Zusammenfassung
Clifford Geertz’ einflussreiche Aufsatzsammlung mit dem Titel „Dichte Beschreibung“ enthält eine kleine Geschichte, die sich im Jahre 1912 im marokkanischen Hochland zugetragen haben soll (Geertz 1983:12–14). Die Hauptrolle spielt Cohen, ein alteingesessener jüdischer Schafshändler, der über das traditionelle System von Handelspakten („mezrag“ genannt) mit dem Anführer des Marmuscha-Stammes verbunden war. Das System sieht vor, daß der Händler von seinem Partner Schutz und im Notfall bewaffneten Beistand erhält und im Gegenzug dazu den Stammeskriegern eine Reihe von Handelsvergünstigungen zugesteht. Cohen wurde von einem anderen Berberstamm, der sich der eindringenden französischen Kolonialmacht noch nicht unterworfen hatte, ausgeraubt. Zwei Berufskollegen, die bei ihm zu Besuch waren, verloren in dem Tumult das Leben. Daraufhin rief er seinen Mezrag-Partner, den Scheich der Marmuscha, zu Hilfe, zog mit dessen Kriegern in die Berge und stahl den Schafshirten des räuberischen Stammes fünfhundert Schafe, eine Summe, die den Wert der geraubten Güter um das vier- bis fünffache überstieg und somit der für solche Fälle vorgesehenen traditionellen Genugtuungssumme („’ar“ genannt) entsprach.
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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Wimmer, A. (2005). Einleitung — Im Bazar von Bedeutungen. In: Wimmer, A. (eds) Kultur als Prozess. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80663-5_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Online ISBN: 978-3-322-80663-5
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