Zusammenfassung
Neuere Analysen zur Interessenvermittlung verweisen auf Entkoppelungsprozesse zwischen Verbänden und Politik. Weßels untersucht, wann dieser Entkoppelungsprozess eingesetzt hat und wie er verlaufen ist, indem er Befragungsdaten zu den Kontakten zwischen Bundestagsabgeordneten und Verbänden in einem Zeitraum zwischen 1988 bis 2010 auswertet. Die Daten zur Entwicklung der Kontakthäufigkeit bestätigen zunächst die Ausgangsthese, dass die Verschränkung von verbandlicher Interessenvermittlung und Politik in der Tendenz abnimmt. Bemerkenswert ist aber vor allem, dass Weßels den Beginn des Entkoppelungsprozesses relativ genau datieren kann, nämlich auf das Jahr 1982. Durch eine Analyse der Kontaktentwicklung im Deutschen Bundestag nach Eintrittskohorten lasse sich aufzeigen, dass die von Kanzler Kohl propagierte „Wende“ der Ausgangspunkt für diese Entwicklung gewesen sei. Dem gegenüber bleiben die politischen Koalitionen zwischen Parteien und Verbänden, die die zentralen sozioökonomischen Konfliktlinien im System der Bundesrepublik widerspiegeln, den Auswertungen zufolge relativ stabil.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Similar content being viewed by others
Literatur
von Alemann, Ulrich. 1985. Der Wandel organisierter Interessen in der Bundesrepublik. Erosion oder Transformation? Aus Politik und Zeitgeschichte 49: 3–21.
Armingeon, Klaus. 1989. Stabilität im Wandel: eine kritische Anmerkung zu den Thesen von Paul Windolf. Journal für Sozialforschung 29 (4): 388–396.
Badura, Bernhard, und Jürgen Reese. 1976. Jungparlamentarier in Bonn – ihre Sozialisation im Deutschen Bundestag. Stuttgart: Frommann-Holzboog.
Dyson, Kenneth. 2005. Binding hands as a strategy for economic reform: Government by commission. German Politics 14 (2): 224–247.
Herzog, Dietrich, Hilke Rebenstorf, Camilla Werner und Bernhard Weßels. 1990. Abgeordnete und Bürger. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Herzog, Dietrich, Hilke Rebenstorf und Bernhard Weßels, Hrsg. 1993. Parlament und Gesellschaft – Eine Funktionsanalyse der repräsentativen Demokratie. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Jessop, Bob. 1979. Parliamentarism and social democracy. In Trends toward corporatist intermediation, Hrsg. Philippe C. Schmitter und Gerhard Lehmbruch, 185–212. London: Sage.
Katz, Richard S., und Bernhard Weßels, Hrsg. 1999. The European parliament, national parliaments, and European integration. Oxford: Oxford University Press.
Katzenstein, Peter. 1987. Policy and politics in West Germany – The growth of a semisovereign state. Philadelphia: Temple University Press.
Kirberger, Wolfgang. 1978. Staatsentlastung durch Verbände. Baden-Baden: Nomos.
Lehmbruch, Gerhard. 1977. Liberal corporatism and party government. Comparative Political Studies 10 (1): 91–126.
Lehmbruch, Gerhard. 1982a. Neo-corporatism in comparative perspective. In Patterns of corporatist policy-making, Hrsg. Gerhard Lehmbruch und Phillipe C. Schmitter, 1–28. London: Sage.
Lehmbruch, Gerhard. 1982b. Neo-corporatism and the function of representative institutions. Konferenz „Representation and the State“ vom 11. bis 15. Oktober 1982. Stanford University.
Lehmbruch, Gerhard. 1984. Interorganisatorische Verflechtungen im Neo-Korporatismus. In Politische Willensbildung und Interessenvermittlung, Hrsg. Jürgen Falter, Christian Fenner und Michael Th. Greven, 467–482. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Lehmbruch, Gerhard. 1995. Die Rolle der Spitzenverbände im Transformationsprozeß. Berliner Debatte 6: 89–105.
Lehmbruch, Gerhard. 1996. Der Beitrag der Korporatismusforschung zur Entwicklung der Steuerungstheorie. Politische Vierteljahresschrift 37 (4): 735–751.
Leif, Thomas, und Rudolf Speth, Hrsg. 2006. Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Lösche, Peter. 2006. Demokratie braucht Lobbying. In Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland, Hrsg. Thomas Leif und Rudolf Speth, 53–68. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Magiera, Siegfried. 1979. Parlament und Staatsleitung in der Verfassungsordnung des Grundgesetzes. Berlin: Duncker & Humblot.
Olson, Mancur. 1982. The rise and decline of nations: Economic growth, stagflation, and social rigidities. Princeton: Yale University Press.
Pohl, Ines. 2012. Schluss mit Lobbyismus! 50 einfache Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt. Frankfurt a. M.: Westend.
Scharpf, Fritz W. 1987. Sozialdemokratische Krisenpolitik in Europa. Frankfurt a. M.: Campus.
Schmidt, Manfred G. 1987. West Germany: The policy of the middle way. Journal of Public Policy 7 (2): 135–177.
Schmitter, Philippe C. 1977. Modes of interest intermediation and models of societal change in Western Europe. Comparative Political Studies 10 (1): 7–38.
Sebaldt, Martin. 1997. Organisierter Pluralismus: Kräftefeld, Selbstverständnis und politische Arbeit deutscher Interessengruppen. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Steffani, Winfried. 1971. Parlamentarismus ohne Transparenz. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Stinchcombe, Arthur L. 1975. Social structure and politics. In Macropolitical theory, handbook of political science, Hrsg. Fred I. Greenstein und Nelson W. Polsby, 557–622. Reading: Addison Wesley.
Streeck, Wolfgang. 1987. Vielfalt und Interdependenz. Überlegungen zur Rolle von intermediären Organisationen in sich ändernden Umwelten. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 39 (3): 471–495.
Trampusch, Christine. 2005. Sozialpolitik in Post-Hartz Germany. Langfassung des gleichnamigen Artikels in WeltTrends 13 (47). Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Köln. http://www.mpi-fg-koeln.mpg.de/people/tr/PDF/Trampusch Post-Hartz-Langfassung WeltTrends.pdf. Zugegriffen: 28. Juni 2013.
Trampusch, Christine. 2009. Der erschöpfte Sozialstaat. Transformation eines Politikfeldes. Frankfurt a. M.: Campus.
Weßels, Bernhard. 1987. Kommunikationspotentiale zwischen Bundestag und Gesellschaft: Öffentliche Anhörungen, informelle Kontakte und innere Lobby in wirtschafts- und sozialpolitischen Parlamentsausschüssen. Zeitschrift für Parlamentsfragen 18 (2): 285–311.
Weßels, Bernhard. 1998. Social alliances and coalitions: The organizational underpinnings of democracy in West Germany. In Participation and democracy. East and West, Hrsg. Dietrich Rueschemeyer, Marilyn Rueschemeyer und Björn Wittrock, 203–232. Armonk: Sharpe.
Weßels, Bernhard. 1999a. Die deutsche Variante des Korporatismus. In Eine lernende Demokratie. 50 Jahre Bundesrepublik Deutschland. WZB-Jahrbuch 1999, Hrsg. Max Kaase und Günter Schmid, 87–113. Berlin: edition sigma.
Weßels, Bernhard. 1999b. European parliament and interest groups. In The European parliament, the national parliaments, and the European Union, Hrsg. Richard S. Katz und Bernhard Weßels, 105–128. Oxford: Oxford University Press.
Weßels, Bernhard. 2005. Abgeordnetenbefragung 2003. Kurzfassung und Dokumentation der Ergebnisse 2005. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. http://www.wzb.eu/sites/default/files/zkd/dsl/ber-fin1-all1.pdf. Zugegriffen: 28. Juni 2013.
Weßels, Bernhard. 2007a. Das bundesdeutsche Verbandssystem in vergleichender Perspektive. Politische Spannungslinien und politische Ökonomie. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter und Ulrich Willems, 84–118. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Weßels, Bernhard. 2007b. Organisierte Interessen und Rot-Grün: Temporäre Beziehungsschwäche oder zunehmende Entkoppelung zwischen Verbänden und Parteien? In Ende des rot-grünen Projektes. Eine Bilanz der Regierung Schröder 2002–2005, Hrsg. Christoph Egle und Reimut Zohlnhöfer, 151–167. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Weßels, Bernhard, und Sara Schlote. 2010. Members of the German Bundestag Survey 2010. Fieldwork Report. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.
Willems, Ulrich, und Thomas von Winter. 2007. Interessenverbände als intermediäre Organisationen. Zum Wandel ihrer Strukturen, Funktionen, Strategien und Effekte in einer veränderten Umwelt. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter und Ulrich Willems, 13–50. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
von Winter, Thomas. 2007. Sozialverbände. In Interessenverbände in Deutschland, Hrsg. Thomas von Winter und Ulrich Willems, 341–366. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2014 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Weßels, B. (2014). Entkoppelung von Parlament und organisierten Interessen?. In: von Winter, T., von Blumenthal, J. (eds) Interessengruppen und Parlamente. Schriften der DVPW-Sektion Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19161-4_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-19161-4_6
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-18641-2
Online ISBN: 978-3-531-19161-4
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)