Zusammenfassung
Vaterschaft ist eines der Themen, die den familienpolitischen Diskurs der letzten Dekade bestimmt haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird als ein nicht allein die Mütter betreffendes Problem entdeckt. Die Fertilitätsproblematik wird nicht mehr nur mit Blick auf Frauen diskutiert. Eine Beteiligung des Vaters an der Betreuung der Kinder gilt als günstige Voraussetzung für einen gelungenen Sozialisationsverlauf. Die gestiegene politische Bedeutung der Vaterschaft lässt sich gut im siebten Familienbericht der Bundesregierung (BMFSFJ 2006) verfolgen, in dem Vaterschaft eine zuvor nicht gekannte Aufmerksamkeit erfährt. Öffentlichkeitswirksam wird diese eine Neudefinition implizierende Aufwertung von Vaterschaft in plakativen Statements der vormaligen Familienministerin Ursula von der Leyen, wenn sie z.B. betont: „Neue Väter braucht das Land“. Was aus den skandinavischen Ländern seit mehr als 30 Jahren bekannt ist, dass nicht nur Mütter sondern auch Väter zu den Adressaten familienpolitischer Programme gehören, wird nun auch in Ländern praktiziert, die gemäß der Typologie von Gøsta Esping-Andersen (1990) zu dem Cluster der konservativen Regimes zu rechnen sind. In einer eigentümlichen Koinzidenz mit der politischen Aufwertung von Vaterschaft haben im Übrigen sowohl Familien- als auch Geschlechtersoziologie den Vater als Untersuchungsgegenstand entdeckt (Tölke/Hank 2005). Die Väterforschung expandiert.
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Meuser, M. (2011). Die Entdeckung der „neuen Väter“. In: Hahn, K., Koppetsch, C. (eds) Soziologie des Privaten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93460-0_5
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