Zusammenfassung
Karl-Josef Pazzini nimmt in seinem Beitrag Was wirkt, was bildet? Jean-Luc Godards Film Passion als Metapher für einen Bildungsprozess. Er regt – auch durch die performative Art seines Schreibens – eine Übertragung an, die beim Entschlüsseln des Films etwas über Bildung sagt und über das, was dazu führt – was also wirkt. Den Hintergrund seiner Überlegungen bildet die Annahme, dass eine Reformulierung des psychoanalytischen Begriffs der Übertragung anregend sein kann für ein Nachdenken über den Zusammenhang von Medien, Subjekt und Bildung. Übertragung ist – so Pazzini – „Medium, d. h. Vermittlung und Unmittelbarkeit zugleich“. Mitten in die Medien eingelassen ist die „Sehnsucht nach Sinn“, die auch als Sehnsucht nach Unmittelbarkeit erscheint. Godards Film stellt auf vielfache Weise die Frage nach Unmittelbarkeit, Zusammenhang und Sinn, nämlich vor allem anhand der Frage: Wie kann erzählt werden? Der Film ist nur durch seine Rezeption zu erfassen, denn das „Medium ist nicht zu durchstoßen auf einen hinter ihm liegenden Sinn“. Was Godards filmische Praxis – und insbesondere „Passion“ – auszeichnet, ist das Potenzial, „Wahrnehmung und Aufmerksamkeit [zu] wecken und justieren“. Dadurch wird das „Einschnappen des schon Bekanntseins“ aufgebrochen und die verfestigten, gewohnten Überbrückungen werden so erschüttert, „dass sie fallen“. Sich darauf einlassen zu können, ist die notwendige Bedingung von Bildungsprozessen schlechthin: „Alles, was man hat, an Wissen und Sinn, muss sich diesem Prozess immer wieder stellen.“
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Pazzini, KJ. (2015). Was wirkt, was bildet?. In: Jörissen, B., Meyer, T. (eds) Subjekt Medium Bildung. Medienbildung und Gesellschaft, vol 28. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06171-5_2
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