Zusammenfassung
Als der Film in die Kinos kam, löste er einen derartigen Skandal aus, dass er nach kurzer Zeit abgesetzt wurde und der Regisseur Michal Powell sowie sein Hauptdarsteller Karlheinz Böhm einen massiven Knick in ihrer Karriere hinnehmen mussten. Stein des Anstoßes war, dass Böhm, den man als sanften, wohlerzogenen Darsteller Kaiser Franz Josephs I in den drei Sissi-Filmen Ernst Marischkas kannte, in „Augen der Angst“ den Serienmörder Mark Lewis spielt, der seine Opfer, allzumal Frauen, filmt, während er sie tötet, und sie dabei zusehen lässt, weil er einen Spiegel auf der Kamera montiert hat. Er agiert damit in erster Linie Ängste aus, die mit seiner Kindheit zu tun haben, und erst in zweiter Linie sexuell konnotierte voyeuristische Bedürfnisse, wie in der wissenschaftlichen Literatur behauptet wird, die sich auf Freud beruft. Darüber hinaus stellt der Film eine massive Kritik an den behavioristischen Experimenten John B. Watson dar, denn Marks Vater, ein berühmter Professor, filmte seinen Sohn während der gesamten Kindheit, und das vor allem, um seine Reaktionen auf Angst erregende Reize zu dokumentieren, mit denen sein Vater ihn konfrontierte – mit letalen Folgen für Marks Opfer und für ihn selber, da er sich zum Schluss – sich dabei selbst filmend – umbringt.
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Rieken, B. (2020). Der Tod kommt beim Filmen. In: Poltrum, M., Rieken, B., Teischel, O. (eds) Lebensmüde, todestrunken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60522-6_17
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