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Ästhetische Eigenzeiten und romantische Inszenierungsräume

Dynamiken der Beschleunigung und Entschleunigung in Büchners Woyzeck und Leonce und Lena

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Georg Büchner und die Romantik

Part of the book series: Abhandlungen zur Literaturwissenschaft ((ABLI))

  • 1374 Accesses

Zusammenfassung

Arbeit und Müßiggang zählen zu den in der Romantik vielfach bearbeiteten Themenkomplexen, die im Werk Georg Büchners sondiert und zugleich einem produktiven Akt von Aneignung und Abweichung unterzogen werden. Da speziell Zeit und Zeitökonomien mit Prozessen der Arbeit und Nicht-Arbeit zentral verbunden sind, setzt der vorliegende Beitrag hier an bzw. fokussiert ein zeitanalytisches Vorgehen, das konkret nach Dynamiken von Beschleunigung und Entschleunigung fragt. Dabei wird deutlich, dass sich Büchner mittels Überzeichnung, Ironie und Persiflage meist von dem zeitpolitischen Gestus der Romantiker (mit ihren sich entpflichtenden Müßiggängern und Taugenichtsen) distanziert und dagegen die Reflexion von Zeitpolitiken stellt, die bis in die Gegenwart aktuell und herausfordernd bleiben.

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Notes

  1. 1.

    Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts/Der neue Troubadour. In: Ders.: Joseph von Eichendorff. Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Wolfgang Frühwald, Brigitte Schillbach, Hartwig Schultz. Bd. 2: Ahnung und Gegenwart, Erzählungen. Hrsg. von Wolfgang Frühwald, Brigitte Schillbach. Berlin 1985, S. 445–561, hier S. 446.

  2. 2.

    Diesem Beitrag liegt ein europäisch orientiertes, heterogenes Romantik-Verständnis zugrunde, wie es Roland Borgards in der Einleitung zu diesem Band entwirft: Romantik wird hier aus ihrem relationalen Verhältnis zu Aufklärung und Moderne sowie zu Klassizismus und Vormärz heraus verstanden, sprich: als ein Prozess, in dem sich die „Aufklärung auf eine spezifische, von anderen Verfahren zu unterscheidende Art zur Moderne“ transformiert.

  3. 3.

    Zu Eichendorffs ‚schläfrigen‘ Helden und ihrer Vorliebe für den Tagschlaf vgl. u. a. Vf.: Über die Mittagsruhe. Alltagspolitik und ästhetische Eigenzeit bei William Wordsworth, Joseph von Eichendorff und Gustave Courbet. In: Vf., Thorsten Unger, Björn Weyand (Hrsg.): Arbeit und Müßiggang in der Romantik. Paderborn 2017, S. 285–303, sowie Otto Eberhardt: Eichendorffs Taugenichts: Quellen und Bedeutungshintergrund. Untersuchungen zum poetischen Verfahren Eichendorffs. Würzburg 2000, S. 132.

  4. 4.

    Barbara Neumann: Editorial. In: Figurationen 1, Sonderheft: Müdigkeit/Fatigue (2013), http://www.figurationen.ch/hefte/muedigkeit-fatigue/editorial-2/ (Zugriff: 15.03.2019).

  5. 5.

    Leonhard Fuest: Poetik des Nicht(s)tuns. Verweigerungsstrategien in der Literatur seit 1800. München 2008, S. 59.

  6. 6.

    Zu denken wäre u. a. an Friedrich Schlegels Idylle über den Müßiggang (1799), E. T.A. Hofmanns Das Fräulein von Scuderi (1819/1821), Ludwig Tiecks Des Lebens Überfluß (1839), aber auch die Lyrik der britischen Romantiker William Wordsworth, z. B. Daffodils (1807) und John Keats, z. B. Ode on a Grecian Urn (1819/1820).

  7. 7.

    Vgl. etwa Andrea Komlosy: Arbeit. Eine globalhistorische Perspektive: 13. bis 21. Jahrhundert. Wien 2014.

  8. 8.

    Vgl. hier ergänzend den Begriffsapparat bei Leonhard Fuest: „[D]ie Muße [ist] als legitime Form der Nicht-Arbeit vom Müßiggang zu unterscheiden. Während der Müßiggang seit der Antike vor allem in seinen hedonistischen Ausprägungen als unmoralische Verschwendung von Zeit und Energie gilt, hat sich die Muße gehalten und etabliert als eine geistige, kontemplative und sogar moralische Tätigkeit. […] Faulheit und Müßiggang als Laster sind in ihrer Amoralität verwandt und der Muße wie der Arbeit entgegengesetzt. Der Müßiggänger aber ist agiler als der Faulenzer. Der Faulenzer ist, wie die Etymologie zeigt, der Fäulnis, und das bedeutet schließlich auch: dem Tod, dem Nichts näher.“ Fuest: Poetik des Nicht(s)tuns (wie Anm. 5), S. 18–22.

  9. 9.

    Ebd., S. 36.

  10. 10.

    Barbara Adam: Das Diktat der Uhr. Zeitformen, Zeitkonflikte, Zeitperspektiven. Frankfurt a. M. 1995, S. 133.

  11. 11.

    Vgl. Kerstin Volland: Zeitspieler. Inszenierungen des Temporalen bei Bergson, Deleuze und Lynch. Wiesbaden 2009, S. 13.

  12. 12.

    Ebd., S. 29.

  13. 13.

    Vgl. dazu Michael Gamper, Helmut Hühn: Was sind Ästhetische Eigenzeiten? Hannover 2014.

  14. 14.

    Ebd., S. 11–12.

  15. 15.

    Ebd., S. 13.

  16. 16.

    Ebd., S. 25.

  17. 17.

    Adam: Das Diktat der Uhr (wie Anm. 10), S. 124.

  18. 18.

    Thierry Paquot: Die Kunst des Mittagsschlafs. Göttingen 2011, S. 31–35.

  19. 19.

    Ebd.

  20. 20.

    Siehe etwa: Gustav Beckers: Georg Büchners Leonce und Lena. Ein Lustspiel der Langeweile. Heidelberg 1961; Peter Mosler: Georg Büchners Leonce und Lena. Langeweile als gesellschaftliche Bewußtseinsform. Bonn 1974; Daniela Bravin: Zeit und ihrer Nutzung im Werk Georg Büchners. Eine Untersuchung zeitgenössischer Quellen. Bielefeld 2013; Norbert Otto Eke: Büchner und die Zeit. In: Ariane Martin, Isabelle Stauffer (Hrsg.): Georg Büchner und das 19. Jahrhundert. Bielefeld 2012, S. 11–28 und Eva Horn: Gelangweilt und gehetzt. Zur politischen Ökonomie der Zeit bei Georg Büchner. In: Michael Gamper, Peter Schnyder (Hrsg.): Dramatische Eigenzeiten des Politischen im 18. und 19. Jahrhundert. Hannover 2017, S. 171–190.

  21. 21.

    Roland Borgards: Geschichte zwischen Erdzeit und Organzeit. Eigenzeiten in Georg Büchners Dantons Tod. In: Gamper, Schnyder: Dramatische Eigenzeiten (wie Anm. 20), S. 157–170, hier S. 157.

  22. 22.

    Textstellen von Büchner werden hier und im Folgenden zit. nach der Marburger Büchner Ausgabe (Darmstadt 2000–2013) unter der Sigle MBA. Die Nachweise erscheinen direkt im Text.

  23. 23.

    Benjamin Franklin: Advice to a Young Tradesman, Written by an Old One. In: George Fisher (Hrsg.): The American Instructor: or Young Man’s Best Companion. Philadelphia 1748, S. 375–377, hier S. 375.

  24. 24.

    Adam: Das Diktat der Uhr (wie Anm. 10), S. 124.

  25. 25.

    Ebd.

  26. 26.

    Ebd., S. 122.

  27. 27.

    Theo Elm: Georg Büchner: Woyzeck. Zum Erlebnishorizont der Vormärzzeit. In: Dramen des 19. Jahrhunderts. Interpretationen. Stuttgart 1947, S. 141–171, hier S. 142.

  28. 28.

    Jacob und Wilhelm Grimm: Beschäftigung. In: Dies.: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1: ABiermolke. Leipzig 1854, Sp. 1544.

  29. 29.

    Horn: Gelangweilt und gehetzt (wie Anm. 20), S. 171.

  30. 30.

    Kyung-Ho Cha: Die literarische Phänomenologie der Arbeit. Zur Typologie der Arbeit in Georg Büchners Leonce und Lena, Dantons Tod und Woyzeck. In: Judith Ellenbürger, Hans-Joachim Schott (Hrsg.): Arbeit und Natur. Reflexionen in Literatur und Medien. Würzburg 2016, S. 67–91, hier S. 69.

  31. 31.

    Vgl. Manfred Koch: Faulheit. Eine schwierige Disziplin. Springe 2012, S. 9.

  32. 32.

    Gabriele Stumpp: Müßiggang als Provokation. In: Wolfgang Asholt, Walter Fähnders (Hrsg.): Arbeit und Müßiggang 17891914. Dokumente und Analysen. Frankfurt a. M. 1991, S. 181–190, hier S. 181.

  33. 33.

    Ebd.

  34. 34.

    Koch: Faulheit (wie Anm. 31), S. 60.

  35. 35.

    Ebd., S. 119.

  36. 36.

    Wilhelm Hauff: Das kalte Herz. Ein Märchen. In: Ders.: Wilhelm Hauff. Sämtliche Werke. Bd. 2: Märchen, Novellen. München 1970, S. 215–236, hier: S. 230.

  37. 37.

    Rüdiger Safranski: Zeit. Was sie mit uns macht und was wir mit ihr machen. München 2015, S. 31.

  38. 38.

    Vgl. William James: The Perception of Time. In: Journal of Speculative Philosophy 20/4 (1886), S. 374–404.

  39. 39.

    Vgl. Friedrich Schlegel: Idylle über den Müssiggang. In: Ders.: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Hrsg. von Ernst Behler. Band: 5/1. Abteilung: Dichtungen, S. 25–29, hier S. 27. Vgl. in diesem Kontext auch: Gustav Beckers: Die Apotheose schöpferischen Müssiggangs in Friedrich Schlegels Lucinde in ihrer Beziehung zu Georg Büchners Leonce und Lena und Kirkegaard. In: Ders.: Versuche zur dichterischen Schaffensweise deutscher Romantiker (Ludwig Tieck, Friedrich Schlegel, Clemens Brentano). Aarhus 1961, S. 18–28.

  40. 40.

    Vgl. etwa Erhard Schütz: Romantische Waldarbeit. In: Vf., Unger, Weyand: Arbeit und Müßiggang in der Romantik (wie Anm. 3), S. 329–344.

  41. 41.

    Zum Begriff des Chronotopos vgl. zunächst: Michail M. Bachtin: Chronotopos. Frankfurt a. M. 2008, und zur Bedeutung der Chronotopos-Analyse im Forschungsfeld der ‚ästhetischen Eigenzeiten‘: Gamper, Hühn: Was sind Ästhetische Eigenzeiten? (wie Anm. 13), S. 47–49.

  42. 42.

    Ebd., S. 15.

  43. 43.

    Byung-Chul Han: Im Schwarm. Ansichten des Digitalen. Berlin 2013, S. 48–49.

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Lillge, C. (2020). Ästhetische Eigenzeiten und romantische Inszenierungsräume. In: Borgards, R., Dedner, B. (eds) Georg Büchner und die Romantik. Abhandlungen zur Literaturwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05100-4_10

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