Zusammenfassung
In dem Aufsatz werden die auffällig widersprüchlichen Bewegungen in den gesellschaftlichen Geschlechterarrangements aufgegriffen, wie sie sich in den letzten Jahren beobachten lassen: Während es unübersehbare Hinweise auf eine Aufweichung geschlechtsspezifischer Trennungslinien in der Berufs- und Arbeitswelt gibt, lassen sich zugleich deutliche Belege dafür finden, dass sich die Zuweisungsprozesse nach Geschlecht sogar noch verstärken oder es zeigen sich ganz neue diskriminierende Mechanismen auf dem Erwerbsarbeitsmarkt. In dem Artikel wird der Frage nachgegangen, inwiefern diese gegenläufigen Entwicklungsprozesse die derzeit dominanten gesellschaftlichen Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen herausfordern. In der Diskussion wird vorwiegend auf sozialkonstruktivistische Untersuchungen an der Schnittstelle von Geschlechter- und Professionsforschung Bezug genommen, die sich damit beschäftigen, wie über Zuweisungsprozesse auf dem Berufs- und Arbeitsmarkt die sozio-symbolische Konstruktion von Zweigeschlechtlichkeit hergestellt und zugleich bestätigt wird.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Literatur
Aulenbacher, B., & Riegraf, B. (2009). Markteffizienz und Ungleichheit – Zwei Seiten einer Medaille? Klasse/Schicht, Geschlecht und Ethnie im Übergang zur postfordistischen Arbeitsgesellschaft. In B. Aulenbacher & A. Wetterer (Hrsg.), Arbeit, Diagnosen und Perspektiven der Geschlechterforschung (Bd. 25, S. 230–248). Forum Frauen- und Geschlechterforschung. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Aulenbacher, B., Meuser, M., & Riegraf, B. (2013). Hegemonie und Subversion. Zur Pluralisierung hegemonialer Verhältnisse im Verhältnis von Öffentlichkeiten und Privatheit. In B. Riegraf, H. Hacker, H. Kahlert, B. Liebig, M. Peitz, & R. Reitsamer (Hrsg.), Geschlechterverhältnisse und neue Öffentlichkeiten (S. 18–36). Münster: Westfälisches Dampfboot.
Aulenbacher, B., Riegraf, B., & Theobald, H. (Hrsg.). (2014). Sorge: Arbeit, Verhältnisse, Regime (Sonderheft 20 der Sozialen Welt). Baden-Baden: Nomos.
Bach, S. (2014). Frauen erzielen im Durchschnitt nur halb so hohe Einkommen wie Männer. http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.480434.de/14-35.pdf. Zugegriffen: 1. Sept. 2014.
Behnke, C., & Meuser, M. (2012). „Look here mate! I’m taking parental leave for a year“ – Involved fatherhood and images of masculinity. In M. Oechsle, U. Müller, & S. Hess (Hrsg.), Fatherhood in late modernity. Cultural images, social practices, structural frames (S. 129–145). Opladen: Barbara Budrich.
Die Welt. (2012). NRW-Schulministerin fordert getrennten Unterricht. http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article106413713/NRW-Schulministerin-fordert-getrennten-Unterricht.html. Zugegriffen: 1. Sept. 2014.
Geissler, B., & Oechsle, M. (1996). Lebensplanung junger Frauen. Zur widersprüchlichen Modernisierung weiblicher Lebensläufe. Weinheim: Beltz Deutscher Studienverlag.
Gildemeister, R., & Wetterer, A. (Hrsg.). (2007). Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierung? Münster: Westfälisches Dampfboot.
Glöß, P., Honrath, R., Kruse, W., Kühne, J., Paul-Kohlhoff, A., Schardt, H., Strauß, J., & Vollmer, H. (1981). Frauen in Männerberufen: gewerblich-technische Ausbildung – eine Chance für Frauen? Frankfurt a. M.: Campus.
Gottschall, K. (1998). Doing gender while doing work?: Erkenntnispotentiale konstruktivistischer Perspektiven für eine Analyse des Zusammenhangs von Arbeitsmarkt, Beruf und Geschlecht. In B. Geissler, F. Maier, & B. Pfau-Effinger (Hrsg.), FrauenArbeitsMarkt: der Beitrag der Frauenforschung zur sozio-ökonomischen Theorieentwicklung (S. 63–94). Berlin: Edition Sigma.
Gruhlich, J. (2013). Weibliche Topführungskräfte in der Wirtschaft: Stellen diese Weiblichkeiten die hegemoniale Geschlechterordnung in Frage? Gender. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur, Gesellschaft, 5(2), 63–77.
Hagemann-White, C. (1984). Sozialisation: Weiblich – männlich? Opladen: Leske und Budrich.
Heintz, B., & Nadai, E. (1998). Geschlecht und Kontext. De-Institutionalisierungsprozesse und geschlechtliche Differenzierung. Zeitschrift für Soziologie, 27(2), 75–93.
Heintz, B., Nadai, E., & Ummel, H. (1997). Ungleich unter Gleichen. Studien zur geschlechtsspezifischen Segregation des Arbeitsmarktes. Frankfurt a. M.: Campus.
Hess, S. (2008). Globalisierte Hausarbeit. Au-pair als Migrationsstrategie von Frauen aus Osteuropa. Wiesbaden: Springer VS.
Krüger, H. (2005). Dominanz im Geschlechterverhältnis: Zur Institutionalisierung von Lebensläufen. In R. Becker-Schmidt & G.-A. Knapp (Hrsg.), Das Geschlechterverhältnis als Gegenstand der Sozialwissenschaften (S. 195–219). Frankfurt a. M.: Campus.
Kuhlmann, E., Kutzner, E., Riegraf, B., & Wilz, S. (2002). Organisationen und Professionen als Produktionsstätten der Geschlechter(a)symmetrie. In E. Schäfer, B. Fritzsche, & C. Nagode (Hrsg.), Geschlechterverhältnis und sozialer Wandel (S. 221–249). Opladen: Leske und Budrich.
Kutzner, E. (1999). Die Un-Ordnung der Geschlechter. Industrielle Produktion, Gruppenarbeit und Geschlechterpolitik in partizipativen Arbeitsformen. München: Rainer Hampp Verlag.
Meuser, M. (2011). Die Entdeckung der „neuen Väter“. Vaterschaftspraktiken, Geschlechtsnormen und Geschlechterkonflikte. In K. Hahn & C. Koppetsch (Hrsg.), Soziologie des Privaten (S. 71–82). Wiesbaden: Springer VS.
Meuser, M., & Scholz, S. (2011). Krise oder Strukturwandel hegemonialer Männlichkeit? In M. Bereswill & A. Neuber (Hrsg.), In der Krise? Männlichkeiten im 21. Jahrhundert (S. 56–79). Münster: Westfälisches Dampfboot.
Rerrich, M. S. (2006). Die ganze Welt zu Hause. Cosmobile Putzfrauen in privaten Haushalten. Hamburg: Hamburger Edition.
Rheinische Post. (2013). Immer weniger männliche Lehrer an Schulen. http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/immer-weniger-maennliche-lehrer-an-schulen-aid-1.3785169. Zugegriffen: 9. Aug. 2014.
Riegraf, B. (2005). „Frauenbereiche“ und „Männerbereiche“: Die Konstruktion von Geschlechterdifferenz in der Berufs- und Arbeitswelt. In J.-R. Ahrens, M. Apelt, & C. Bender (Hrsg.), Frauen im Militär. Empirische Befunde und Perspektiven zur Integration von Frauen in die Streitkräfte (S. 134–155). Wiesbaden: Springer VS.
Riegraf, B. (2015). Neue Unübersichtlichkeiten in den Geschlechterarrangements: Über das Verhältnis von Wandel, Beharrung und (Re)Traditionalisierung. In C. Mahs, B. Rendtorff, & A.-D. Warmuth (Hrsg.), Betonen – Ignorieren – Gegensteuern? Zum pädagogischen Umgang mit Geschlechtstypiken. Weinheim: Beltz Juventa (in Druck).
Riegraf, B., & Theobald, H. (2010). Überkreuzungen sozialer Ungleichheiten in der Fürsorgearbeit: Wandel der Versorgung älterer Familienmitglieder im Ländervergleich. In R. M. Dackweiler & R. Schäfer (Hrsg.), Wohlfahrtsstaatlichkeit und Geschlechterverhältnisse aus feministischer Perspektive (S. 132–149). Münster: Westfälisches Dampfboot.
Roback, B. (1992). Schriftsetzerinnen und Maschineneinführungsstrategien im 19. Jahrhundert. In A. Wetterer (Hrsg.), Profession und Geschlecht. Über die Marginalität von Frauen in hochqualifizierten Berufen (S. 83–100). Frankfurt a. M.: Campus.
Wagels, K. (2013). Geschlecht als Artefakt. Regulierungsweisen in Erwerbsarbeitskontexten. Bielefeld: transcript.
Wetterer, A. (2002). Arbeitsteilung und Geschlechterkonstruktion. „Gender at Work“ in theoretischer und historischer Perspektive. Konstanz: UVK-Verlag.
Wetterer, A. (2007). Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierungen? Zentrale Ergebnisse des Forschungsschwerpunkts „Professionalisierung, Organisation, Geschlecht“ im Überblick. In R. Gildemeister & A. Wetterer (Hrsg.), Erosion oder Reproduktion geschlechtlicher Differenzierungen. Widersprüchliche Entwicklungen in professionalisierten Berufsfeldern und Organisationen (S. 189–214). Münster: Westfälisches Dampfboot.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2015 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Riegraf, B. (2015). Konstruktionen der Geschlechterdifferenz in Bewegung: Wandel, Beharrung und (Re-)Traditionalisierung?. In: Micus-Loos, C., Plößer, M. (eds) Des eigenen Glückes Schmied_in!?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09133-0_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-09133-0_2
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-09132-3
Online ISBN: 978-3-658-09133-0
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)