Zusammenfassung
Am Beispiel der biografisch-rekonstruktiven Untersuchung von Bildungsaufsteiger_innen aus drei verschiedenen Bildungsgenerationen in Ost- und Westdeutschland wird der Frage nachgegangen welchen Einfluss eine jeweils unterschiedlich gute politische Gelegenheitsstruktur für Bildungsaufstiege hat. Theoretisch werden dafür die Konzeption Bourdieus mit der ursprünglich für die Forschung zu sozialen Bewegungen entwickelten Konzeption der politischen Gelegenheitsstruktur verbunden. Es werden dafür vier verschiedene Chancentypen für Bildungsaufstieg sowie Typus übergreifende Strukturaspekte herausgearbeitet, die förderlich für Bildungsaufstiege sind. Auf dieser empirischen Basis kann aufgezeigt haben, dass die jeweiligen politischen Gelegenheitsstrukturen durchaus einen Einfluss darauf haben, ob und wie weit ein Bildungsaufstieg erfolgt. Deutlich wird aber auch, dass die Konzeption der politischen Gelegenheitsstruktur spezifische Modifikationen erforderlich macht, um für bildungssoziologische Fragestellungen nutzbar zu machen.
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Dies lässt sich auch quantifizieren, zeigen doch Untersuchungen zur Berufsausbildung mit Abitur auf, dass die Zahl der Personen aus den unteren Sozialschichten in diesem Ausbildungsweg immer ungleich viel höher als an den Oberschulen vertreten war (vgl. Rommel und Lischka 1987, S. 22).
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Dierckx, H., Miethe, I., Soremski, R. (2017). Bildung, soziale Ungleichheit und Gesellschaftssystem. In: Baader, M., Freytag, T. (eds) Bildung und Ungleichheit in Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14999-4_1
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