Zusammenfassung
In der gegenwärtigen Unternehmensführung ist „Verantwortung“ ein beherrschender Begriff. Unternehmen selbst oder vielmehr ihre Entscheidungsträger sprechen sich selbst Verantwortung in vielfältiger Weise zu. Sie tragen Verantwortung für ihre Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten, und Verantwortung gegenüber ihren Geldgebern und Aktionären. Indessen bleibt doch häufig durchaus unklar, was mit der Verantwortung von Unternehmen eigentlich gemeint ist. Ist es doch nur eine leere Phrase? Dass der Anschein bloßer Rhetorik beim Gebrauch des Verantwortungsbegriffs überhaupt entsteht, ist maßgeblich dem Umstand geschuldet, dass es sich bei der Verantwortung um einen mehrdeutigen und darüber hinaus zweideutigen Begriff handelt. Deswegen werden hier zunächst Bedeutungen und Arten der Verantwortung unterschieden, um Umfang und Grenzen der Verantwortung bestimmen zu können.
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Notes
- 1.
Zum folgenden siehe auch Petersen und Faber (2005, S. 37–42).
- 2.
Dass die Verantwortung für etwas den Maßstab dafür bildet, für welche Handlungsfolgen ich einstehen muss oder nicht, macht Weyma Lübbe in ihrem Buch „Verantwortung in komplexen kulturellen Prozessen“ deutlich (Lübbe 1998).
- 3.
Siehe dazu Spaemann (2007).
- 4.
Das gilt auch für folgenbasierte Ethikkonzeptionen wie den Utilitarismus. Der Utilitarismus beurteilt Handlungen zwar nach ihren Folgen, doch er kann nicht die tatsächlichen Folgen, sondern muss die beabsichtigten und ernsthaft angestrebten Folgen der Beurteilung zugrundelegen (vgl. Tugendhat 1993, S. 109).
- 5.
Unternehmen können, ohne das Recht zu verletzen, ihre Mitglieder ausbeuten oder zu unethischem Verhalten nötigen, und sie können nach außen verantwortungslos handeln, indem sie etwa die natürliche Umwelt gefährden oder trotz großer Rentabilität Arbeitsplätze abbauen. Unternehmen neigen dazu, weil moralische Normen die Verfolgung ihres Organisationsziels behindern, im Falle des Unternehmens also die Gewinnerzielung. Deshalb ist nach der Auffassung von Suchanek „das Grundproblem der Unternehmensethik“ die „Lösung des Konflikts von Gewinn und Moral“ (2001, S. 104). Ähnlich argumentieren Steinmann und Löhr (1992, S. 26): sie meinen, dass Unternehmen „der Wettbewerb tendenziell dazu verleitet, sich Wettbewerbsvorteile durch Hintanstellung moralischer Prinzipien zu verschaffen.“ „Jeder Wettbewerbswirtschaft ist also qua Funktionsmechanismus eine Gefahr zur Erosion von Moralstandards inhärent“ (S. 27).
- 6.
Es handelt sich um Franz Müntefering, im Jahre 2005 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).
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Petersen, T. (2017). Unternehmensethik und Verantwortung. In: Führung in Verantwortung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16833-9_3
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