Jugendlicher, der die Serie sah, war mir das nicht bewusst – nur unangenehm. Doch rückblickend stelle ich fest, dass sowohl in der Romanvorlage als auch in der Serie die Zutraulichkeit von Wills Meister stark sexuell aufgeladen erscheint, was den Szenen in der Goldenen Stadt eine beklemmende Missbrauchs-Thematik einschreibt.

  4. 4.

    The Tripods wurde von der BBC vom 15. September bis zum 8. Dezember 1984 (erste Staffel, 13 Folgen) und vom 7. September bis zum 23. November 1985 (zweite Staffel, 12 Folgen) im Wochentakt gesendet. Die erste Staffel der deutschsprachigen Version unter dem Titel Die Dreibeinigen Herrscher lief im ZDF vom 6. April bis zum 18. Mai 1986. Sie wurde jeweils in Doppelfolgen ausgestrahlt, um damit den Charakter einer sechsteiligen Filmreihe zu suggerieren. Das Staffelfinale (S1E13) wurde erst im Verbund mit der zweiten Staffel gesendet. Diese lief zwischen dem 31. März und dem 4. Oktober 1988 über westdeutsche Bildschirme. Das ZDF verabschiedete dabei abermals den Seriencharakter; dieses Mal, indem die nötige Taktung ignoriert wurde: Teilweise vergingen zwischen den Sendeterminen bis zu drei Monate (vgl. Landhagen 2009 und 2010).

  5. 5.

    John Christopher ist das Pseudonym von Christopher Samuel Youd (1922–2012). Seine ursprüngliche Trilogie besteht aus The White Mountains (1967), The City of Gold and Lead (1968) und The Pool of Fire (1968).

  6. 6.

    In der ersten Staffel ist dies der Handlungsbogen um den Aufenthalt der Protagonisten bei der Familie Vinchot, eine beinahe surreal wirkende Digression, die entgegen der im Roman konsequenten Absage an die Kernfamilie eine familiäre Idylle in französischen Weinbergen beschreibt (vgl. S1E9f.). In der zweiten Staffel wird gegenüber der Romanvorlage die Reise zu den Spielen, bei denen man sich für die Goldene Stadt qualifiziert, enorm verändert und um ‚rheinländische Burlesken‘ erweitert (vgl. S2E3f.); die Rückreise (vgl. S2E12) kennt im Buch keinen Wanderzirkus und die mit ihm verbundenen Geschichten.

  7. 7.

    Christopher fügte seiner Romantrilogie noch einen vierten Band hinzu, das Prequel When the Tripods Came. Dieses entstand 1988, also drei Jahre nach dem Abbruch der BBC-Serie, und stellt in vielerlei Hinsicht eine Negation, teilweise gar eine Abrechnung mit dem im Fernsehen Gezeigten dar: Nachdem ein erster Versuch der Außerirdischen, die Erde militärisch einzunehmen, scheitert, amüsieren sich die Menschen mit einer TV-Serie, die Witze über die dreibeinigen Invasoren macht: ein satirisches Abbild der BBC-Produktion. Diese Serie allerdings erweist sich als die Waffe, mit der die Außerirdischen die Menschheit unter ihre psychische Kontrolle bringt und das neue Mittelalter einleitet, in dem die ursprüngliche Romantrilogie spielt. Christophers Sarkasmus, auf den ich im Folgenden noch zu sprechen komme, kennt auch in diesem letzten Winkelzug seines Erzählens von den Tripods kaum Grenzen.

  8. 8.

    Wesentlich handelt es sich bei den Dreibeinigen Herrschern um eine fragmentarische Serie, da die fest geplante dritte Staffel von der BBC (aus bislang ungeklärten Gründen) abgesagt wurde. Jedoch wurde dem hauptverantwortlichen Produzenten Richard Bates noch die Möglichkeit zugesprochen, vor Sendung der nunmehr letzten Episode die finale Passage umzuschneiden (vgl. Landhagen 2010, S. 26 f.). Dieses Ineinander von erzwungenem Fragment und der Möglichkeit einer zumindest grundlegenden Formung der Bruchstelle im Sinne eines offenen Endes mag zu der außergewöhnlichen Wirkweise dieses Abbruchs beigetragen haben. Denn so entstand eine ‚Kunst-Fragmentbruchstelle‘, die in der Romantrilogie keine Entsprechung hat, da dort die Protagonisten relativ schnell von Spähern entdeckt werden, die ihnen das neue Versteck der lediglich verzogenen Widerstandsgruppe zeigen (vgl. Christopher 2014, Bd. 3, S. 4 f.).

  9. 9.

    „Though nuclear war is not explicitly a theme, the fact that [in Tripods] the invasion has receded in collective memory frames it as an event with similar long-term effects. […] As a contextual consideration, it is interesting to note that Christopher, beyond the scope of the Tripods trilogy, rehearsed post-apocalyptic survival narrative in a series of novels for adults, most notably with The Death of Grass [1956], The World in Winter [1962], and A Wrinkle in the Skin [1965]“ (Hantke 2013, S. 7).

  10. 10.

    Im Roman bezeichnen die Figuren in direkter Verkehrung des Mittelalter-Klischees die Zeit vor der Ankunft der Dreibeinigen Herrscher als „Black Age“ (Christopher 2014, Bd. 1, S. 14). Es wird deutlich, wie stark die reale Abwertung des Mittelalters Teil der fiktionalen Spiegelung ist und die ‚aufklärerische‘ Dunkel-Färbung als der Dreibeiner-Herrschaft analoger Akt der Hirnwäsche erscheinen muss.

  11. 11.

    Völlig verfehlt ist der Vergleich, den Hantke mit den „noble, bucolic Middle Ages of Arthurian legend“ (Hantke 2013, S. 9) vornimmt. Das Mittelalterbild der Serie ist frei von fantastischen Überzeichnungen, die über das arthurische Motivarsenal auf die heutige Fantasy verweisen würde. Zugegeben: Vor allem die Figurenkonzeption/-konstellation erinnert durchaus an Tolkiens Lord of the Rings, doch ist die durchwanderte Welt im Sinne der Science-Fiction als technisch über- (und unter-)formte Realität gezeichnet.

  12. 12.

    Geraghty (2001) vermutet, dass die gegen den Thatcherismus gerichtete Wohlstandskritik der Serie einer der Gründe gewesen sei, warum sie ‚Sparmaßnahmen‘ zum Opfer fiel (S. 105 ff.).

  13. 13.

    Hantke denkt an Breughel-Gemälde mit pastoraler Thematik, vor allem an Wheat Harvest (1568) und Peasant Wedding (1565) (vgl. Hantke 2013, S. 7 f.). Geraghty (2001) sieht im Setting der Serie kein mittelalterliches, sondern schließt aufgrund der technischen Anachronismen auf ein Abbild des englischen Landlebens im 18. Jahrhundert; doch auch er empfindet diese Darstellung als gemäldeartig und verweist auf den Maler George Morland (S. 112).

  14. 14.

    Der Name Ozymandias ist eine gräzisierte Version des Thronnamen ‚User-maat-Re‘ von Ramses II (vgl. Borgmeier 1989, S. 396).

  15. 15.

    Im Roman laufen die Uhren noch, sind aber äußerst rar. Christophers Trilogie beginnt mit dem Satz: „Apart from the one in the church tower, there were five clocks in the village that kept reasonable time, and my father owned one of them“ (Christopher 2014, Bd. 1, S. 1). Es schließt sich eine Sequenz an, in der Will diese kostbare Armbanduhr aus der Schreibtischschublade seines Vaters entwendet und später unbemerkt zurücklegt (vgl. S. 1–9): ein Symbol des verborgenen Aufbegehrens der noch ungeweihten Generation, die eine ‚neue Zeit‘ einleiten will. Im zerstörten Paris findet Will dann eine eigene Automatik-Uhr (vgl. S. 95 f. und 108 f.): eine Selbstermächtigung und Inbesitznahme der ‚neuen Zeit‘. Die Uhr jedoch geht verloren, als Will sie Eloise im Spiel zuwirft (vgl. S. 146): Mit dem (vorübergehenden) Entschluss, die Suche nach den Weißen Bergen aufzugeben, verliert Will sein Anrecht auf die ‚neue Zeit‘. Das Leitmotiv jedoch bleibt: Als Will im dritten Band inkognito ausgeschickt wird, um neue Ungeweihte für den Widerstand zu rekrutieren, gibt er sich als Handlungsreisender für Schwarzwald-Uhren aus (Christopher 2014, Bd. 3, S. 31).

  16. 16.

    Siehe Anm. 1.

Literatur und Internetquellen

  • Benjamin, W. (1992). Über den Begriff der Geschichte. In R. Tiedemann (Hrsg.), Sprache und Geschichte (S. 141–154). Stuttgart: Reclam (Erstveröffentlichung 1940).

    Google Scholar 

  • Borgmeier, R. (1989). Anmerkungen. In R. Borgmeier (Hrsg.), Gedichte der englischen Romantik (S. 375–405). Stuttgart: Reclam.

    Google Scholar 

  • Christopher, J. (2014). The Tripods collection (Bd. 4). New York: Aladdin.

    Google Scholar 

  • Cox, D., & Petrikin, C. (3. März 1998). Touchstone taps Tripod rights: Pays high six figures for sci-fi series. Variety. https://variety.com/1998/film/news/touchstone-taps-tripod-rights-1117468513/. Zugegriffen: 17. Sept. 2019.

  • Däumer, M. (2019). A Pattern of Timeless Moments: Das Serielle im Spannungsfeld zwischen Saga und TV in Michael Hirsts Vikings. In V. Fröhlich et al. (Hrsg.), Fernsehserie und Literatur: Facetten einer Medienbeziehung (S. 162–187). München: Edition Text+Kritik.

    Google Scholar 

  • Elias, N. (1976). Über den Prozeß der Zivilisation: Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen (Bd. 2). Frankfurt a. M.: Suhrkamp (Erstveröffentlichung 1939).

    Google Scholar 

  • Geraghty, L. (2001). Visions of an English dystopia: History, technology and the rural landscape in The Tripods. In T. Hochscherf & J. Leggott (Hrsg.), British science fiction film and television: Critical essays (S. 104–117). Jefferson: McFarland.

    Google Scholar 

  • Hantke, S. (2013). Going medieval: Representations of post-nuclear survival in Threats and The Tripods on the BBC (1984). AAA – Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik, 38(1), 3–17.

    Google Scholar 

  • Langhagen, C. (2009). Booklet zu Die Dreibeinigen Herrscher: Staffel 1. Planegg: Koch Media.

    Google Scholar 

  • Langhagen, C. (2010). Booklet zu Die Dreibeinigen Herrscher: Staffel 2. Planegg: Koch Media.

    Google Scholar 

  • Shelley, P. B. (1989). Ozymandias. In R. Borgmeier (Hrsg.), Gedichte der englischen Romantik (S. 260–263). Stuttgart: Reclam.

    Google Scholar 

Verzeichnis der Fernsehserien und Filme

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Matthias Däumer .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

Däumer, M. (2021). The Tripods . In: Fröhlich, V., Einwächter, S.G., Scheurer, M., Cuntz-Leng, V. (eds) Serienfragmente. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29951-4_23

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-29951-4_23

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-29950-7

  • Online ISBN: 978-3-658-29951-4

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics