Frauen und Macht heute — Gerechtigkeit für die Generation von morgen

Zusammenfassung

Um über die Generation von morgen zu sprechen, beginne ich mit einer kurzen historischen Bestandsaufnahme, die uns 4 000 Jahre zurückfuhrt und auf den Prozeß verweist, der zur gleichzeitigen Entstehung von Staat und patriarchalischer Familie als sich gegenseitig bedingender gesellschaftlicher Einrichtungen geführt hat. Ich möchte hier nur an drei Strukturmuster erinnern, die an diesem Prozeß beteiligt waren bzw. aus ihm resultierten und die uns — wenn auch in abgewandelter Form — bis heute als soziales Erbe erhalten blieben:

• Zusammen mit anderen Faktoren hat der höhere Wert und Nutzen und nicht etwa die Minderwertigkeit von Frauen dazu geführt, daß sie als kostbare Ware zunächst gehandelt, dann entführt und geraubt wurden, und daß sie als Sklavinnen, als Prostituierte und schließlich auch als Ehefrauen kollektiv entwertet und entmachtet wurden.

• Die Entstehung des Staates aus männerbündischen Eroberungszügen und seine Orientierung an militärisch-hierarchischen Organisationsformen, an denen Frauen nicht beteiligt waren, hat zur Entfernung von Frauen aus der politischen Öffentlichkeit und bis heute zur Fremdheit zwischen Frauen und allen Bereichen der Machtausübung geführt.

• Die gesellschaftliche Einbindung der Frauen über die mit dem Staat entstandene patriarchalische Familie hatte zur Folge, daß die Verantwortung für die Reproduktion der Gesellschaft für lange Zeit — und in entscheidenden Bezügen bis heute — aus der Verantwortung der Männer und aus der Zuständigkeit des Staates herausgenommen wurde.