Zusammenfassung
Jean Paul-Leser werden fast immer zuvorkommend, freundschaftlich und liebevoll behandelt: Der Autor und seine verschiedenen Verwandten gehen überaus pfleglich mit ihren Adressaten um. Aus der Übergangsphase zwischen Spätaufklärung und dem unruhigen, von Kriegen erschütterten Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Metternichschen Restaurations-Ära gibt es bestenfalls in Johann Peter Hebels Rheinischem Hausfreund einen ähnlich leserorientierten und leserfreundlichen Erzähler. Jean Paul scheint keinen Zweifel an seiner eindrucksvollen und vielkräftigen Autorschaft zuzulassen. Heutige Leser, die den Kriegsruf vom »Tod des Autors« im Ohr haben, werden sich mit Verwunderung ihrem offenbar so zuverlässigen Romancier zuwenden. Sie dürften kaum unter der Schizophrenie leiden, die zwischen ›Lesern‹ auf der einen und ›professionellen‹ Lesern auf der anderen Seite entstehen kann. Sie lassen sich ständig mit einer zuverlässigen Autorschaft konfrontieren und werden sich schwer von der Literaturtheorie vom Tod des Autors überzeugen lassen. In dieser Situation sind mindestens zwei Einstellungen möglich: entweder unbeirrtes Lesen, das den Autor in seiner Wörterwelt lässt wie die Kirche im Dorf, oder eine kritische Prüfung der Theoreme, die in der gegenwärtigen Diskussion verhandelt werden, als hoffentlich heilsame Provokation. Es könnte durchaus produktiv sein, tradierte Lektüreeinsichten mit dem neuen Theorieangebot zu konfrontieren.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Endnoten
Vgl. Matias Martinez/Michael Scheffel, Einführung in die Erzähltheorie. München 1999, S.187.
Klaus Weimar, Wo und Was ist der Erzähler?, in: Modern Language Notes 109 (1994), S.495–506, hier: S.502.
Klaus Weimar, Doppelte Autorschaft, in: Rückkehr des Autors, hrsg. von Fotis Jannidis, Gerhard Lauer, Matias Martinez und Simone Winko. Tübingen 1999, S.123–133. Hier: S.133.
W. Wolf, ›Erzähler‹ in: Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansätze — Personen — Grundbegriffe, hrsg. von Ansgar Nünning. Stuttgart/Weimar 1998, S.128f.
Vgl. Uwe Schweikert, Jean Pauls ›Komet‹. Selbstparodie der Kunst. Stuttgart 1971, S.82.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Sauder, G. (2003). »Komet«(en)-Autorschaft. In: Pfotenhauer, H. (eds) Jahrbuch der Jean-Paul-Gesellschaft. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02859-4_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02859-4_3
Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-7400-1202-1
Online ISBN: 978-3-476-02859-4
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)