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Herstellung von Differenz und Diskriminierung in schulischen Zuordnungspraktiken zur Kategorie nichtdeutsche Herkunftssprache

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Pädagogik in Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen

Part of the book series: Interkulturelle Studien ((IKS))

Zusammenfassung

Im Berliner Schulkontext wurde die Kategorie nichtdeutsche Herkunftssprache (ndH) im Jahr 1996 auf statistischer Ebene eingeführt, um die Schüler*innenschaft nicht länger nur nach Nationalität zu erfassen. Dies hatte bis Mitte der 1990er Jahre die Segregation von Schüler*innen in sogenannte ‚Ausländerklassen‘ begründet. Auch im – seit dem Jahr 2004 gültigen – Berliner Schulgesetz wurde die Kategorie ndH aufgenommen, um so einen ungefähren Bedarf an schulischer Sprachförderung (der deutschen Sprache) zu erfassen. Wie ndH verstanden wird, ist allerdings in der Praxis zu einem guten Teil den Schulen überlassen und wird von diesen uneinheitlich angewandt und umgesetzt. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag konkrete Zuordnungspraktiken zur Differenzmarkierung ndH durch Schulleitungen bzw. deren Mitarbeiter*innen in den Schulsekretariaten und fragt darüber hinaus, wie die Einführung neuer Steuerungsformen im Sinne eines New Public Management und die damit verbundenen gestiegenen Wettbewerbslogiken zwischen Schulen die institutionelle Separation vermeintlicher Problemschüler*innen sowie die Reduktion des Anteils solcher Schüler*innen befördert.

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Notes

  1. 1.

    Michaela Beer (unveröffentlichtes Interview, 15.06.2011). Der vorliegende Beitrag ist im Rahmen meines in einem Grenzbereich zwischen der Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie und der Erziehungswissenschaft angesiedelten Dissertationsprojekts zu Dynamiken und Praktiken insbesondere rassistischer Diskriminierung im Übergangsbereich von Kita zu Grundschulen in Berliner Innenstadtbezirken entstanden. Dabei habe ich im Zeitraum von Mitte 2011 bis Mitte 2014 insgesamt 36 Interviews mit – vor allem hinsichtlich Rassismus und Klassismus – unterschiedlich positionierten Eltern sowie mit Erzieher*innen, Schulleitungen, Lokalpolitiker*innen, Jurist*innen und Aktivist*innen aus dem Antidiskriminierungsbereich geführt. Zum Schutz der Identität habe ich allen Interviewten ein Pseudonym gegeben. Lediglich einige in der Öffentlichkeit stehende Personen nenne ich auf deren Wunsch hin mit ihrem Klarnamen. Bei der Interviewtranskription habe ich Unterbrechungen oder einen Abbruch eines Ausdrucks durch das Notationszeichen „//“ gekennzeichnet. Besonders betont gesprochene Aussagen der Interviewten sind kursiv gesetzt. Erläuterung und Ergänzungen meinerseits, wie bspw. Kommentare, Interpretationen oder Anonymisierungen, stehen in rechteckigen Klammern.

  2. 2.

    Vgl. Berliner Senat (o. J.) : Schulverzeichnis und -portraits. Eine Auswertung der Zugriffszahlen auf die jeweiligen Schulprofile ergab, dass soziostrukturelle Daten – „Staatsangehörigkeit“, „nichtdeutsche Herkunftssprache“, „Wohnorte“ und „Fehlzeiten“ (SVR 2012, S. 13; SVR 2013, S. 24) – die am häufigsten abgerufene Schulmerkmale darstellen (vgl. ebd.).

  3. 3.

    Ebd.

  4. 4.

    Grundschulverordnung – GsVO (2005): § 17 Absatz 1 und Sekundarstufenverordnung I – Sek I-VO (2010): § 17 Absatz 1.

  5. 5.

    Vgl. Antrag ergänzende Förderung Jahrgangsstufe 1–4 (Berliner Senat 2012a); Antrag ergänzende Förderung Jahrgangsstufe 5–6 (Berliner Senat 2012b).

  6. 6.

    Dazu gehören folgende staatliche Transferleistungen: Hilfe zum Lebensunterhalt, Arbeitslosengeld II, Wohngeld, BAföG-Leistungen oder Leistungen für Asylbewerber*innen (vgl. Lehr- und Lernmittel o. J.).

  7. 7.

    Maria Krüger (unveröffentlichtes Interview, 21.01.2015); Catharina Reinhard (unveröffentlichtes Interview, 14.11.2014). Mehrere andere Schulleitungen, deren Schulen in der Kritik standen, nach ,Herkunft‘ getrennte Klassen eingerichtet zu haben (vgl. Karakayalı und zur Nieden 2013), antworteten auf meine Interviewanfragen nicht oder lehnten diese ab, wodurch ich die damit verbundenen institutionellen Handlungs- und Begründungsweisen nicht erfassen konnte.

  8. 8.

    Vgl. ebd.

  9. 9.

    Festzustellen, inwieweit die eindeutige und weitgehend unhinterfragte Zuordnungspraxis der beiden von mir befragten Sekretariats-Mitarbeiter*innen auch von anderen an den Zuordnungen beteiligten Akteur*innen (z. B. weiteren Mitarbeiter*innen in den Schulsekretariaten oder Schulleitungen) geteilt wird und welche Gründe hierfür ggf. ausschlaggebend sind, bleibt Aufgabe weiterer Studien in diesem Feld.

  10. 10.

    Vgl. Kindertagesförderungsgesetz – KitaFöG (2005).

  11. 11.

    Vgl. Antrag ergänzende Förderung Jahrgangsstufe 1–4 (Berliner Senat 2012a).

  12. 12.

    Maryam Haschemi Yekani (unveröffentlichtes Interview 03.12.2013).

  13. 13.

    Ebd.

  14. 14.

    Ebd.

  15. 15.

    Meral El (unveröffentlichtes Interview, 07.03.2013).

  16. 16.

    İnci Dirim (2010: 91) definiert Linguizismus als eine spezielle Form des Rassismus, bei der Sanktionen, Ausgrenzung und/oder sozio-strukturelle Schlechterstellung von Menschen mit dem Verweis auf ihre Sprache oder ihre durch ihre Herkunft in einer bestimmten Weise beeinflussten Sprache (z. B. ihrem Akzent) begründet und vollzogen werden.

  17. 17.

    Mit der Bezeichnung „Migrationsandere“ möchte ich im Anschluss an Paul Mecheril betonen, dass es sich bei den so bezeichneten Personen um keine einheitliche Gruppe handelt, diese aber nichtsdestotrotz „partiell gleichartige Bedingungen in der Bildungs- und Lebenssituation“ teilen (Mecheril 2010, S. 17). Zugleich verweist der Begriff auf den ihm inhärenten Konstruktionscharakter, mit dem angezeigt werden soll, dass dieser „auf Kontexte, Strukturen und Prozesse der Herstellung der in einer Migrationsgesellschaft als Andere geltenden Personen“ (ebd., Hervorh. wie i. Orig.) fokussiert.

  18. 18.

    Maryam Haschemi Yekani (unveröffentlichtes Interview 03.12.2013).

  19. 19.

    Die Erziehungswissenschaftlerin Elisabeth Flitner hat festgestellt, dass manche der Berliner Grundschulen zu 50 % von Schüler*innen mit „Migrationshintergrund“ („issus de lʼimmigration“) besucht werden; teilweise seien es sogar bis zu 85 %. Dabei weisen durchschnittlich nur 20 % aller Berliner Grundschüler*innen einen sogenannten ‚Migrationshintergrund‘ auf. Flitner vermutet, dieses Missverhältnis entspreche zum Teil der Bewohner*innenschaft und sei darüber hinaus das Ergebnis von Abwanderungsprozessen der ‚deutschen‘ Eltern (vgl. 2004, S. 44 f.).

  20. 20.

    Die Geografin Kathleen Noreisch hat in ihrer statistischen Erhebung zur Staatsangehörigkeit den Anteil der deutschen mit jenem der nichtdeutschen Kinder an Grundschulen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg verglichen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass bei höheren Anteilen nichtdeutscher Kinder in einer Grundschule mehr deutsche Kinder in anderen Einzugsgebieten eingeschult werden würden (2007b, S. 82).

  21. 21.

    In Deutsch-Garantie-Klassen werden ausschließlich diejenigen Schüler*innen eingeschult, die vor Schulbeginn einen verpflichtenden Deutsch-Test bestehen. Zumeist werben Schulen dabei mit einem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt (sogenannte ‚Nawi-Klassen‘).

  22. 22.

    Wolfgang Lenk (unveröffentlichtes Interview, 05.04.2013).

  23. 23.

    Ebd.

  24. 24.

    Ebd.

  25. 25.

    Ebd.

  26. 26.

    Ebd.

  27. 27.

    Meral El (unveröffentlichtes Interview, 07.03.2013).

  28. 28.

    Ebd.

  29. 29.

    Ebd.

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Dean, I. (2018). Herstellung von Differenz und Diskriminierung in schulischen Zuordnungspraktiken zur Kategorie nichtdeutsche Herkunftssprache. In: Mai, H., Merl, T., Mohseni, M. (eds) Pädagogik in Differenz- und Ungleichheitsverhältnissen. Interkulturelle Studien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21833-1_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21833-1_3

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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