Zusammenfassung
Im Strafvollzug nimmt die Aus- und Weiterbildung Strafgefangener aus mehreren Gründen zunehmende Bedeutung ein. Auf Grund der Strafrechtsentwicklung und Verurteilungspraxis konzentriert sich die Insassenstruktur vielfach auf Vorbestrafte und Rückfalltäter, deren gesellschaftliche Integration durch erhebliche berufliche und soziale Defizite beeinträchtigt ist, sowie auf Gefangene mit langen Strafen. Empirische Erhebungen und praktische Erfahrungen weisen auf überproportionale Anteile an Sonderschülern, Schulabbrechern und Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung hin (vgl. Matt 2007). Das erschwert es Straffälligen angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung, namentlich gestiegener Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt häufig, einen Arbeitsplatz zu finden, der den Lebensunterhalt zu sichern vermag. Die Folge sind meist gewichtige finanzielle Schwierigkeiten, nicht zuletzt Abhängigkeit von der Sozialhilfe (vgl. Wirth 2006). Oft treffen solche Probleme, begünstigt durch Störungen in der Sozialisation und im familiären Umfeld (z.B. in Form von Alkohol- oder Drogensucht), mit geringer Belastbarkeit und Frustrationstoleranz, also mangelnder sozialer Handlungskompetenz, zusammen. Sozialisationsdefizite dieser Art fallen umso mehr in einer gesellschaftlichen Entwicklung ins Gewicht, als soziale Teilhabe in wachsendem Maße von der Fähigkeit und Bereitschaft lebenslangen Lernens abhängt (vgl. Benz 2007).
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Müller-Dietz, H. (2009). Weiterbildung von Strafgefangenen. In: Tippelt, R., von Hippel, A. (eds) Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91834-1_54
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