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Diskursanalyse als kritische Theorie nach Foucault und Bourdieu

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Diskursanalyse und Kritik

Part of the book series: Interdisziplinäre Diskursforschung ((IDF))

Zusammenfassung

Der Beitrag skizziert die Umrisse einer kritischen Diskurstheorie, die ausgehend von den Arbeiten Foucaults und Bourdieus für eine Analytik kulturalisierter Macht plädiert. Gegenüber normativen Ansätzen in der kritischen Theorie werden hier die Vorzüge einer wissenschaftlich-analytischen Kritikperspektive herausgearbeitet. Während erstere auf die Problematik der Begründung wissenschaftlich fundierter Werturteile fokussiert, konzentriert sich eine kritisch-analytische Perspektive auf die Aufdeckung der komplexen Machtdynamiken, die sich auf den unterschiedlichen Ebenen eines diskursivierten Sozialgefüges abspielen. Obwohl bzw. gerade weil die Begriffe „Macht“ und „Wissen“ bei Foucault und Bourdieu so unterschiedlich sind, bieten sie eine wegweisende Grundlage für das Verständnis zeitgenössischer Gesellschaften, die auf der einen Seite durch eher neoliberal-biopolitische Logiken von Macht und Wissen im Sinne von Selbstführungstechniken und ökonomischen Wissensformen gekennzeichnet sind, und die auf der anderen Seite klassenförmig im Sinne von Bourdieus Kapitaltheorie geprägt sind. Anhand einer kurzen Analyse des Bologna-Diskurses als komplexes Macht/Wissen-Phänomen werden die Potenziale dieses Ansatzes illustriert.

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Notes

  1. 1.

    Der Begriff illusio bezeichnet den geheimen Glauben der Akteure an die „offizielle Mission“ und den „übergeordneten Sinn“ des eigenen Handelns (etwa den Glauben an die „Suche nach Wahrheit“ im wissenschaftlichen Feld). Er bezieht sich auf die systematische „Verkennung“ der Machtmechanismen, die „hinter dem Rücken“ der Akteure ihr Handeln steuern (etwa den „Kampf um Anerkennung und Macht“ im wissenschaftlichen Feld).

  2. 2.

    Hierbei handelt es sich streng genommen nicht um Personen, sondern um Perspektiven des Diskurses, die von Personen eingenommen werden können. Deswegen wäre eine geschlechtergerechte Formulierung irreführend.

  3. 3.

    Diese Sprecherin beziehungsweise dieser Sprecher ist allerdings zu unterschieden von den Sprecherperspektiven, die hier auch als Sprecher bezeichnet werden, weil es sich dabei um den anthropomorphen Autor handelt.

  4. 4.

    Mit „Autor“ ist hier der institutionelle Akteur „Peter Gaehtgens, Präsident der HRK“, gemeint.

  5. 5.

    Für eine detaillierte Darstellung der technischen Analyse siehe Angermüller (2007, S. 139 ff.), für den Fall des Bologna-Prozesses Maeße (2010a, S. 163–240).

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Maeße, J. (2019). Diskursanalyse als kritische Theorie nach Foucault und Bourdieu. In: Langer, A., Nonhoff, M., Reisigl, M. (eds) Diskursanalyse und Kritik. Interdisziplinäre Diskursforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02180-1_13

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