Zusammenfassung
Gegen Ende des Films Good Bye Lenin (D 2003, Wolfgang Beck er) verkündet der vermeintliche DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn vom Fernsehschirm aus seine Zukunft svision einer bereits schon lange nicht mehr existierenden DDR. In diesem fiktiven Staat hieße es „auf den Anderen zuzugehen, mit dem Anderen zu leben, nicht nur von der besseren Weltzu träumen, sondern sie wahr zu machen“. Auchwenn dieses Ideal der DDR-Aufb aujahre heute anachronistischerscheinen mag, ist es 20 Jahre nachder Wende in der deutschen Öffentlichkeit weiterhin präsent. Wie Inge Stephan und Alexandra Tack e in der Einleitung zu NachBilder der Wende ausführen, werden seit den 1990er Jahren Träume vom neuen Anfang, von einer neuen Heimat sowie einer neuen „gesamtdeutschen“ Identität von den Medien genährt (vgl. Stephan/Tack e 2008, 7 ff.). Man denke nur an den Massen- und Touristenappeal von zahlreichen Foto-Ausstellungen zum zwanzigsten Jubiläum des Mauerfalls, die unter unvergessenen Slogans laufen, wie etwa „Wir waren so frei“ (Filmmuseum am Potsdamer Platz), „Wir sind das Volk !“ (Magazin zur Berliner Open-Air Ausstellung), oder die aktuelle, von der DEFA-Stift ung und Progress-Film-Verleih organisierte Veranstaltungsreihe „20 Jahre Mauerfall: Geteilte Vergangenheit, gemeinsame Geschichte.“ Gerade der letzte Veranstaltungstitel signalisiert, dass die Vorstellung einer gemeinsamen Zukunft eine Aufarbeitung der Vergangenheit im geteilten Deutschland voraussetzt. Diese Aufarbeitung wiederum basiert auf einem seit zwanzig Jahren gesuchten gesellschaft lichen Konsens, der nicht zuletzt auchdurchfilmische Werke hergestelltwerden soll.
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Ivanova, M. (2011). Die DDR aus der Perspektive einer jungen Generation. In: Schick, T., Ebbrecht, T. (eds) Kino in Bewegung. Film, Fernsehen, Medienkultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92804-3_15
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