Abstract
Im Zentrum der Arbeit mit sexualisiert gewalttätigen Minderjährigen steht zumeist die Arbeit an den begangenen Delikten, während die Aufarbeitung erlittener Traumata (u. a. Misshandlung, Vernachlässigung, sexueller Missbrauch) dagegen häufig vernachlässigt wird. Der vorliegende Artikel ist ein Plädoyer für eine stärkere Gewichtung der Traumabehandlung im Verhältnis zur Deliktarbeit. Für die diesbezügliche Praxis bietet insbesondere die Traumapädagogik vielfältige Möglichkeiten. Der Verfasser hat das Modell der Systemischen Mehrspurenhilfe (Ruud Bullens) unter Einbeziehung einer stabilisierenden traumapädagogischen Begleitung während der deliktspezifischen Therapie (sowie darüber hinaus) weiterentwickelt. Anhand der in der Therapie gestellten Frage „Warum bin ich so?“ wird ein Jugendlicher, der als Opfer sexualisierter Gewalt später selbst sexualisiert gewalttätig wurde, begleitet.
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Kettritz, T. (2014). Grenzverletzende Kinder und Jugendliche – verletzte Menschen mit verletzten Grenzen?! Traumapädagogische Arbeit mit sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen. In: Mosser, P., Lenz, HJ. (eds) Sexualisierte Gewalt gegen Jungen: Prävention und Intervention. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-04071-0_10
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