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Georgisch ist schön, aber Armenisch ist meins“. Identitätskonstruktion von armenischen Migranten in Georgien

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Migration – Religion – Identität. Aspekte transkultureller Prozesse
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Zusammenfassung

Language is a constitutive characteristic of membership in a social group and therefore an important element for the formation and the dynamic progression of personal and linguistic identity. Therefore, a change in the linguistic context, as is the case in migration, has consequences for the personal identity of the speakers involved. The connecting link between migrants with each other, as well as between migrants and the population of the country of migration may be provided by a so-called dachsprache (umbrella language), because this can serve as a cross-linguistic feature for identification. The project presented in this contribution investigates linguistic identification in the constellation of regional, migrant and umbrella languages for the case of Armenian and Georgian migrants in Georgia and Germany. The informants are multilingual Georgian-Armenian families in Georgia and Germany, as well as monolingual Georgian and Armenian migrants, respectively, in Germany. The aim is to investigate how the emigrants use their mother tongue(s) (Georgian and/or Armenian) and the respective umbrella languages (Russian and German) and what kind of linguistic identity they develop in this constellation. The question will be addressed with methods of modern qualitative research, in particular language biography research. It is assumed that there are differences between generations within each group of speakers as well as between these two groups, caused by the respective language-political constellations of umbrella, migrant and regional languages. The following contribution concentrates on the example of the Armenian migrants in Georgia.

Emigrar, despedirse, cambiar, es aprender a vivir… Aprender a vivir es dejar de pensar que sólo tenemos un lugar en estemundo, que sólo somos parte de una historia, de una verdar, de un camino… y un destino.

Manuel Cruz

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Notes

  1. 1.

    In den 1990er Jahren, aufgrund der in Georgien aufkommenden Nationalbewegung, haben viele armenischstämmige Migranten ihre Nachnamen geändert, um „georgisch“ zu werden. Dadurch konnten Vertreter der kleinen ethnischen Gruppen ihre Arbeitsplätze sichern. Andernfalls wären sie Gefahr gelaufen, ihre finanzielle Existenz zu verlieren. Offensichtlich sitzt der Schmerz über die verlorene Identität so tief, dass sie ihre historische Herkunft leugnen.

  2. 2.

    Während der Regierung von Zwiad Gamsachurdia kam ein großes Nationalgefühl auf, welches die ethnischen Minderheiten in Georgien geistig unterdrückte. „Georgien ist ein Land für Georgier, deshalb dürfen auf allen politischen und führenden Positionen nur Georgier agieren“ (Zwiad Gamsachurdia in einem seiner Demonstrationsauftritte 1990, übers. NK). Es entstand eine sog. Armenophobie, welche viele Jahre subtil andauerte, aber nie laut ausgesprochen wurde, doch sich z. B. in Witzen bemerkbar machte. Am 15. Februar 2013 wurde zum ersten Mal die Armenophobie im georgischen Internet Radio-Fernsehen „Unabhängiges Georgien“ thematisiert („Armenophobie“ 2013; Interview mit Nationalisten 2013).

  3. 3.

    An Bhabhas Konzept wurde bemängelt, dass es keinen Bezug zur Praxis hat und Parameter wie Gender, Klasse und koloniale Machtunterschiede keine Beachtung finden (Babka et al. 2012).

  4. 4.

    Ich unterscheide die Altersgruppen folgendermaßen: Zwischen 60 und 80 Jahren nenne ich sie „1.Generation“, zwischen 40 und 60 Jahren „2.Generation“ und unter 30 Jahren „3.Generation“. Da das Wort GENERATION in der deutschen Migrationsforschung etwas anders besetzt ist, z. B. bei Gastarbeitern und ihren Nachkommen, setze ich es jeweils in Anführungszeichen.

  5. 5.

    Ob die Migration gezwungen oder selbstinitiiert war.

  6. 6.

    bi- = armenisch-russisch/-georgisch; multi- = alle drei, zum Teil mit dem Englischen in Georgien und mit dem Deutschen in Deutschland.

  7. 7.

    Womöglich auch mit der ökonomischen Situation verbunden, denn Russland war der gewünschte Arbeitgeber der ehemaligen Sowjetunion und nach dem Zerfall des Systems der größte Markt für den Handel.

  8. 8.

    Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Abschwächung des Gebrauchs des Russischen als Kommunikationssprache in Georgien haben die armenischsprachigen Bürger begriffen, wie wichtig für das Bestehen und Arbeiten im Lande Georgisch wurde. Aktuell übernimmt Georgisch die Funktionen des Russischen. Es ist die Bildungssprache und diejenige Sprache, die Anderssprachigen Arbeitschancen gibt, eine Funktion, die früher das Russische hatte.

  9. 9.

    Ich glaube, eine gewisse Hemmung der Preisgabe von Armenischkenntnissen beobachtet zu haben; womöglich als Schutz vor unangenehmen politischen Fragen, die man oft in Georgien mit der nationalistischen Geschichte der 1990er Jahre verbindet.

  10. 10.

    Wie subversiv auch die Dachsprache Russisch gewesen sein mag, sie scheint nach der politischen Veränderung und Wandel eine weitere Rolle übernommen zu haben.

Literatur

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Kreher, N. (2016). „Georgisch ist schön, aber Armenisch ist meins“. Identitätskonstruktion von armenischen Migranten in Georgien. In: Kazzazi, K., Treiber, A., Wätzold, T. (eds) Migration – Religion – Identität. Aspekte transkultureller Prozesse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06510-2_9

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