Zusammenfassung
Klassiker verweisen in ihrer Gemachtheit und in ihrem Gebrauch auf das Wesen von Wissenschaft, die stete Veränderung des Wissens als Beständigkeit und damit Diskontinuität als Kontinuität zu institutionalisieren. Der Beitrag geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, welche theoriebildenden Funktionen das als „klassisch“ ausgewiesene wissenschaftliche Wissen und die darin verbundenen Zuschreibungen als „Klassiker“ ausüben und wie diese zur Ausgestaltung eines Kanons beitragen, der das fluide wissenschaftliche Wissen stabilisiert. Dabei lassen sich idealtypisch unterschiedliche disziplinär geprägte und wissenstheoretisch beschreibbare Musterungen in der Einbindung von Klassikern und des Klassischen in die Konstitution und Kritik wissenschaftlichen Wissens vermuten. Solche wissen(schaft)stheoretischen Kontexte skizzieren auch einen Rahmen für die Selbstverortung der Hochschuldidaktik als wissenschaftlicher (Sub-)Disziplin.
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Auf die Verwendung einer geschlechtsneutralen Schreibweise wird in diesem Text immer dann verzichtet, wenn mit „Klassiker“ das – dem Sinngehalt des Ausdrucks „das Klassische“ verbundene – Konzept bzw. Konstrukt gemeint ist, das eine heuristische Funktion und eine theoriebildende Funktion innerhalb der Wissenssystematisierung ausübt. Wird auf Klassiker und Klassikerinnen als Personen Bezug genommen, wird dies durch eine entsprechende Schreibweise deutlich gemacht.
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Eugster, B. (2020). Klassiker – Kanon – Disziplin. Die Konstruktion von Klassischem. In: Tremp, P., Eugster, B. (eds) Klassiker der Hochschuldidaktik?. Doing Higher Education. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-28124-3_2
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