Zusammenfassung
Die Thematisierung pädagogischer Generationsbeziehungen muss sich heute mehr denn je von einer vereinseitigenden Sicht der Wissensvermittlung von Alt nach Jung lösen (dazu: Ecarius 1998: 48), bezieht man die Tatsache beschleunigten sozialen Wandels (Schweppe 2003), die Hinwendung zur kindlichen Akteursperspektive (Honig 1999) und die These von der „Relativierung des Erwachsenenstatus“ (Hornstein 1983) ein. Der Annahme des Bedeutungsverlustes der älteren Generation steht nun entgegen, dass das Aufwachsen Jugendlicher nach wie vor durch die Handlungsfelder Familie und Schule bestimmt ist, in denen — auch wenn sie wie etwa Familie einem starken Wandel unterworfen sind — die Beziehungen nach wie vor von einer konstitutiven Generationendifferenz gekennzeichnet sind (vgl. Kramer/ Helsper/ Busse 2001). Wie diese Beziehungen konturiert sind, in welchem wechselseitigen Verhältnis sie stehen, dies ist erst Gegenstand neuerer empirischer Forschungsprojekte. Bislang wird für beide Handlungsfelder oftmals — gerade im Verhältnis zu Jugendlichen — ein spannungsvolles Verhältnis unterstellt (ebd.). Besonders in Bezug auf Migrantenjugendliche wird diese Spannung oftmals deshalb als konfliktreich interpretiert, weil eine kulturelle Differenz zwischen Familie und Schule unterstellt wird, bei der Familie nicht in der Lage sei, sich fir die schulischen Belange von Kindern zu engagieren (vgl. Hamburger/ Hummrich 2005).
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Hummrich, M., Wiezorek, C. (2005). Elternhaus und Schule — Pädagogische Generationsbeziehungen im Konflikt?. In: Hamburger, F., Badawia, T., Hummrich, M. (eds) Migration und Bildung. Schule und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90346-0_7
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