Zusammenfassung
Beate Wischer diskutiert in ihrem Beitrag die schulpädagogische Reformidee der Heterogenität als Grundprinzip. Demnach werden Schülerinnen und Schüler nicht mehr nach ihren einzelnen Differenzlinien betrachtet, stattdessen wird eine generalisierte Vielfalt als Leitidee für die Schulpädagogik definiert, nach der Förderung nicht mehr zielgruppenspezifisch und kategorial, sondern individuell und auf die Bedürfnisse des einzelnen Subjekts ausgerichtet sein sollte. Dafür gibt die Autorin einen Überblick über die Verwendung des Begriffs Heterogenität und problematisiert dabei das Fehlen einer begrifflichen und konzeptuellen Klärung und eines einheitlichen Verständnisses. Im Anschluss wird die Leitidee der individuellen Förderung erläutert und deren Problembereiche aufgeführt. So wird aufgezeigt, inwiefern diese Leitidee zum einen nicht mit der Struktur- und Handlungslogik von Schule in Einklang zu bringen ist, und weiter, inwiefern die Ziele individueller Förderung vage bleiben.
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Wischer, B. (2019). Heterogenität als Grundprinzip der Schulgestaltung. In: Westphal, M., Wansing, G. (eds) Migration, Flucht und Behinderung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15099-0_14
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