Zusammenfassung
Die rekonstruktive Erziehungswissenschaft eröffnet einen spezifischen Blick für empirische Analysen und Theoretisierungen zur Erziehung in der Familie. Dies umso so mehr, da Erziehung in der Familie bisher so gut wie nicht theoretisch aus erziehungswissenschaftlicher Sicht im Kontext spätmoderner Bedingungen betrachtet wurde und insofern eine solche Diskussion ansteht. Die Grounded Theory eröffnet einen Zugang, theoretische Annahmen aufzufächern und erste Schlüsselkategorien zu formulieren, die gleichermaßen der empirischen Analyse und damit Erweiterung, Umänderung oder gar Verwerfung dienen. In diesem Beitrag werden die theoretischen Ansätze zu Erziehung von Luhmann, Prange und Sünkel diskutiert, um Charakteristika von Erziehung herauszufiltern und empirische Fragen zu stellen. In Auseinandersetzung damit gelangt der Beitrag zu fünf Schlüsselkategorien: Doppelte Kontingenz, Lernen, Zeit/Zeitlichkeit, Emotionen und Erziehungsinhalte als ein Drittes von Erziehung, entlang derer in der empirischen Forschung der Frage nachzugehen ist, inwiefern sich in den unterschiedlichen Schattierungen Idealtypen formieren könnten. Hieran schließen jeweils Fragen für die qualitativ-empirische Forschung an, die das Forschungsfeld Erziehung in Familie zu konkretisieren vermögen.
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Ecarius, J. (2020). Perspektiven qualitativer Forschung zu Erziehung und Familienerziehung. In: Nohl, AM. (eds) Rekonstruktive Erziehungsforschung. Rekonstruktive Bildungsforschung, vol 20. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28126-7_3
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