Zusammenfassung
Was ist ‚Organisation‘? Wie gelangt man zu einem Begriff? In der Literatur macht man es sich häufig einfach: An den Beginn einer Abhandlung setzt man eine Definition, ohne anzugeben, welche Funktion diese Definition, welchen Wahrheits-oder Erkenntnisgehalt sie haben soll und wie man zu ihr überhaupt gelangt ist. Dabei werden zwei grundsätzlich verschiedene Ebenen der Begriffsfindung in aller Regel nicht unterschieden, sodass es zu einer fundamentalen Unklarheit kommt. Ein Begriff kann nämlich entweder auf der Ebene des Objektbereichs einer Untersuchung oder auf der Ebene des Theoriebereichs angesiedelt sein. Im ersten Falle wäre der Gebrauch eines Konzeptes im Gegenstandsbereich – hier der Gesellschaft selbst – zu analysieren, eine Definitionsfreiheit des Forschers existiert nicht, jede Begriffsdarlegung ist eine empirische und damit prinzipiell widerlegbare Hypothese. Im zweiten Falle gehört der Begriff der Beobachtungssprache an, ist theoretisches Werkzeug, um den Gegenstandsbereich zu analysieren und zu interpretieren. So ist z.B. typischerweise der soziologische Begriff ‚System‘ eine analytische Kategorie in diesem Sinne. Ein theoretischer Begriff ist nicht falsifizierbar, es herrscht Definitionsfreiheit; er muss sich allerdings pragmatisch als brauchbar erweisen, indem er Erkenntnisgewinne ermöglicht.
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Türk, K. (2008). Organisation. In: Baur, N., Korte, H., Löw, M., Schroer, M. (eds) Handbuch Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91974-4_17
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