Zusammenfassung
Ende der 1960er Jahre bestimmte Michel Foucault in ungemein einflussreicher Weise, was er mit dem Begriff „Diskurs“ verband. Die „Archäologie des Wissens“ ist demzufolge „eine Aufgabe, die darin besteht, nicht – nicht mehr – die Diskurse als Gesamtheiten von Zeichen (von bedeutungstragenden Elementen, die auf Inhalte oder Repräsentationen verweisen), sondern als Praktiken zu behandeln, die systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen.“ (Foucault 1988: 74). Dass Foucault hier von „sprechen“, also von kommunikativem Handeln oder kommunikativen Handlungen sprach, ist in der anschließenden Rezeption weitgehend unbeachtet geblieben. Dies mag damit zusammenhängen, dass ihn das einzelne kommunikative – oder wie er es nannte: diskursive Ereignis bzw. die Äußerung – in ihrer konkreten Singularität wenig interessierte.
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Notes
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Dabei sind Einflüsse von Friedrich Nietzsche, aber auch seine Auseinandersetzung mit den Philosophien von Kant, Hegel, Husserl, Sartre, Merleau-Ponty und Heidegger sowie mit der französischen Tradition der Epistemologie u. a. von emminenter Bedeutung (vgl. Keller 2008).
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Vgl. zum Beispiel die deswegen unzutreffende Kritik von DeLanda (2006), der seinerseits einer Deutung von Ian Hacking folgt.
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Zahlreiche ‚neuere‘ sozialwissenschaftliche Perspektiven übersehen gerade diesen Aspekt der permanenten und performativen Herstellung ebenso wie die Konfliktelemente oder auch den Realismus, der dieser ‚konstruktivistischen Perspektive‘ zugrunde liegt (vgl. zu letztem bspw. DeLanda 2006): „Wissen über die Gesellschaft ist demnach Verwirklichung [im englischen Original: „realisation“, Anm. RK] im doppelten Sinne des Wortes: Erfassen der objektivierten gesellschaftlichen Wirklichkeit und das ständige Produzieren eben dieser Wirklichkeit in einem.“ (Berger/Luckmann 1980: 71)
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Allerdings haben auch Jürgen Habermas und Niklas Luhmann seit den 1970er Jahren auf ihre sehr unterschiedliche Weise den Begriff der Kommunikation in den Mittelpunkt ihrer Theoriekonstruktionen gestellt.
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Vgl. dazu auch die Beiträge von Knoblauch und Reichertz im vorliegenden Band.
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Das von ihm in den 1980er Jahren zusammen mit Jörg Bergmann, Hubert Knoblauch u. a. entwickelte Programm der Analyse kommunikativer Gattungen greift auf Denkfiguren der russischen Sprachphilosophen Mikhail Bakhtin (1986) und Valentin N. Volosinow (1975) zurück, die bereits die Regulierung des Sprachgebrauchs in „speech genres“, d. h. besonderen Themen, Konstruktionen und linguistischen Mustern für typische Sprechsituationen, betonten.
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Nachdem längere Zeit eher Gegensätze zwischen Mead und Schütz betont wurden, setzt sich allmählich eine Interpretation durch, die ungeachtet der je unterschiedlichen Fragestellungen vielfältige Parallelen erkennt und diese auf die pragmatistischen Elemente in den Werken beider Autoren bezieht (Srubar 1988; Keller 2010).
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Ein stärker metaphorischer Sprachgebrauch kann sicherlich darauf hinweisen, dass Kommunikation in unterschiedlichsten Systemtypen oder bei den verschiedensten lebendigen Arten eine zentrale Rolle spielt und keineswegs als menschliche Spezialität angesehen werden sollte. Allerdings impliziert dies nicht, dass Kommunikation überall nach den gleichen Spezifika verläuft; zudem scheint mir das kaum behebbare Problem einer unzulässigen und ungesehen sich vollziehenden ‚Vermenschlichung‘ bei einem in dieser Weise generalisierten Kommunikationsbegriff doch nicht unerheblich. Das führt dann eher zur Verwirrung als zum tatsächlichen Verständnis und zur Erklärung solcher Phänomene. Ein ähnliches Problem erzeugt der generalisierte Aktanten und Handlungsbegriff der Aktor-Netzwerk-Theorie.
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Schalk verortet die Herkunft des Begriffs in der Logik von Boole (George Boole: An Investiga tion of the Laws of Thought, 1854).
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Die deutsche Übersetzung der Passage lautet: „(…) Sobald der Wissenschaftler sich aber entschieden hat, betritt er die bereits vorkonstituierte Welt wissenschaftlichen Denkens, die ihm von der historischen Tradition seiner Wissenschaft überliefert worden ist. Von nun an wird er an einer Welt des Dialogs teilnehmen. Diese umfaßt die Ergebnisse, die von anderen erarbeitet, Probleme, die von anderen gestellt wurden, Lösungen, die andere vorgeschlagen und Methoden, die andere entwickelt haben. (…).“ (Schütz 1971a: 288; Herv. d. Verf.)
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Auch hier wählt die deutsche Übersetzung einen anderen Begriff. So lautet die entsprechende Passage: „(…) Theoriebildung (ist) erstens nur innerhalb einer Welt wissenschaftlichen Dialogs möglich, die dem Wissenschaftler als Ergebnis fremder theoretischer Handlungen vorgegeben ist.“ (Schütz 1971a: 294)
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Als Beispiel für ein „Höchstmaß an Übereinstimmung“ gelten ihm „hochformalisierte und standardisierte Fachsprachen“. In der deutschen Übersetzung lautet die oben zitierte Passage so: „Je größer der Unterschied zwischen ihren Relevanzsystemen, je geringer die Möglichkeiten für eine erfolgreiche Kommunikation. Bei gänzlich verschiedenen Relevanzsystemen kann es nicht mehr gelingen, eine ‚gemeinsame Sprache‘ zu finden“ (Schütz 1971b: 373).
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Vgl. in diesem Sinne auch das Plädoyer von Latour (2005).
Literatur
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Keller, R. (2013). Kommunikative Konstruktion und diskursive Konstruktion. In: Keller, R., Reichertz, J., Knoblauch, H. (eds) Kommunikativer Konstruktivismus. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19797-5_4
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