Auszug
Dass die moderne Gesellschaft eine Organisationsgesellschaft ist, gehört zu ihren augenfälligsten Merkmalen. Vielleicht ist es heutzutage schon gar nicht mehr augenfällig: Weil uns so selbstverständlich geworden ist, dass fast alle gesellschaftlichen Lebensbereiche von formalen Organisationen durchsetzt sind, ist uns kaum noch bewusst, dass frühere Gesellschaften diese Art von Sozialgebilde gar nicht oder höchstens in wenigen Teilbereichen — und auch dort in ganz anderer Form — kannten. So gab es zwar die „historic bureaucratic empires” (Eisenstadt 1963), etwa in Mesopotamien, oder die mittelalterliche katholische Kirche; doch zwischen solchen vormodernen Organisationsformen und der modernen „legalen Herrschaft mit bureaukratischem Verwaltungsstab” (Weber 1922: 125–130, 551–579) bestehen himmelweite strukturelle Unterschiede. Erst recht unvergleichbar mit früheren Zuständen ist eine Auflistung der Gesellschaftsbereiche, in denen heute überall Organisationen eine tragende Rolle spielen: Neben der Staatsverwaltung und Unternehmen sind dies Schulen und Hochschulen, Krankenhäuser, Gerichte, Forschungsinstitute, das Militär, Kirchen, Museen, Zeitungen, Fernsehsender, politische Parteien, Verbände, Genossenschaften, Vereine. Auch ohne Anspruch auf Vollständigkeit ist diese Liste schlagend.
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Literatur
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© 2007 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Schimank, U. (2007). Das „stahlharte Gehäuse der Hörigkeit”, revisited — James Colemans „asymmetrische Gesellschaft”. In: Schimank, U., Volkmann, U. (eds) Soziologische Gegenwartsdiagnosen I. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90736-9_16
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