Auszug
Zur Jahreswende 2005 machte das Bonmot die Runde, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe (Hartz IV) sei „Dosenpfand plus Lkw-Maut in Potenz“ Die rot-grüne Bundesregierung stand im Ruf, serienweise handwerkliche Fehler zu begehen und damit nicht nur ihre Mehrheit, sondern auch die für Demokratien wichtige „Output-Legitimation“ zu riskieren, die sich an der Effizienz und Effektivität von Regierungshandeln bemisst. Bei den genannten Großprojekten haben nicht nur die Entscheider in Regierung und Verwaltung schlecht abgeschnitten, sondern vor allem auch die angeheuerten Politikberater. Gemeint ist nicht der auch in Beraterkreisen für dubios gehaltene PR-Berater Hunziger, der eine seltsame, aber anscheinend breit gestreute und übliche Beziehungspflege betrieben hat (exit Rudolf Scharping und Cem Özdemir), sondern hoch angesehene Beratungsunternehmen wie WMP und Roland Berger. Der mit Verve und Aplomb angetretene Arbeitsmarktreformer Florian Gerster stürzte über Beraterverträge, die nicht ordentlich ausgeschrieben worden waren, aber im Dunkel blieb, welche Dimensionen die regulär zustande gekommenen Beratungsdienstleistungen hatten, wie ihre genaue Aufgabenstellung lautete, was ihre Ergebnisse waren und wie diese angesichts der schweren Pannen evaluiert worden sind. Sind sie das überhaupt?
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Anmerkungen und Literatur
Nach Frank Fischer, Reframing Public Policy. Discursive Politics and Deliberative Practices, Oxford —New York 2003, vgl. auch Claus Leggewie, Deliberative Demokratie, Regierung durch Diskussion —Steuerung politischer Entscheidungen durch Kommunikationsakte? Gutach-ten für den Deutschen Bundestag (TAB), Berlin 2005.
Hennis, W.: Rat und Beratung im modernen Staat (1963), in: Ders., Politikwissenschaft und politisches Denken. Tübingen 2000, 161–176, hier 196.
Dazu selbstkritisch Hartmut Bäumer, Beraterbranche: Selbstkontrolle nötig, politik & kommunikation, März 2004 und der „Verhaltenskodex“ der DeGePol unter http://www.degepol.de/verhalten.php sowieweitere Verhaltensregeln unter http://www.dipa-potsdam.org/forschungpublikationen/aufsaetze/verhaltensregeln/
Beispiel: Gesellschaftsberatung durch die deutschen Akademien der Wissenschaften, idw-Mitteilung vom 10.11.2003
Abels, G./ Bora, A: Public participation, stakeholders and expertise: Multi-actor spaces in the governance of biotechnology. Bielefeld University 2005, dies: Demokratische Technikbewertung. Bielefed 2004.
Fischer, F./ Forester, I, 1993: The Argumentative Turn in Policy Analysis and Planning. Durham NC
Näheres bei Katharina Holzinger, Verhandeln statt Argumentieren oder Verhandeln durch Ar-gumentieren, in. PVS H.3, 2001, S. 414–446, bes. S. 420f. und Frank Nullmeier, Methodenfragen einer kulturwissenschaftlichen Politologie, in: Jaeger/ Straub (Hg.) Handbuch Kulturwissenschaften, Bd. 2, Stuttgart 2004, S. 486ff.
Yanow, D.: How does a policy mean? Interpreting policy and organizational actions. Washing-ton, DC. 1996 und dies, Conducting interpretive policy analysis. Newbury Park/CA 2000.
Fischer, F. a.a.O. 191 ff. und Hajer, M. A./ Wagenaar, H. (Hg.): Deliberative Policy Analysis. Cambridge 2003.
Eine ganze Fülle von Beispielen deliberativer Beratungseinrichtungen gibt Thomas Saretzki, Demokratisierung von Expertise? Zur politischen Dynamik der Wissensgesellschaft, in: Ansgar Klein/ Rainer Schmalz-Bruns (Hg.), Politische Beteiligung und Bürgerengagement in Deutschland, Baden-Baden 1997, S. 277–313.
Daten nach der Dokumentation AG Bioethik und Wissenschaftskommunikation am MDC, Bürgerkonferenz Stammzellenforschung Bürgervotum März 2004, Berlin-Jülich o.J., vgl. auch das ähnlich gelagerte Modellprojekt der Bürgerkonferenz am Deutschen Hygiene-Museum Dresden 2001, dazu Silke Schicktanz/Jörg Naumann (Hg.) Bürgerkonferenz: Streitfall Gendiagnostik, Opladen2003; Silke Schicktanz: Bürger als Experten! http://www.gesellschaftsberatung.info/pdf/schicktanz/buergerkonferenz.
Hurreimann, A./ Liebsch, K./ Nullmeier, F. 2002: Wie ist argumentative Entscheidungsfindung möglich? Deliberation in Versammlungen und Internetforen, in: Leviathan Bd. 30, H. 4, 544–564.
Dazu jetzt Christoph Bieber/ Claus Leggewie (Hg.) Interaktivität. Ein transdisziplinärer Schlüsselbegriff, Frankfurt am Main 2004, S. 329ff, dies., Demokratie 2.0. Wie tragen neue Medien zur demokratischen Erneuerung bei?, in: Claus Offe (Hg.): Demokratisierung der Demokratie. Diagnosen und Reformvorschläge, Frankfurt/Main-New York (Campus), 124-151 sowie Claus Leggewie, Von der elektronischen zur interaktiven Demokratie: Das Internet für demokratische Eliten, in: Klumpp, D. u.a,. (Hg.): next generation information society? Notwendigkeit einer Neuorientierung, Mössingen-Thalheim 2003, 115-128. Näheres unter http://www.gesellschaftsberatung.info
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Leggewie, C. (2006). Deliberative Demokratie —Von der Politik-zur Gesellschaftsberatung (und zurück). In: Falk, S., Rehfeld, D., Römmele, A., Thunert, M. (eds) Handbuch Politikberatung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90052-0_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-90052-0_14
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-14250-0
Online ISBN: 978-3-531-90052-0
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)