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Sogar gut gemeint und nicht einmal schlecht gemacht – Anerkennung als normative Handlungsreferenz

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Handeln in Organisationen der Migrationsgesellschaft
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Zusammenfassung

Pädagogisches Handeln ist stets auch auf normative Orientierungen angewiesen. Ob bewusst oder unbewusst geben sie dem pädagogischen Handeln seine Richtung. Professionalisierung bedeutet in diesem Sinne das eigene Tun einer kontinuierlichen Reflexion mit Bezug auf die impliziten oder expliziten normativen Referenzen zuzuführen. Insbesondere durch das zunehmende Aufkommen der pädagogischen Beschäftigung mit Differenz stellt Anerkennung seit einigen Jahren eine wichtige normative Referenz innerhalb der Pädagogik dar. Das Kapitel nimmt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Anerkennungsparadigma vor.

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Notes

  1. 1.

    Die für „Integration“ zuständige Organisation, in der die Teilnehmerin tätig ist, ist in mehrere kommunale Unterorganisationen gegliedert. Diese Einheiten wiederum sind jeweils in eine kommunale Verwaltungs- und Organisationsstruktur eingebunden, die umfassende kommunale Verwaltungs- und Dienstleistungsaufgaben abdeckt.

  2. 2.

    Wir greifen hierbei teilweise auf Passagen aus einem früher publizierten Text (Mecheril (2005) zurück.

  3. 3.

    „Mit Blick auf das Verhältnis von Macht und Differenzordnungen können hierbei drei Aspekte analytisch unterschieden werden: Differenzordnungen sind erstens machtvoll, weil jede Subjektwerdung immer im Rahmen von Differenzordnungen stattfindet. Das heißt, Differenzordnungen führen dazu, dass Individuen wiederholt als z. B. Männer und Frauen, Gesunde oder Behinderte gesetzt und angesprochen werden und durch diese iterativ aufgeführten Setzungen und Ansprachen geordnet, diszipliniert, sozialisiert, eben als Subjekte, als Männer oder Frauen, Gesunde oder Behinderte hervorgebracht werden. […] Differenzordnungen sind zum zweiten machtvoll, da in diesen bestimmte Zugehörigkeiten und Identitätspositionen politisch und kulturell gegenüber anderen Identitäten kontingent privilegiert sind […]. Drittens sind Differenzordnungen machtvoll, weil sie sich immer wieder in einem binären Dualismus schließen, einer Entgegensetzung in der Logik des Entweder-Oder, die den Einzelnen auferlegt, sich in dieser Ordnung darzustellen und zu verstehen: als Subjekt mit oder ohne Migrationshintergrund, als schwarz oder weiß, als entweder homo- oder heterosexuell, als Mann oder Frau, als entweder deutsch oder portugiesisch […].“ (Dirim/Mecheril 2018, S. 43)

  4. 4.

    „Ohne Identifikation [mit einer Sache, einer Bewegung, einer Gruppe] lassen sich überhaupt keine Leute irgendwo für ein Anliegen versammeln.“ (Hall 1999, S. 103)

  5. 5.

    Pädagogiken, die die Anerkennung von Identitäten in den Blick nehmen, die auf andere Differenzordnungen als derjenigen natio-ethno-kulturell kodierter Zugehörigkeit bezogen sind, finden sich beispielsweise in der „Inklusionspädagogik“ (etwa: Simon 2012) oder in Ansätzen der Mädchen-Pädagogik (als frühes Beispiel: Berliner Pädagoginnengruppe (1979).

  6. 6.

    Einen guten Überblick über regimetheoretisch unterschiedlich akzentuierte Verständnisse des Begriffs Migrationsregime bieten die Beiträge in Pott et al. (2018). In der Perspektive einer migrationsgesellschaftlichen Regimeforschung geht es, vereinfachend gesagt, um die Analyse von politischen, kulturellen und interaktiven Mechanismen der Regulation und Steuerung von Migration bzw. globalen Wanderungsprozessen (Düvell 2001), also um Fragen der Migrationspolitik und -kontrolle (Mecheril 2018). „Regime“, so Karakayali und Tsianos (2007, S. 14) stellen ein „Ensemble von gesellschaftlichen Praktiken und Strukturen – Diskurse, Subjekte, staatliche Praktiken – [dar,] deren Anordnung nicht von vornherein gegeben ist, sondern das genau darin besteht, Antworten auf die durch die dynamischen Elemente und Prozesse aufgeworfenen Fragen und Probleme, zu generieren“.

  7. 7.

    „Die Flagge als Zeichen nationaler Zugehörigkeit läßt sich mithin […] auf ganz unterschiedliche Art und Weise verwenden. Ist sie einerseits als motivisch-attributives Beiwerk selbstverständlicher Bestandteil von Allegorien, Historienbildern, Landschaften oder Portraits, so kann sie andererseits […] zu einem eigenständigen Ausdrucksträger werden und die an sie geknüpften politisch-emotionalen Affekte für eine kritische oder affirmative, patriotische oder provokative Bildaussage nutzbar machen.“ (Fleckner 2011, S. 330) Es „lassen sich mit ihrem ikonographischen Einsatz, mit dem sprichwörtlichen ‚Flagge zeigen‘, auf ästhetisch überzeugende Weise politische Bekenntnisse formulieren“ (ebd.).

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Mecheril, P., Rangger, M. (2022). Sogar gut gemeint und nicht einmal schlecht gemacht – Anerkennung als normative Handlungsreferenz. In: Mecheril, P., Rangger, M. (eds) Handeln in Organisationen der Migrationsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19000-2_7

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