Zusammenfassung
Die Evangelische Kirche in Deutschland ist keine in sich geschlossene Einheit, sondern ein Zusammenschluss von 20 weithin selbständigen Landeskirchen, die unter einem relativ losen gemeinsamen Dach - der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - zusammenarbeiten. Der Vorsitzende des leitenden Gremiums, des sog. Rates der EKD, ist Sprecher der Evangelischen Kirchen in Deutschland, steht als solcher hierarchisch aber nicht über, sondern neben den anderen Landesbischöfinnen und -bischöfen und hat ebenso wie diese keine herausgehobene Lehrautorität. Auch sonst kennen die evangelischen Kirchen, im Unterschied zur katholischen, kein Lehramt. D. h. es gibt in ihnen keine Instanz, die Lehrinhalte und/oder ethische Normen für alle Gläubigen verbindlich festlegen könnte. Über die Gültigkeit von Normen entscheidet allein die Überzeugungskraft von Argumenten. Damit aber gilt für evangelische Lehre und evangelische Ethik letztlich kein anderer Maßstab als für philosophische, politische oder sonstige gesellschaftliche Diskurse.
Auf diesem Hintergrund wird im Beitrag die Diskussion zur Patientenverfügung in den evangelischen Kirchen seit Mitte der 1990er Jahre bis heute überblickartig dargestellt und schließlich am darin besonders umstrittenen Thema „Reichweitenbegrenzung“ exemplarisch aufgezeigt, wie man aus evangelischer Perspektive mit guten theologischen Argumenten zu unterschiedlichen, auch von der Mehrheitsmeinung abweichenden Einschätzungen kommen kann.
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Literatur
Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland und Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz (Hrsg) (2010) Christliche Patientenvorsorge durch Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Behandlungswünsche und Patientenverfügung; Handreichung und Formular der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland in Verbindung mit weiteren Mitglieds- und Gastkirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Kirchenamt der EKD, Hannover
Deutsche Bischofskonferenz und Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland in Verbindung mit den weiteren Mitglieds- und Gastkirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (2003) Christliche Patientenverfügung mit Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung. Handreichung und Formular, 2. Aufl. Kirchenamt der EKD, Hannover
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (Hrsg) (1995) Christliche Patientenverfügung. Evang.-Luth. Landeskirchenamt, München
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (Hrsg) (2001) Meine Zeit steht in Gottes Händen. Handreichung zur Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung. Evang.-Luth. Landeskirchenamt, München
Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD (Hrsg) (2005) Sterben hat seine Zeit. Überlegungen zum Umgang mit Patientenverfügungen. Kirchenamt der EKD, Hannover
Meier C, Borasio GD, Kutzer K (Hrsg) (2005) Patientenverfügung. Ausdruck der Selbstbestimmung – Auftrag zur Fürsorge. Kohlhammer, Stuttgart
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Meier, C. (2016). Patientenverfügungen aus evangelischer Sicht. In: May, A., Kreß, H., Verrel, T., Wagner, T. (eds) Patientenverfügungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-10246-2_4
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