Zusammenfassung
Schaut man auf den Obertitel dieses Buches „Medizin – Gesundheit – Geschlecht“ scheint dieser zu suggerieren, dass die Befassung mit Gesundheit und Krankheit von Frauen und Männern ausschließlich eine medizinische Aufgabe sei. Diese Annahme ist jedoch falsch. Auch ist es nicht so, dass die Frauengesundheitsforschung bzw. die geschlechterspezifische Gesundheitsforschung mit der Entstehung der Gendermedizin obsolet geworden ist. Hier soll die These vertreten werden, dass Gendermedizin und geschlechterspezifische Gesundheitsforschung in Public Health unterschiedliche Disziplinen sind; sie befassen sich mit verschiedenen Gegenstandsbereichen, arbeiten mit jeweils anderen Theorien und Methoden und haben andere Handlungsfelder. Im Folgenden wird deshalb aus der spezifischen Definition von Public Health heraus eine Abgrenzung gegenüber der Medizin vorgenommen und vor diesem Hintergrund Frauen- und Geschlechterforschung in Public Health als ein von der Gendermedizin verschiedenes Wissenschafts- und Praxisfeld herausgearbeitet.
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Maschewsky-Schneider, U. (2016). Frauen- und Geschlechterforschung in Public Health ist nicht Gendermedizin. Ein historischer Rückblick und eine disziplinäre Standortbestimmung. In: Hornberg, C., Pauli, A., Wrede, B. (eds) Medizin - Gesundheit - Geschlecht. Geschlecht und Gesellschaft, vol 55. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19013-6_2
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