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Bewältigung von Schuld(en) und Armut? „Grade die Vorurteile sind halt schon sehr sehr schmerzlich“. Diskursive Bilder als Gegenstand multidimensionaler Bewältigung

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Schulden und ihre Bewältigung

Zusammenfassung

Wenn es im öffentlichen Diskurs um Schulden von Privatpersonen geht, ist damit zumeist Überschuldung gemeint, d.h. die Situation, dass die Ausgaben die monatlichen Einnahmen übersteigen. Es muss also zwischen Verschuldung und Überschuldung unterschieden werden. Während die Tatsache der Existenz von Schulden im Allgemeinen den vom Kreditsystem und den Banken mit geschaffenen und damit gewünschten Normalfall darstellt – dies gilt insbesondere für den Kauf kostspieliger Güter wie Autos und Immobilien, aber auch für (Kommunikations-) Medien, die immer öfter auf Raten erworben werden (können) –, stellt Überschuldung ein sozial unerwünschtes Phänomen dar.

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Notes

  1. 1.

    1 In diesem Zusammenhang sollte auch das Genre bzw. seine Funktionsweise berücksichtigt werden. Da die Betrachtung der Sendung im vorliegenden Beitrag allerdings vornehmlich dem Versuch dient, beispielhaft zu zeigen, dass und wie im öffentlichen Diskurs über SchuldnerInnen gesprochen, wie mit ihnen umgegangen wird, mit welchen Vorstellungen ihnen begegnet wird und wie in diesem Prozess Bilder von SchuldnerInnen produziert werden, wird hier eine gattungsanalytische Bearbeitung bewusst nicht weiter verfolgt.

  2. 2.

    2 Das Gleiche zeigt sich auch im öffentlichen Diskurs über Jugendverschuldung, der häufig als Finanzkompetenzdiskurs geführt wird und in vielfältigen Programmen bzw. Maßnahmen seinen Ausdruck findet (z.B. „Finanzführerschein“).

  3. 3.

    3 Es handelt sich hierbei um den Auszug eines Interviews, das im Rahmen einer qualitativen Studie zur Bewältigung von Armut und Schulden unter Bedingungen der Migration erhoben wurde. Für weitere Informationen zu dieser Studie siehe die nächste Seite.

  4. 4.

    4 Im Forschungsprojekt wird ein relativer Armutsbegriff zugrunde gelegt, der nicht nur die monetäre Dimension eines soziokulturellen Existenzminimums, sondern auch nichtökonomische und immaterielle Dimensionen berücksichtigt, um Unterversorgungen und beschränkte Handlungsspielräume in verschiedenen Lebensbereichen und die Multidimensionalität und Heterogenität von Armut in den Blick zu nehmen (vgl. Hollstein/Huber/ Schweppe 2010).

  5. 5.

    5 Hierunter wird beispielsweise bereits eine so alltägliche Situation wie ein Besuch einer Bäckerei verstanden. Es wird hier in der Regel sowohl durch die hinter der Theke stehende Person, die in etwa „Was darf es denn sein?“ fragt als auch durch die vor der Theke sich befindliche Person, die hierauf eine passende Antwort gibt, soziale Ordnung reproduziert. Harold Garfinkel zeigte in seinen Krisenexperimenten, dass soziale Ordnung von einer außerordentlichen Brüchigkeit gekennzeichnet ist und schon eine einzige der sozialen Situation nicht angemessene Frage oder Aussage die anderen AlltagsteilnehmerInnen vollständig verunsichern kann (vgl. Garfinkel 1967).

  6. 6.

    6 Hiermit sind nicht etwa bestimmte Definitionen von Armut gemeint, sondern vielmehr die praktischen Produktionen des Verständnisses der AlltagsteilnehmerInnen und die Frage, wann sie (oder auch die öffentlichen Medien) Kinder als arm identifizieren.

  7. 7.

    7 Der Habitus „formt sich im Zuge der Verinnerlichung der äußeren gesellschaftlichen (materiellen und kulturellen) Bedingungen des Daseins. Diese Bedingungen sind, zumindest in modernen, differenzierten Gesellschaften, ungleich, nämlich klassenspezifisch verteilt“ (Schwingel 2003, S. 60).

  8. 8.

    8 Über den als „Florida Rolf“ Popularität erlangten „Sozialschnorrer“ (WWW-Dokument 3), der etwa 1.900 Euro pro Monat vom deutschen Staat bezog und sich damit sein Leben in Florida finanzierte, wurde 2003 durch die Massenmedien (zuerst die Bildzeitung) berichtet.

  9. 9.

    9 Ergänzend könnte in diesem Zusammenhang die Vorurteilsforschung betrachtet werden, die sich mit dem Einfluss von negativen Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen auseinandersetzt und dessen Bedeutung für die Wahrnehmung, das Denken und Verhalten der jeweiligen AkteurInnen analysiert (vgl. Bohner 2002, S. 267). Mit der Bezugnahme auf diese Perspektive könnten u.a. folgende weiterführende Fragen in den Blick genommen werden: Welche Funktionen erfüllen bestimmte Einstellungen in Bezug auf spezifische soziale Gruppen? Durch welche Prozesse und Faktoren werden negative Einstellungen einer Person bestimmt? Wie können sich Einstellungen ändern und welche Konsequenzen ziehen diese nach sich? Die Untersuchung dieser Fragen bietet damit interessante Anknüpfungspunkte an das Konzept der Membership categorization.

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Bender, D., Hollstein, T., Huber, L., Schweppe, C. (2013). Bewältigung von Schuld(en) und Armut? „Grade die Vorurteile sind halt schon sehr sehr schmerzlich“. Diskursive Bilder als Gegenstand multidimensionaler Bewältigung. In: Hergenröder, C. (eds) Schulden und ihre Bewältigung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02553-3_3

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