Zusammenfassung
Grundlegend für die Aufklärung des Krystallbaues der hochmolekularen Verbindungen sind die Arbeiten der Braggschen Schule3, so die von Müller und Shearer 1, die durch Röntgenuntersuchungen nachwiesen, daß die Moleküle der normalen Fettsäuren und ihrer Derivate im krystallisierten Zustand fadenförmige Gestalt haben. Die Anordnung von einfachen Fadenmolekülen in einem Krystallgitter war damit zum erstenmal klargestellt. Müller und Shearer benutzten dabei zur Veranschaulichung des Krystallbaues die Braggschen Atommodelle; sie zogen verschiedene Anordnungen der Kohlenstoffatome in Erwägung (Abb. 5)2, wobei der Zickzackkette der Vorzug gegeben wurde (Abb. 6)3.
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Notes
Vgl. H. Staudinger u. R. Signer: Über den Krystallbau hochmolekularer Verbindungen. Ztschr. f. Krystallogr.70, 193 (1929).
Vgl. die Zusammenfassung von W. H. Bragg: Ber. des 2. Solvay-Kongresses, Brüssel 1925, S. 21. Paris: Gauthiers-Villars 1926.
Müller, A.: Journ. Chem. Soc. London123, 2043 (1923).
Müller, A., u. G. Shearer: Journ. Chem. Soc. London123, 3156 (1923).
Shearer, G.: Journ. Chem. Soc. London123, 3152 (1923).
Müller, Alex, u. G. Shearer: Journ. Chem. Soc. London123, 3159 (1923).
Vgl. A. Müller: Proc. Royal Soc. London (A)114, 542 (1927).
Vgl. die zusammenfassenden Arbeiten von W. N. Haworth: Helv. chim. Acta11, 534 (1928) — Ber. Dtsch. Chem. Ges.65, A. 43 (1932).
Vgl. K. Freudenberg: Ber. Dtsch. Chem. Ges.54, 767 (1921), welcher nachwies, daß die Cellulose zu etwa 60% aus Cellobiose aufgebaut ist; vgl. auch weiter K. Freudenberg u. Braun: Liebigs Ann.460, 288 (1928).
Vgl. M. Bergmann: Ber. Dtsch. Chem. Ges.59, 2973 (1926).
Mark, H.: Ber. Dtsch. Chem. Ges.59, 2982 (1926).
So hatte K. Hess sich bemüht, Cellulose und Cellulosederivate zu reinigen, um sie dann zum Krystallisieren zu bringen, und es sind von ihm auch in der Tat krystallisierte Cellulosederivate erhalten worden. Sehr merkwürdig ist das Verhalten der Triacetylcellulose. Die höhermolekularen Produkte krystallisieren aus Lösung nicht, dagegen ist das „Biosanacetat“ krystallisiert. Im Biosanacetat liegt ein Gemisch von Celluloseacetaten vom Polymerisationsgrad 20–30 vor. M. Bergmann u. H. Machemer: Ber. Dtsch. Chem. Ges.63, 316 (1930); vgl. dazu die Ausführungen von
K. Freudenberg u. W. Dirscherl: Ztschr. f. physiol. Ch.202, 192 (1931).
Aus diesem Gedankengang heraus hat auch R. Pummerer die Reinigungsmethode für Kautschuk verbessert, um ein krystallisiertes Produkt zu erhalten. Diese Bemühungen waren scheinbar auch erfolgreich. Bei der damaligen Auffassung R. Pummerers über die Konstitution des Kautschuks konnte dieses Resultat so gedeutet werden, daß der reine Kautschuk, der nach seiner Ansicht aus den Molekülen (C5H8)8 bestehen sollte, zur Krystallisation befähigt wäre, nachdem die Verunreinigungen durch einen Reinigungsprozeß entfernt sind. R. Pummerer u. A. Koch: Liebigs Ann.438, 294 (1924); vgl. auch R. Gross: Liebigs Ann.438, 311 (1924). Vgl. dazu R. Pummerer u. G. v. Susich: Kautschuk1931, 117, die nachträglich zeigten, daß in dem krystallisierten Kautschuk Guttapercha vorlag.
Staudinger, H., H. Johner, R. Signer, G. Mie u. J. Hengstenberg: Ztschr. f. physik. Ch.126, 425 (1927); vgl. weiter
J. Hengstenberg: Ann. d. Physik IV. F.84, 245 (1927).
Hengstenberg, J.: Ztschr. f. Krystallogr.67, 583 (1928).
Müller, A.: Proc. Roy. Soc. London114, 542 (1927).
Trillat, I. I.: C. r. d. l’Acad. des sciences180, 1329 (1925).
Saville, W. B., u. G. Shearer: Journ. Chem. Soc. London127, 591 (1925).
In der ersten Arbeit wurden die Molekülgitterkräfte als Krystallvalenzgitterkräfte bezeichnet, vgl. H. Staudinger: Ber. Dtsch. Chem. Ges.59, 3027 (1926).
Shearer und Müller: Journ. Chem. Soc. London123, 3156 (1923).
Die Abbildungen sind der Arbeit von H. Staudinger u. R. Signer: Ztschr. f. Krystallogr.70, 208 (1929) entnommen.
Staudinger, H.: Ztschr. f. angew. Ch.42, 70 (1929).
Haber, F.: Über die Abhängigkeit der Krystallisation von der Häufungs-und Ordnungsgeschwindigkeit. Ber. Dtsch. Chem. Ges.55, 1717 (1922).
Stobbe, H., u. G. Posnjack: Liebigs Ann.371, 259 (1909);409, 1 (1915).
Vgl. H. Staudinger u. E. Urech: Helv. chim. Acta12, 1107 (1929).
Staudinger, H., u. H. W. Kohlschütter: Ber. Dtsch. Chem. Ges.64, 2091 (1931).
Kronstein, M.: Ber. Dtsch. Chem. Ges.35, 4150 (1902).
Staudinger, H., u. O. Schweitzer: Ber. Dtsch. Chem. Ges.62, 2395 (1929). Vgl. auch Zweiter Teil, C. III. 4.
Staudinger, H., u. A. Schwalbach: Liebigs Ann.488, 8 (1931).
Kirchhof, F.: Kautschuk1929, 175. — Staudinger, H., u. H. F. Bondy: Ber. Dtsch. Chem. Ges.63, 726 (1930).
Staudinger, H., E. Geiger, E. Huber, W. Schaal u. A. Schwalbach: Helv. chim. Acta13, 1334 (1930).
Staudinger, H., u. H. F. Bondy: Ber. Dtsch. Chem. Ges.63, 734 (1930).
Es wurde früher erwogen, ob der Unterschied in der Krystallisationsfähigkeit zwischen Kautschuk und Balata darauf beruht, daß Balata Fadenmoleküle besitzt, während die Moleküle des Kautschuks hochmolekulare Ringe darstellen, vgl. H. Staudinger u. R. Signer: Ztschr. f. Krystallogr.70, 205 (1929). Diese älteren Annahmen sind aber unrichtig. Der Unterschied zwischen Balata und Kautschuk beruht auf einer Stereoisomerie dieser beiden Produkte.
Staudinger, H.: Ber. Dtsch. Chem. Ges.63, 927 (1930). Auf die Möglichkeit der Stereoisomerie machte in einer Diskussion 1926 A. Haanen aufmerksam.
K. H. Meyer u. H. Mark: Der Aufbau der hochpolymeren organischen Naturstoffe, S. 205, Leipzig 1930, kamen zu der umgekehrten Auffassung und begründeten dies durch einen Vergleich mit niedermolekularen cis-trans-Isomeren. Bei niedermolekularen Stoffen schmilzt die trans-Modifikation höher als die cis-Modifikation. Deshalb sollte auch die höherschmelzende Balata die trans-Form besitzen. Es ist aber möglich, daß diese Regel nur auf niedermolekulare Stoffe beschränkt ist und für höhermolekulare keine Gültigkeit mehr hat, z. B. ist es möglich, daß Ölsäure die trans-Form und Elaidinsäure die cis-Form ist. Vgl. dazu H. Staudinger u. E. Ochiai: Ztschr. f. physik. Ch. (A)158, 49 (1931).
Katz, J. R., u. K. Bing: Ztschr. f. angew. Ch.38, 439 (1925).
Vgl. dazu M. Kröger u. M. Le Blanc: Ergebn. d. angew. physikal. Chem.1, 289 (1931).
Hengstenberg, J.: Ann. der Physik (IV)84, 245 (1927).
Signer, R.: Liebigs Ann.474, 187 (1929).
Lawrence, A. S. C.: Kolloid-Ztschr.50, 12 (1930).
Thiessen, P. A., u. R. Spychalski: Ztschr. f. physik. Ch. (A),156, 435 (1931).
Stewart, G. W.: Chem. Zentralblatt 1928I, 639;1928 II, 1740.
Katz, J. R.: Ztschr. f. physik. Ch.45, 97 (1927) — Chem. Zentralblatt1928 I, 154.
Auerbach, F., u. H. Barschall: Arbb. Kais. Gesundh.-Amt27, 183 (1907).
Vgl. dazu auch H. W. Kohlschütter: Zur Morphologie hochmolekularer Stoffe. Liebigs Ann.482, 75 (1930);484, 155 (1930).
Staudinger, H., u. R. Signer: Liebigs Ann.474, 267 (1929).
Entnommen der Arbeit von H. Staudinger u. R. Signer: Ztschr. f. Krystallogr.70, 193 (1929).
Kohlschütter, H. W.: Liebigs Ann.482, 75 (1930).
Kohlschütter, H. W., u. L. Sprenger: Ztschr. f. physik. Ch. (B)16, 284 (1932).
Vgl. F. Kirchhof: Kolloid-Ztschr.30, 176 (1922).
Meyer, K. H., u. H. Mark: Ber. Dtsch. Chem. Ges.61, 1944 (1928). — Fikentscher, H., u. H. Mark: Kautschuk1930, 2. — Ferner F. Kirchhof: Kautschuk1930, 31.
Staudinger, H., u. J. Fritschi: Helv. chim. Acta5, 789 (1922). Vgl. ferner K. H. Meyer u. H. Mark: Der Aufbau der hochpolymeren organischen Naturstoffe, S. 1. Leipzig 1930.
Staudinger, H.: Helv. chim. Acta13, 1324 (1930).
Staudinger, H., u. W. Feisst: Helv. chim. Acta13, 1361 (1930).
Staudinger, H.: Ber. Dtsch. Chem. Ges.59, 3036 (1926).
Vgl. H. Staudinger: Ber. Dtsch. Chem. Ges.63, 929 (1930); ferner die ähnlichen Ausführungen K. H. Meyers: Kolloid-Ztschr.49, 212 (1932).
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Staudinger, H. (1932). Die Hochmolekularen im festen Zustand. In: Die Hochmolekularen Organischen Verbindungen - Kautschuk und Cellulose -. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-92284-8_6
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