Zusammenfassung
Bei der Bundestagswahl 2013 schied die FDP nach 64 Jahren aus dem Deutschen Bundestag aus. Christian Lindner übernahm den Vorsitz der angeschlagenen Partei und verordnete ihr eine dreifache Erneuerungskur in programmatischer, organisatorischer und personeller Hinsicht. Dem Modernisierungsprozess folgten erste Erfolge bei Landtagswahlen, die 2017 im respektablen Wiedereinzug in den Bundestag mündeten. Dennoch hat der Kurs der Freien Demokraten offene Flanken: So sind Frauen auf allen Ebenen der Partei stark unterrepräsentiert. Zudem ist fraglich, ob die Liberalen mit der umstrittenen Entscheidung gegen eine Jamaika-Koalition Sympathien verspielen oder aber mit dem Gang in die Opposition weiter Glaubwürdigkeit hinzugewinnen. Nicht zuletzt muss sich zeigen, ob die FDP mehr als eine One-Man-Show ist und welche Machtperspektive sie besitzt.
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Notes
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Zum Forschungsprojekt siehe www.iparl.de. Bei der FDP fand die Erhebung zwischen 28. September 2016 (Wahlkreise Nürtingen und Biberach) und 13. Mai 2017 (Wahlkreis Homburg) statt. Befragt wurden alle auswahlberechtigten Parteimitglieder auf den Versammlungen für insgesamt 15 bzw. 8 zufällig ausgewählte FDP-Wahlkreis- und Landeslistennominierungen. Die Anzahl der Befragten beträgt bei der FDP 2373. 1193 haben teilgenommen, was einem Rücklauf von 50,3 % entspricht.
- 2.
Während 1949 noch zwölf, 1953 immerhin 14 und 1957 nur noch ein Liberaler ein Direktmandat erringen konnte, wurde 1990 mit Uwe Lühr der bis heute letzte FDP-Kandidat direkt in den Bundestag gewählt.
- 3.
Eigene Zählung nach Angaben des Bundeswahlleiters und des Bundestages, Stichtag: 31. Juli 2018.
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Höhne, B., Jun, U. (2019). Die Wiederauferstehung der FDP. In: Korte, KR., Schoofs, J. (eds) Die Bundestagswahl 2017. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25050-8_10
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