Zusammenfassung
Sozialisation lässt sich am besten definieren, indem man diesen Begriff von Erziehung abgrenzt: In beiden Fällen geht es um die Entwicklung des heranwachsenden Menschen, um den Erwerb von Kompetenzen und Verhaltensweisen, um die Ausbildung der Identität. Erziehung findet statt, wenn Erwachsene gezielt und bewusst auf Heranwachsende einwirken, um bei diesen wünschenswerte Verhaltensweisen hervorzurufen. Der Begriff Sozialisation verweist demgegenüber darauf, dass die Prozesse, die für die Persönlichkeitsentwicklung von Heranwachsenden bedeutsam sind, weit über solche erzieherische Interaktionen hinausgehen; denn das Aufwachsen in der Gesellschaft produziert unablässig Erfahrungen, die von Heranwachsenden persönlichkeitswirksam verarbeitet werden: Ob das Spielen in der Kindergruppe, der Konsum von Fernsehsendungen oder die Teilnahme am Straßenverkehr – die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, sind für die Persönlichkeitsentwicklung nicht weniger bedeutsam als die direkten erzieherischen Interaktionen in Familie und Schule.
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