Zusammenfassung
Kulturelle Bildung ist ein vielfältig arrangiertes Übungsfeld, in dem es darum geht, durch ästhetische Praxis Kulturgeschehen im weitesten Sinne begreifbar und mitgestaltbar zu machen. Politische Mittel der Einflussnahme wie Aufklärung, Diskurs und Aushandlung stehen hier nicht im Vordergrund, auch wenn kulturelle Bildung sich mit den Zielen politischer Bildung oft überschneidet. Die Kommunikationsform ist eine andere, sie entwickelt sich über das Medium der eigenen Wahrnehmung, der Erfahrung und des adäquaten Erfahrungsausdrucks. Symbolisch vermittelte Erfahrung ist zumeist sinnlich gebunden und fordert dadurch zum erlebenden Nachvollziehen auf, d. h., der Bezug auf eigene, ähnliche Erlebnisse ist Teil des Erschließens von kulturellen Bedeutungen. Das gilt auch für Erfahrungen, die im eigenen Lebenszusammenhang ausgeschlossen sind. Jedoch lassen sie sich nicht durch bloßes Nacherleben aneignen. In der gemeinten ‚Umwegkommunikation‘ sind Gegensätze wie Innenwelt-Außenwelt, bekannt-fremd, konkret-abstrakt als Prozess-Sensoren enthalten. Ein solches Übungsfeld beinhaltet dann – in der Rezeption wie auch in der Produktion – immer ein inneres Ringen um die eigene Position: der Versuch, die jeweilige Sache ins eigene Wissenssystem einzuordnen, und die Schwierigkeit der Uneindeutigkeit, wenn etwas als wirklich neu aufgefasst wird. Dieses krisenhafte Bildungsmoment im Überschreiten des Selbstverständlichen entwickelt sich zwischen dem Erleben und dem Urteilen. Es hat somit eine Gefühls- und eine Wissensdimension, die sich gegenseitig bedingen. Schließlich führt es zu ästhetischem Urteilsvermögen und erweitert damit das Spektrum, was individuell überhaupt erfahrbar ist.
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Literatur
Nübel, R. (2011). Der Spatz als Lernhilfe. Online-Artikel. Kontext: Wochenzeitung Ausgabe 11. http://www.kontextwochenzeitung.de/pulsschlag/11/der-spatz-als-lernhilfe-1395.html. Zugegriffen: Sep. 2013.
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Veiel, A. (2008). Der Kick: Ein Lehrstück über Gewalt. München: Goldmann.
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Flad, C. (2014). Kulturelle Bildung von der dokumentarischen Praxis her gedacht – über die Methodik des Fragens und wie man sich dem Neuen zuwendet. In: Faas, S., Zipperle, M. (eds) Sozialer Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04166-3_12
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