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Ambivalente Sichtbarkeitspolitiken in der vielfältigen Stadt

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Zusammenfassung

Der identitätspolitik-kritische Diskussionsbeitrag von Nina Schuster verfolgt die Frage nach den ambivalenten Effekten von Sichtbarkeitspolitiken als Anerkennungspolitiken queerer sozialer Bewegungen in der Stadt. Führt bspw. die Sichtbarkeit queerer Menschen in der Stadt auf Großveranstaltungen wie dem CSD zur Verflüssigung oder zur Rekonstitution der gesellschaftlich bestehenden Heteronormativität? Wer wird auf den Paraden eigentlich gesehen und wer bleibt außen vor? Wie nachhaltig ist die Sichtbarkeit der Queers über die Großveranstaltung hinaus und welche Identitäten werden hier eigentlich de-/konstruiert? Schuster denkt entlang dieser Fragen eigene queer/feministische Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu sozialen Praktiken queerer Raumproduktionen weiter.

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Notes

  1. 1.

    Das Konzept queer ist der Versuch eine Nicht-Identität zu schaffen. Queer bedeutete zunächst ‚eigenartig‘ oder ‚verrückt‘ und wurde und wird noch immer als Schimpfwort für ‚schwul‘ verwendet. Ins Deutsche wird dies am passendsten mit ‚pervers‘ übersetzt. Diejenigen, die mit queer zunächst abwertend bezeichnet wurden, eigneten sich die Bezeichnung später an und besetzten sie positiv. Inzwischen dient queer international einer heterogenen Vielzahl von Menschen als Selbstbezeichnung. Allerdings wird queer sowohl in der Alltagspraxis als auch in theoretischen Kontexten häufig nur im Sinne von ‚lesbisch-schwul‘ verwendet. Nur wenige streben an, damit eine identitäre Vereindeutigung zu vermeiden. Im Gegensatz dazu bevorzuge ich hier eine nicht ausschließende und nicht auf Identitätskategorien basierende Konzeption von queer, in der Geschlecht und Sexualität als miteinander verschränkte Kategorien betrachtet werden, wobei zugleich deren unauflösliche Verschränkungen mit ethnisierten Subjektpositionen und Alter, Klasse/Schicht und körperlichen Befähigungen im Blick bleiben.

  2. 2.

    Zu den Effekten sozialer Normen vgl. Butler 2012, S. 73: „Die Norm regiert die soziale Intelligibilität einer Handlung. (…) Sie legt dem Sozialen ein Gitter der Lesbarkeit auf und definiert die Parameter dessen, was innerhalb des Bereichs des Sozialen erscheinen wird und was nicht.“

  3. 3.

    Zur frühen Thematisierung der Verschränkung von Ethnisierung und Geschlecht, Rassismus und Sexismus seit den 1980er Jahren in den Arbeiten von Women of Color vgl. Lorde 1993, Oguntoye, May und Opitz 1992.

  4. 4.

    Dies bezieht sich insbesondere auf westlich geprägte europäische Länder, die USA, Australien und Neuseeland und viele andere, von diesem Denken beeinflusste Länder; zu Coming-out-Diskursen und der Konstruktion schwuler Identitäten vgl. Woltersdorff 2005. Zur Ambivalenz von Sichtbarkeit/Coming-out aus der Perspektive von Queers of Color vgl. Puar 2005.

  5. 5.

    Vgl. zu diesem Aspekt ausführlicher Schuster 2012.

  6. 6.

    Axel Honneth folgend, wird Anerkennung hier insbesondere auf die Anerkennungsdimensionen der formellen Autonomie in der bürgerlichen Gesellschaft, also auf die rechtliche Anerkennung, bezogen sowie auf die Anerkennung der individuellen Besonderheit auf staatlicher Ebene. Letztere Anerkennungsform bezeichnet Honneth als Solidarität (Honneth 2003).

  7. 7.

    Kritisch hinterfragt werden kann an dieser Stelle im Übrigen auch das Raumkonzept eines Containerraums, das diesem Verständnis zugrundliegt.

  8. 8.

    Engl. gaze bedeutet ‚Blick‘. Gay(ze) Spaces sind entsprechend als ‚queere Blickräume‘ übersetzbar.

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Schuster, N. (2016). Ambivalente Sichtbarkeitspolitiken in der vielfältigen Stadt. In: Behrens, M., Bukow, WD., Cudak, K., Strünck, C. (eds) Inclusive City. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09539-0_4

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