Zusammenfassung
Auf den ursprünglich klaren Begriff von Chancengleichheit – Unabhängigkeit des Bildungserfolgs von zugeschriebenen Merkmalen der sozialen, regionalen und ethnischen Herkunft, der Geschlechterzugehörigkeit u.a.m. – hat eine politische und wissenschaftliche Diskussion mit einer Reihe von relativierenden Konzepten wie „Chancengerechtigkeit“ und „Bildungsgerechtigkeit“ geantwortet. Diese seien weniger utopisch und einseitig als das Konzept gleicher Chancen. Der Beitrag hält dem zweierlei entgegen: 1) Von den empirischen Ergebnissen der Bildungsforschung aus muss das Ziel einer wirklichen Gleichheit von Bildungschancen nicht aufgegeben werden. 2) Die neueren relativierenden Konzepte von Chancen- und Bildungsgerechtigkeit verwischen die grundlegenden Konfliktlinien zwischen den sozialen Kontexten, in denen Chancengleichheit im Sinne der gerechten Teilnahme an einer Leistungskonkurrenz und der nicht-konkurrentiellen, gleichen sozialen Teilhabe realisiert wird.
Dieser Beitrag wurde erstmals als Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „(K)eine Chance für alle? Bildungsgänge in Deutschland“ an der Universität Hildesheim/Allgemeine Erziehungswissenschaft, in Kooperation mit der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften gehalten: Ringvorlesung „(K)eine Chance für alle? Bildungsgänge in Deutschland“. Sommersemester 2014. 19. Juni 2014.
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Hopf, W. (2017). Von der Gleichheit der Bildungschancen zur Bildungsgerechtigkeit für alle – ein Abschied auf Raten vom Gleichheitsideal?. In: Baader, M., Freytag, T. (eds) Bildung und Ungleichheit in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_2
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